Steigende Verschuldung: Ein Balanceakt für Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2025
Die Finanzpolitik Deutschlands erlebt eine Kehrtwende. Nachdem jahrelang an der Schuldenbremse festgehalten wurde, öffnet sich die Bundesregierung nun für eine expansivere Fiskalpolitik. Dr. Manuel Steinbrink, Ökonom bei der apoBank, begrüßt diesen Kurswechsel: „Die ‚schwäbische Hausfrau‘ hat ausgedient. Endlich steuert die Fiskalpolitik in Berlin um. Wir erleben eine Kehrtwende, die lange überfällig war.“
Tatsächlich sind Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur dringend notwendig. Allerdings bleibt die Frage, wie diese zusätzlichen Schulden langfristig die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands beeinflussen. Denn während die Verbindlichkeiten sofort entstehen, sind die erwarteten positiven Effekte erst in der Zukunft sichtbar – und mit Unsicherheiten behaftet.
Steinbrink argumentiert, dass „die Notwendigkeit massiver Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur keinen Spielraum für dogmatische Sparsamkeit“ lasse. Auch die Finanzmärkte zeigen sich bislang optimistisch: „Der DAX hat seit Jahresbeginn kräftig zugelegt, der Euro hat seine Schwächephase beendet.“ Doch während kurzfristige Marktreaktionen positiv ausfallen, bleibt abzuwarten, ob Ratingagenturen ihre derzeit wohlwollende Haltung beibehalten. Eine steigende Verschuldung könnte das Credit Rating Deutschlands unter Druck setzen, falls die erhofften Wirtschaftseffekte ausbleiben oder schwächer ausfallen als prognostiziert.
Ein wesentlicher Faktor hinter den steigenden Aktienkursen ist allerdings nicht nur die Aussicht auf staatliche Investitionen, sondern auch die damit verbundenen Inflations- und Wachstumserwartungen. Eine höhere Kreditaufnahme führt oft zu steigender Inflation, was Unternehmen mit hoher Verschuldung entlastet und reale Schuldenlasten verringert. Zudem profitieren Sachwerte wie Aktien von einem inflationären Umfeld, während Anleihen an Attraktivität verlieren. Dadurch fließt Kapital verstärkt in den Aktienmarkt, was die Kursgewinne weiter antreibt. Die kurzfristige Euphorie an den Börsen darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine anhaltend hohe Inflation auch Risiken birgt – etwa steigende Zinsen, die langfristig die Finanzierbarkeit der neuen Schulden belasten könnten.
Steinbrink warnt zudem davor, sich allein auf die expansive Geldpolitik zu verlassen: „Ohne begleitende Strukturreformen, vor allem am Arbeitsmarkt, droht der Effekt der Geldschwemme zu verpuffen. Die Politik muss jetzt liefern.“ Die Herausforderung für Deutschland liegt also darin, den richtigen Mittelweg zu finden – zwischen notwendigen Investitionen und einer nachhaltigen Finanzpolitik.
Letztlich bleibt die Entwicklung ein Balanceakt zwischen Optimismus und Risiko. „Europa ist zurück auf der Landkarte der Investoren, und Deutschland spielt dabei eine Schlüsselrolle.“ Doch wie stabil diese Rolle bleibt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
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UNIQLO füllt die Lücken in den Innenstädten
Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2025
UNIQLO erweitert seine Präsenz in Deutschland und wird im Herbst 2025 drei neue Geschäfte in Frankfurt, München und Köln eröffnen. Damit steigt die Zahl der Filialen in Deutschland auf zwölf. Ziel des Unternehmens ist es, seine LifeWear-Philosophie – Kleidung, die Schlichtheit, Qualität und Langlebigkeit vereint – einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Während viele Innenstädte mit einem Rückgang des stationären Einzelhandels kämpfen, setzt UNIQLO mit der Eröffnung neuer Filialen ein positives Zeichen. In zahlreichen deutschen Großstädten stehen immer mehr Ladenflächen leer, da Online-Shopping und verändertes Konsumverhalten den klassischen Einzelhandel unter Druck setzen. Besonders in den Haupteinkaufsstraßen führt dies zu einer spürbaren Veränderung des Stadtbildes. UNIQLO hingegen investiert gezielt in zentrale Lagen wie die Frankfurter Biebergasse oder die Schildergasse in Köln, um Kundinnen und Kunden ein direktes Einkaufserlebnis zu bieten. Diese Strategie zeigt, dass physische Stores weiterhin eine wichtige Rolle spielen können, wenn sie als Orte der Markenpräsenz, des persönlichen Services und der Inspiration gestaltet werden.
Mit der Expansion setzt UNIQLO seinen Wachstumskurs fort, nachdem die Marke bereits seit zehn Jahren in Deutschland vertreten ist. Die neuen Standorte sollen den Kundinnen und Kunden eine größere Auswahl an hochwertigen und funktionalen Kleidungsstücken bieten. Besonders hervorzuheben ist das Konzept der LifeWear-Produkte, die darauf ausgelegt sind, langlebig, komfortabel und vielseitig kombinierbar zu sein.
Nachhaltigkeit spielt für UNIQLO eine wichtige Rolle. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, zeitlose Mode mit hoher Qualität anzubieten, um den langfristigen Nutzen der Kleidung zu maximieren. Zudem setzt UNIQLO auf innovative Materialien wie HEATTECH und AIRism, die für Tragekomfort und Funktionalität entwickelt wurden. In den letzten Jahren hat das Unternehmen vermehrt Recycling- und Wiederverwendungsinitiativen gestartet, um Ressourcen zu schonen und Abfall zu reduzieren.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht bringt die Expansion positive Impulse. Mit der Eröffnung der neuen Stores startet UNIQLO eine Einstellungskampagne und schafft damit neue Arbeitsplätze in Deutschland. Gesucht werden unter anderem Verkaufsassistentinnen und -assistenten, Visual Merchandiser und Schneidereifachleute.
Als Teil der Fast Retailing Gruppe gehört UNIQLO zu einem der größten Bekleidungsunternehmen der Welt. Die Marke verfolgt das Ziel, Mode für alle zugänglich zu machen und gleichzeitig Innovation, Funktionalität und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Mit der weiteren Expansion in Deutschland stärkt UNIQLO seine Marktposition und bringt seine Markenphilosophie in neue Städte.
UNIQLO verfolgt mit seiner Expansion in Deutschland noch mehr: „Unser Ziel ist es, LifeWear, also Bekleidung, die auf der Grundlage unserer japanischen Werte Qualität, Schlichtheit und Langlebigkeit geschaffen wurde, einem breiteren Publikum in Deutschland zugänglich zu machen“, erklärt Kohsuke Kobayashi, Chief Operating Officer für UNIQLO Deutschland und Polen. Die Marke setzt dabei auf eine langfristige Strategie, die nicht nur auf Wachstum, sondern auch auf die Weiterentwicklung des Angebots abzielt. „LifeWear ist gemacht mit so moderner Eleganz, dass sie zu den Bausteinen Ihres Stils wird“, heißt es in der Unternehmensbeschreibung. Mit dieser Philosophie möchte UNIQLO zeitlose, funktionale Mode schaffen, die Menschen in ihrem Alltag begleitet.
UNIQLO hat nicht nur in Europa, sondern besonders in China eine starke Präsenz aufgebaut. Das Unternehmen betreibt dort mehrere hundert Filialen und ist eine der führenden Modemarken auf dem chinesischen Markt. China gilt als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für UNIQLO, da die Marke dort mit ihrem Konzept der funktionalen, hochwertigen und erschwinglichen Mode großen Anklang findet. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg ist die Anpassung an lokale Verbraucherbedürfnisse, etwa durch spezielle Kollektionen oder digitale Vertriebskanäle. Zudem profitiert UNIQLO von einer effizienten Lieferkette, die stark in der Region Asien verankert ist, was sowohl wirtschaftliche als auch logistische Vorteile bietet.
UNIQLO und die Fast Retailing Gruppe haben in den letzten Jahren verstärkt Maßnahmen ergriffen, um ihre ESG-Performance zu verbessern, was sich positiv auf ihre ESG-Ratings auswirkt. Insbesondere in den Bereichen Umwelt und soziale Verantwortung hat das Unternehmen Initiativen gestartet, die nachhaltige Materialien, Recycling-Programme und transparente Lieferketten fördern. Die Philosophie der langlebigen LifeWear-Produkte trägt ebenfalls zu einer besseren Bewertung bei, da sie den bewussten Konsum unterstützt. Auch im Bereich Governance setzt Fast Retailing auf klare Richtlinien und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Diese Fortschritte spiegeln sich in den ESG-Bewertungen wider, die UNIQLO als Unternehmen mit einem wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung einstufen.
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Pfandbriefbanken wollen ihren Job zu vier Fünfteln auf den Staat verlagern?
Von Dr. Oliver Everling | 13.März 2025
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hat mit Blick auf die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen fünf zentrale Forderungen zur Belebung des Wohnungsmarktes formuliert. Dabei hebt der Verband insbesondere hervor, dass die Wohnungsbaupolitik dringend auf die politische Agenda gesetzt werden muss.
„Die Bezahlbarkeit des Wohnens gehört in der politischen Agenda weit nach oben“, betont vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Er kritisiert zudem, dass „der gravierende Wohnungsmangel im Wahlkampf so gut wie keine Rolle gespielt hat“ und fordert, dass „die Lage auf dem Wohnungsmarkt […] insbesondere in den Metropolen“ stärker berücksichtigt wird. Die Politik müsse „zügig Impulse setzen“, um die steigenden Kosten zu adressieren und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Eine der Kernforderungen des vdp ist die Beibehaltung eines eigenständigen Bundesbauministeriums mit erweiterten Kompetenzen. „Der dringende Handlungsbedarf wurde erkannt. Jedoch reichten die Zuständigkeiten des Ministeriums teilweise nicht aus, um den enormen wohnungspolitischen Herausforderungen wirksam zu begegnen“, argumentiert der Verband. Um den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern, fordert der vdp zudem eine Senkung der Grunderwerbsteuer für Selbstnutzer, um „die finanzielle Belastung der Privathaushalte zu reduzieren“. Dies sei besonders für „junge Familien und Erstkäufer“ von Bedeutung, da es „den Fremdkapitalbedarf beim Immobilienerwerb deutlich reduzieren“ würde.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abschaffung des sektoralen Systemrisikopuffers von 2 %, der laut vdp die Kreditvergabe an Wohnimmobilien unnötig erschwere und verteuere. „Eine regulatorische Maßnahme, deren Sachgrund nicht existiert, muss abgeschafft werden“, fordert der Verband. Er argumentiert weiter, dass „eine maßvollere makroprudenzielle Politik […] die Kreditvergabe erleichtern und Investitionen in den Wohnungsbau fördern“ würde.
Zusätzlich fordert der vdp eine Abmilderung des Risikogewichts bei Projektentwicklungen, da „die Finanzierung neuer Wohnimmobilienprojekte und umfassender energetischer Sanierungen von Wohnimmobilien“ aktuell durch hohe Eigenkapitalanforderungen belastet werde. Die Bundesregierung solle sich in Europa für eine „Abmilderung des Risikogewichts für ADC-Finanzierungen“ einsetzen, um die „Finanzierungskosten zu reduzieren“.
Der wohl umstrittenste Vorschlag des vdp betrifft staatliche Ausfallgarantien für Wohnungsbaukredite. „Um insbesondere den derzeit so verhaltenen Wohnungsneubau zu unterstützen“, schlägt der vdp vor, „dass der Staat Ausfallgarantien für 80 % der Summe von Darlehen, die für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums ausgereicht werden, übernimmt.“ Dadurch könnten „die Finanzierungskosten für Investitionen deutlich gesenkt werden“. Der Verband argumentiert, dass die Verlustraten von Wohnungsbaukrediten traditionell niedrig seien: „Die Gesamtverluste aus Darlehen, die durch Wohnimmobilien besichert sind, betrugen 2023 laut BaFin 0,02 %.“ Daher seien die „finanziellen Belastungen des Staates durch die Übernahme der Ausfallgarantie marginal“.
Dieser letzte Punkt wirft jedoch eine fundamentale Frage auf: Warum sollten Pfandbriefbanken eine so weitgehende Absicherung durch den Staat benötigen? Wenn der Staat für 80 % der Darlehenssumme einstehen soll, impliziert dies, dass die Pfandbriefbanken nicht bereit oder nicht in der Lage sind, dieses Risiko selbst zu tragen. Dies bedeutet faktisch, dass sie zu 80 % ihrer volkswirtschaftlichen Transformationsfunktion nicht nachkommen. Stattdessen wird das Risiko sozialisiert, während die Gewinne weiterhin privatisiert bleiben. Es stellt sich daher die Frage, ob eine solche Maßnahme wirklich im Sinne eines stabilen und funktionierenden Marktes ist oder ob sie vielmehr eine Marktverzerrung darstellt, die zulasten des Steuerzahlers geht.
Warum zu 80 %, warum nicht gleich noch mehr, so könnte gefragt werden. Mit einer staatlichen Ausfallgarantie könnte im Grunde genommen jedermann Baufinanzierung betreiben, denn wenn das Risiko fast vollständig durch den Staat getragen wird, entfällt die Notwendigkeit einer fachkundigen Risikobewertung durch die Banken. Die Kernkompetenz einer Bank besteht gerade in der Beurteilung von Kreditrisiken und der angemessenen Bepreisung dieser Risiken. Sollte der Staat nun für die Ausfälle haften, müsste er auch die analytischen Ressourcen aufbauen, um den Risikogehalt dieser Garantien zu prüfen. Dies kann nicht das Ziel sein, denn es würde entweder eine ineffiziente Doppelstruktur schaffen oder dazu führen, dass Risikoprüfungen entfallen – mit potenziell erheblichen finanziellen Folgen für den Staatshaushalt.
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Implikationen für Credit Ratings: Chinas fiskalische Anreize und ihre Auswirkungen
Von Dr. Oliver Everling | 11.März 2025
Die jüngsten “Two Sessions” in China haben bedeutende wirtschaftspolitische Maßnahmen hervorgebracht, die erhebliche Auswirkungen auf die Kreditratings des Landes und seiner Unternehmen haben könnten. Nicholas Yeo, Director und Head of Equities China bei Aberdeen, kommentierte diese Entwicklungen und betonte die Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger, bei Bedarf die wirtschaftliche Unterstützung zu erhöhen.
Ein zentrales Element der neuen Fiskalpolitik ist die Erhöhung der Defizitquote von 3 % auf 4 %, was das Defizit um 1,6 Billionen Renminbi (RMB) erhöht. Yeo merkt an, dass dies “ein historischer Höchststand” sei. Zusätzlich wurden die Quoten für die Ausgabe von Anleihen erhöht, wobei die Sonderanleihe der Kommunalverwaltung (LGSB) um 500 Milliarden RMB auf 4,4 Billionen RMB erhöht wurde. Diese Maßnahmen könnten die Verschuldung auf verschiedenen Regierungsebenen erhöhen, was potenziell negative Auswirkungen auf die Kreditratings haben könnte.
Die Ankündigung einer “moderat lockeren Geldpolitik” unterstreicht das Engagement der Behörden, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Yeo betont, dass die politischen Entscheidungsträger “Instrumente wie Anpassungen der Mindestreserveanforderungen und Zinssenkungen nutzen werden, um sicherzustellen, dass das Wachstum der Finanzierung des Sozialsektors und der Geldmenge mit den Zielen der wirtschaftlichen und preislichen Stabilität im Einklang steht”. Während diese Maßnahmen darauf abzielen, die wirtschaftliche und preisliche Stabilität zu gewährleisten, könnten sie auch die Kreditratings beeinflussen, insbesondere wenn sie zu einer erhöhten Verschuldung führen.
Die verstärkte Unterstützung für technologische Innovationen und den Privatsektor sendet ein positives Signal an Investoren. Yeo hebt hervor, dass die Botschaften zu technologischen Innovationen “ermutigend” seien und ein “starkes Signal der Unterstützung sowohl von Innovationen als auch des Privatsektors” senden. Allerdings könnten die erhöhten fiskalischen Anreize und die damit verbundene höhere Verschuldung das Kreditrisiko erhöhen, was sich negativ auf die Kreditratings auswirken könnte.
Insgesamt könnten die expansiven fiskalischen Maßnahmen Chinas, einschließlich der erhöhten Defizitquote und der Ausgabe von Anleihen, die Kreditratings des Landes und seiner Unternehmen beeinflussen. Während die Unterstützung für technologische Innovationen positiv ist, könnten die erhöhten fiskalischen Anreize und die damit verbundene höhere Verschuldung das Kreditrisiko erhöhen.
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Nachhaltige Grundstücksinvestitionen: Wie Unternehmen durch ökologische Aufwertung profitieren können
Von Dr. Oliver Everling | 11.März 2025
Marco Klein, Gründer von Waldbund, hat den Immobilienmarkt analysiert und sich auf grüne Grundstücksentwicklung spezialisiert. Über Waldbund bildet er Privatpersonen zu erfolgreichen Grundstücksinvestoren aus. Und er zeigt Unternehmen, was die Kapitalanlage in Grünflächen und Waldstücke zu einer attraktiven Anlageoption macht. Sein Ratschlag: “Flächen werfen nicht erst Gewinne ab, wenn sie mit teuren Immobilien bebaut wurden. Grünflächen und ungenutzte Grundstückflächen sind attraktiv – sofern man sie ökologisch aufwertet. Bei Waldbund zeigen wir Unternehmen, wie sie das erfolgreich tun und wie interessant dieser Markt ist.”
Die Situation am Immobilienmarkt hat Waldbund ebenso im Blick wie die strategischen Optionen von Unternehmen. Marco Klein erklärt: “Einer der wichtigsten Vorteile der nachhaltigen Grundstücksinvestition besteht darin, dass sie zwei Dinge verbindet: eine risikoarme und attraktive Investition und ein Imageplus für das Unternehmen. Der Kauf und Ausbau von Grünflächen trägt nicht in der Weise zur Gentrifizierung bei, die zuletzt stark kritisiert wurde. Er kultiviert Gelände, leistet einen Beitrag zum Erhalt des Ökosystems und der Artenvielfalt.”
Wirtschaftlich gesprochen haben wir es also mit einer Investition zu tun, die ein positives Unternehmensimage stärkt. Wer sich einen guten Namen erarbeiten will, weiß das Ziel von Waldbund zu schätzen. Marco Klein formuliert es so: “Mit Waldbund machen Unternehmen in ihrer Region sprichwörtlich Boden gut.”
Auf der anderen Seite ist da die Marktanalyse von Waldbund: Der Immobilienmarkt um Gebäude ist eng umkämpft. Teure Preise werden verlangt. Sobald es um Filetstücke des Stadtraums geht, bieten sofort große Unternehmen mit. Beim Investment in Grünflächen und der Restflächenaufwertung ist die Situation völlig anders. Marco Klein sieht es so: “Über Waldbund haben wir entdeckt, dass an dem kleinen Markt einfache und aussichtsreiche Investitionen möglich sind.” Waldbund zeigt Unternehmen, dass sie etwas aus solchen Flächen machen können, die ihnen längst gehören. Ein erklärtes Vorhaben von Waldbund nach Marco Klein: “Die Augen für jene Flächen öffnen, die andere schlichtweg übersehen.” Waldbund qualifiziert seine Mitglieder und gibt ihnen Waldbund-Kontakte für ihr Projekt an die Hand.
Die gezielte Qualifikation über Waldbund liefert nicht nur die nötigen Konzepte und Hinweise auf Dienstleistungen für deren Realisierung. Sie schult Unternehmen darin, wie sie einen Gewinn aus diesen Flächen ziehen können. Was mancher Unternehmer nicht auf dem Schirm hat: Die Investition in Grünflächen mit Waldbund kann steuerliche Vorteile bringen. Über die Grünflächen kommt der Konzern dank Waldbund manchen staatlichen Vorgaben für Nachhaltigkeit nach. Waldbund entwickelt Flächen nicht nach einem Pauschalrezept, sondern individuell. Laut Marco Klein ist maßgeschneiderte Planung essenziell: “So holen wir mit Waldbund aus jeder Fläche das optimale Potenzial heraus.” Sobald die Fläche entwickelt wurde, kann sie für Veranstaltungen genutzt werden. Sie lässt sich verpachten. In manchen Fällen erzielen Investoren mit der Hilfe von Waldbund eine öffentliche Unterstützung und Subventionen für ihre Arbeit.
Eine ausgezeichnete Investition bilden die Kapitalanlage in Forstflächen, das Anlegen von Waldbereichen und die Entwicklung von biodiversen Grünflächen mit Waldbund. In dem Bereich arbeitet Waldbund mit zahlreichen Kooperationspartnern zusammen. Ein Partner ist Planted.green. Marco Klein: “Über diese Zusammenarbeit werden Waldflächen professionell analysiert. Anschließend werden die richtigen Bereiche gezielt aufgeforstet. Andere Teile werden stillgelegt, um Biodiversitätscredits zu erzielen.” Marco Klein von Waldbund nennt zwei weitere Entwicklungsmöglichkeiten, bei denen Waldbund hilft: Der Aufbau von Permakultur und der Einsatz von Technologien zur effizienten Gewinnung von erneuerbaren Energien auf Grundstücksflächen.
Insgesamt bietet die grüne Grundstücksinvestition mit Waldbund damit einen attraktiven neuen Markt. Oftmals wird über Waldbund die Unternehmenskultur gestärkt. “Viele Projekte zum Aufforsten haben wir mit den Betrieben als Teamevents organisiert”, erklärt Marco Klein. Dabei unterstützt Waldbund auch Projekte auf kleinen Grundstücksflächen oder mit besonderen Ideen. “Beim Aufbau eines Gemüsegartens, Urban Gardening oder der Imkerei sind wir gerne mit am Start.” So ergeben sich mit Waldbund individuelle Projekte, die zu einer tollen Aufwertung beitragen.
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Deutschland mit spekulativen Risiken
Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2025
Die neue Bundesregierung leitet eine Phase hoher Spekulation und Risiken ein, die sich auf Credit Ratings auswirken könnte. CDU/CSU und SPD haben über Nacht den größten fiskalpolitischen Wandel in Deutschland seit Jahrzehnten angekündigt. Drei zentrale Maßnahmen sollen noch vor dem Ende der aktuellen Legislaturperiode verabschiedet werden: ein Infrastruktur-Investitionsfonds von 500 Milliarden Euro über zehn Jahre, eine Reform der Schuldenbremse zur Ausklammerung der Verteidigungsausgaben sowie die Zulassung eines Defizits von 0,35% für die Bundesländer. Die Unterstützung der Grünen gilt als sicher, da ihre wirtschaftspolitische Ausrichtung mit diesen Vorhaben in Einklang steht.
Die Zahlen und der politische Kurswechsel sind bemerkenswert. Felipe Villarroel, Portfoliomanager bei TwentyFour Asset Management, betont: „CDU/CSU und SPD haben den größten fiskalpolitischen Wandel in Deutschland seit Jahrzehnten angekündigt!“ Deutschland hat im Vergleich zu anderen G7-Staaten den seltenen Spielraum, um mehr zu investieren und weniger zu sparen. Die unmittelbaren Auswirkungen auf das Haushaltsdefizit werden jedoch zeitverzögert spürbar sein, da Investitionen Zeit benötigen. Laut einer ersten Schätzung von JP Morgan könnte das Defizit auf bis zu 5,5% des BIP ansteigen, doch für eine genaue Einschätzung sind weitere Details erforderlich.
Nach der Wahl wurde allgemein mit einer expansiveren Fiskalpolitik gerechnet, doch das Ausmaß der nun geplanten Maßnahmen übertrifft die Erwartungen. Die neue Regierung weicht damit deutlich von den bisherigen fiskalischen Normen Deutschlands ab. Die Finanzmärkte reagierten umgehend: Aktien stiegen, Kreditspreads verengten sich und Bundesanleihen wurden in den frühen Handelsstunden abgestoßen. Wann genau die erhöhte Emission von Bundesanleihen auf den Markt kommt, bleibt unsicher, doch die Richtung ist klar.
Die geldpolitische Reaktion der EZB wird entscheidend sein. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Europäische Zentralbank ihre Haltung unmittelbar anpasst, doch mittelfristig könnte dies erforderlich werden. EZB-Vorstandsmitglied Isabel Schnabel betonte kürzlich, dass das steigende Angebot an Staatsanleihen ein Faktor für höhere reale Zinssätze ist. Die Markterwartungen an den Endzinssatz für die Eurozone sind bislang um etwa zehn Basispunkte gestiegen. Obwohl die EZB voraussichtlich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vornehmen wird, dürfte der massive Fiskalplan der neuen Bundesregierung in ihre weiteren Überlegungen einfließen, insbesondere da die Inflation noch nicht das angestrebte Ziel erreicht hat.
Aus Sicht internationaler Investoren werden in Euro denominierte Vermögenswerte attraktiver. Die Renditen sind aufgrund der neuen Entwicklungen deutlich gestiegen. Felipe Villarroel hebt hervor, dass sich der beste Weg zur Nutzung dieser Renditen über Kredite und nicht über Staatsanleihen ergibt, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin stützend wirken. Die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit diese fiskalischen und geldpolitischen Entwicklungen die Bonität Deutschlands und seine Credit Ratings beeinflussen werden.
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Glück im Unglück: Warum das Scheitern der FDP an der 5%-Hürde ein Segen sein könnte
Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2025
Das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl 2025 bedeutet für die FDP auf den ersten Blick eine katastrophale Niederlage. Schließlich hatte sie in der vergangenen Legislaturperiode als Juniorpartner in der Ampelkoalition erheblich an Zustimmung verloren und konnte sich aus diesem Abwärtstrend nicht mehr befreien. Doch betrachtet man die politischen und wirtschaftlichen Realitäten der neuen Legislaturperiode, zeigt sich, dass die FDP mit diesem Rückschlag womöglich einem noch größeren Desaster entgangen ist.
Hätte die FDP die parlamentarische Hürde genommen, wäre sie womöglich erneut als potenzieller Koalitionspartner in einer sogenannten Deutschland-Koalition mit CDU und SPD in die Regierungsverantwortung geraten. Doch während die FDP insbesondere in der Ampelregierung mit Nachdruck auf der Einhaltung der Schuldenbremse bestanden hatte, zeigen sich nun gravierende Verschiebungen in der Finanzpolitik der CDU. Während Friedrich Merz im Wahlkampf noch eine strikte Haushaltsdisziplin versprach, deutet sich nun an, dass eine unionsgeführte Bundesregierung bereit ist, höhere Schulden aufzunehmen, als es selbst die Ampelkoalition in ihren letzten Zügen noch vorhatte. Damit wäre die FDP in einer Zwickmühle gewesen: Einerseits hätte sie ihr wirtschaftsliberales Profil bewahren und weiterhin für fiskalische Stabilität kämpfen müssen, andererseits hätte sie gegen zwei weitaus größere Koalitionspartner agieren müssen, die keinerlei Interesse mehr an einer harten Haushaltsdisziplin zeigen.
Dieser Umstand hätte nicht nur das politische Gewicht der FDP in einer Koalition minimiert, sondern sie auch zum Sündenbock für eine unausweichliche Regierungskrise gemacht. Wäre sie in der Regierung, hätte sie entweder als machtloser Mahner das Nachsehen oder als kompromissbereiter Partner ihre Glaubwürdigkeit vollends eingebüßt. In beiden Fällen wäre der langfristige Schaden für die Partei enorm gewesen. So aber hat sie nun die Chance, sich in der Opposition zu regenerieren und sich für künftige Wahlen wieder als glaubwürdige Kraft für solide Finanzen und wirtschaftlichen Sachverstand zu positionieren.
Die Implikationen der neuen Finanzpolitik der Deutschland-Koalition sind jedoch weitreichender als nur parteitaktische Überlegungen. Die wahrscheinliche Aufweichung der Schuldenbremse wird sich unmittelbar auf die Kreditratings des Bundes und der Länder auswirken. Deutschland genießt bislang eine herausragende Bonität, was niedrige Zinsen auf Staatsanleihen sichert. Sollten CDU und SPD jedoch eine signifikante Neuverschuldung einleiten, könnten Ratingagenturen dies als Indikator für eine instabile Haushaltsführung werten. Besonders kritisch wäre dies für einige Bundesländer, die bereits jetzt mit angespannten Haushalten kämpfen. Steigende Zinsen auf Anleihen könnten insbesondere die Finanzlage wirtschaftlich schwächerer Länder weiter verschlechtern. Dies würde nicht nur die Refinanzierungskosten erhöhen, sondern auch Investitionsspielräume einschränken, was wiederum Wachstumsprognosen dämpfen könnte.
Der Fall der FDP unter die Fünf-Prozent-Hürde könnte sich also im Nachhinein als Glück im Unglück erweisen. Die Partei bleibt von der erdrückenden Verantwortung einer realitätsfernen Koalition verschont und kann ihre Oppositionsrolle nutzen, um ihre Positionen wieder klarer zu definieren. Gleichzeitig steht Deutschland vor einer wirtschaftspolitischen Weichenstellung, die das Finanzsystem langfristig belasten könnte. Ob die neue Bundesregierung einen nachhaltigen Kurs zwischen notwendigen Investitionen und fiskalischer Stabilität findet, bleibt abzuwarten – fest steht jedoch, dass die FDP nicht mehr für dessen mögliche Fehlentwicklungen mitverantwortlich gemacht werden kann.
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Fiskalpolitik unter Trump
Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2025
Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, analysiert die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA. Seiner Einschätzung nach steht die amerikanische Fiskalpolitik vor einer entscheidenden Weggabelung: „Die zweite Amtszeit von Präsident Trump beginnt mit einer Reihe von Dekreten, die seinen politischen Willen und seine Tatkraft demonstrieren sollen.“ Doch ein zentrales Vorhaben – weitere Steuersenkungen – erfordert die Zustimmung des Kongresses.
Diese Zustimmung dürfte an die Bedingung geknüpft sein, dass gleichzeitig das hohe Haushaltsdefizit reduziert wird, das aktuell rund sechs Prozent der Wirtschaftsleistung beträgt. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung dar, denn während die Staatseinnahmen bei 4,9 Billionen Dollar liegen, belaufen sich die Ausgaben auf 6,7 Billionen Dollar – ein Defizit von 1,8 Billionen Dollar. „Die Einnahmen ließen sich durch Zölle um bis zu 200 Milliarden Dollar steigern, wenn der durchschnittliche Zollsatz auf US-Importe auf 10 Prozent angehoben wird“, so Angermann. Der Zollsatz ist in den vergangenen Jahren bereits von unter zwei Prozent auf etwa drei Prozent gestiegen. Mit den aktuellen Ankündigungen – 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte sowie zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren aus China – würde er auf etwa vier Prozent steigen. Eine weitere Erhöhung wäre jedoch nicht ohne Folgen: „In den USA selbst bliebe das nicht ohne Folgen für die Inflation – und dabei sind Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder noch gar nicht berücksichtigt.“
Die Ausgabenseite bietet kaum Spielraum für drastische Kürzungen. „Rund 2,3 Billionen Dollar für Zinszahlungen und Sozialversicherung sind fix, weitere 1,5 Billionen Dollar für Medicare und Medicaid sollen nach den bisherigen Planungen ebenfalls nicht angetastet werden“, erklärt Angermann. Einsparungen wären somit nur in bestimmten Bereichen möglich: 1,1 Billionen Dollar könnten über eine „Budget Reconciliation“ mit republikanischer Mehrheit angepasst werden. Zudem stehen knapp 900 Milliarden Dollar für Verteidigungsausgaben zur Disposition, allerdings ist unklar, ob hier tatsächlich gespart werden soll. Ein weiterer Block von 900 Milliarden Dollar an diskretionären Ausgaben wird unter anderem von Elon Musks Department of Government Efficiency (DOGE) überprüft, jedoch mit begrenztem Erfolg. „Schätzungen besagen, dass der bisher von Musk gezeigte Furor lediglich ungefähr 2,6 Milliarden Dollar an Einsparungen bringen würde.“
Der Entscheidungsprozess dürfte sich über Monate hinziehen und mit erheblichen Konflikten innerhalb der Republikanischen Partei verbunden sein. Diese Unsicherheiten sind aus wirtschaftlicher Sicht problematisch. Die wahrscheinlichste Lösung scheint zu sein, dass die bestehenden Steuersenkungen erhalten bleiben, es jedoch keine weiteren geben wird und stattdessen Kürzungen auf der Ausgabenseite vorgenommen werden. „Gerade die expansive Fiskalpolitik war bislang jedoch eine wesentliche Antriebskraft für die Konjunkturlokomotive USA“, warnt Angermann.
Am Ende steht eine schwierige Entscheidung: Entweder wird die Haushaltskonsolidierung priorisiert, was eine spürbare Abschwächung des Wirtschaftswachstums zur Folge hätt, oder Trump setzt seine Steuersenkungspläne ohne Rücksicht auf die Staatsfinanzen um. Letzteres könnte jedoch zu einem Anstieg der Langfristzinsen führen, da Investoren höhere Risikoprämien für US-Staatsanleihen fordern würden. „So oder so dürften uns unruhige Zeiten bevorstehen – Zeit also, über eine stärkere globale Diversifikation von Kapitalanlagen nachzudenken und etwaige Abhängigkeiten von US-Assets kritisch zu hinterfragen.“
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Ironie des Schicksals: FDP-Ausscheiden sichert die Schuldenbremse
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2025
Die gestrige Bundestagswahl hat ein klares Ergebnis hervorgebracht und scheint ein ebenso klares Echo bei den Finanzanalysten und Fonds Managern hervorzurufen: Die CDU geht als stärkste Kraft hervor und steht nun im Mittelpunkt der Regierungsbildung. Mit Blick auf die politischen und wirtschaftlichen Implikationen analysieren die Experten von abrdn, welche Entwicklungen sich für die Finanzmärkte abzeichnen könnten.
Ben Ritchie, Head of Developed Market Equities bei abrdn, kommentiert, dass Anleger den Wahlausgang begrüßen werden, da dieser relativ marktfreundlich sei. Friedrich Merz werde die nächste Regierung aus der konservativen Mitte führen, und da die SPD und die CDU/CSU zusammen über 50 % der Sitze im Parlament haben, sollte eine Regierungskoalition aus zwei Parteien möglich sein. Dies würde die Koalitionsverhandlungen erleichtern und höchstwahrscheinlich zu einer marktfreundlicheren Regierung ohne die Grünen führen. Zudem würden einige unwahrscheinliche, aber folgenschwere Negativszenarien ausgeschlossen, etwa ein stärkeres Abschneiden der AfD oder die Unfähigkeit der etablierten Parteien, eine Mehrheitsregierung zu bilden. Das Ergebnis mache jedoch eine Reform der Schuldenbremse unwahrscheinlich, da die etablierten Parteien nicht in der Lage seien, die erforderliche Zweidrittelmehrheit zu erreichen, auch wenn dies durch eine Zusammenarbeit mit der Linken möglich wäre. Viel hänge von den Koalitionsverhandlungen ab und letztlich davon, ob Friedrich Merz in der Lage sei, eine innovative Politik zu gestalten, die wirtschaftsfreundliche Reformen vorantreibe und gleichzeitig die Finanzierung der künftigen Verteidigungsausgaben, die Unterstützung der Ukraine und die Energiepolitik sicherstelle. Insgesamt sei dies ein positiver Schritt, der eine günstigere Bewertung europäischer Aktien für internationale Anleger unterstütze.
Alex Everett, Investment Manager, Nominal Rates Team bei abrdn, hebt hervor, dass sich die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere auf zwei Fragen konzentrieren werden: Kann Deutschland Geld ausgeben und ist Friedrich Merz eine europäische Führungspersönlichkeit? Forderungen vor der Wahl deuteten darauf hin, dass Friedrich Merz der Herausforderung der Führung gewachsen sei, trotz mangelnder Erfahrung. Doch die Frage der Ausgaben bleibe offen. Merz habe versprochen, schnell zu handeln, um die Wachstumsschwäche Deutschlands zu bekämpfen. Die Ankündigung von Investitionen in die deutsche Industrie werde eine hohe Priorität haben, könnte jedoch durch Kürzungen bei den Leistungen für Migranten finanziert werden, um die finanzkonservativen Kräfte in der CDU/CSU zu besänftigen und auf das starke Abschneiden der AfD zu reagieren. Mehr Ausgaben seien für die Verteidigung zu erwarten, insbesondere nach den überraschend offenen Äußerungen von Friedrich Merz zur Unterstützung der europäischen Sicherheit in Abwesenheit der USA. Allerdings werde die parlamentarische Zusammensetzung die Auswirkungen auf die deutschen Ausgaben begrenzen, da die Sperrminorität von AfD und Linken Vorschläge zur Änderung der Schuldenbremse zu Fall bringen könnte. Stattdessen seien höhere Verteidigungsausgaben über außerbilanzielle Instrumente denkbar, und es könnte weitere Haushaltsunterstützung für gemeinsame EU-Investitionen geben. Die pro-europäische und wirtschaftsfreundliche Haltung von Friedrich Merz dürfte sich zunehmend positiv auf die Wachstumsaussichten auswirken. Deutschland sei zwar angeschlagen, aber immer noch die wichtigste europäische Volkswirtschaft, sodass selbst eine bescheidene Stimmungsverbesserung weitere Auswirkungen haben könnte. Erwartet werde eine weitere Aufwärtsbewegung der Zinskurve und ein weitgehend günstiges Umfeld für die Spreads der europäischen Länder, sofern es nicht zu weiteren geopolitischen Schocks komme.
Lizzy Galbraith, politische Ökonomin bei abrdn, ergänzt, dass Friedrich Merz ein angeschlagenes Wirtschaftsmodell und eine Reihe geopolitischer Herausforderungen übernehmen werde. Sein politisches Programm werde sich wahrscheinlich auf Steuersenkungen und Deregulierung, Energiekosten und Versorgungssicherheit sowie die europäische Verteidigungsposition konzentrieren. In seiner Siegesrede versprach er, Europa so schnell wie möglich zu stärken, um die Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten zu erreichen. Nach dem ersten Wahlergebnis kündigte der EU-Ratspräsident António Costa ein Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs am 6. März in Brüssel an, bei dem die Themen Ukraine und Verteidigung im Mittelpunkt stehen sollen. Eine verfassungsrechtliche Reform der Schuldenbremse werde allerdings durch eine mögliche Sperrminorität von einem Drittel im Bundestag erschwert, da die Alternative für Deutschland (AfD) und Die Linke zusammen 215 Sitze haben. Während die AfD eine Reform der Schuldenbremse ablehne, sei Die Linke offen für eine Reform zur Erhöhung der Investitionsausgaben, lehne aber höhere Verteidigungsausgaben ab. Es sei zu erwarten, dass die neue deutsche Regierung wirtschaftsfreundlicher sein und einige der zahlreichen strukturellen Probleme der Wirtschaft angehen werde. Während eine Reform der Schuldenbremse zur Erhöhung der Investitionsausgaben weiterhin möglich sei, könnte die Zusammensetzung des Bundestages eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben erschweren.
Kurioserweise könnte das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag eine ihrer zentralen Forderungen indirekt verwirklichen: die strikte Einhaltung der Schuldenbremse. Während die FDP stets eine Lockerung dieser Regelung abgelehnt hatte, könnte ihr Fehlen in der neuen Legislaturperiode eine Reform paradoxerweise erschweren, denn es verschieben sich die Mehrheitsverhältnisse so, dass die Oppositionsparteien AfD und Die Linke mit ihrer Sperrminorität jegliche Änderungen der Schuldenbremse blockieren könnten. Damit bleibt Deutschlands finanzpolitischer Kurs auf Stabilität ausgerichtet – auch ohne die FDP im Parlament.
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Positive Rückmeldungen zur Bundestagswahl überwiegen
Von Dr. Oliver Everling | 24.Februar 2025
Die Bundestagswahl hat für zahlreiche positive Reaktionen gesorgt, insbesondere im Hinblick auf die mögliche Regierungsbildung. Trotz einiger Herausforderungen überwiegt die Zuversicht, dass eine stabile Koalition geformt werden kann.
Felipe Villarroel, Portfoliomanager bei TwentyFour Asset Management, bewertete das Wahlergebnis aus Marktsicht und hebt die positiven Aspekte hervor: „Die Tatsache, dass die CDU/CSU eine Koalition nur mit der SPD bilden könnte, ist besser als eine Dreierkoalition, die noch die Grünen umfassen würde.“ Hierbei verweist er auf die Erfahrungen mit der Ampel-Koalition und betont, dass Vereinbarungen mit mehreren Parteien komplexer sind. „Eine stabilere Koalition ist eine gute Nachricht“, so Villarroel weiter.
Ein weiteres positives Signal sei die Möglichkeit einer Einigung auf wirtschaftspolitische Maßnahmen. Die SPD und die Grünen vertreten ähnliche Positionen zu Themen wie der Schuldenbremse sowie erhöhten Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben. Eine solide Regierungsbasis könnte somit Reformen voranbringen und für eine zuverlässige Finanzpolitik sorgen.
Herausforderungen gibt es dennoch. Villarroel weist darauf hin, dass „Die Linke und die AfD wahrscheinlich ein Drittel der Sitze erhalten werden und damit möglicherweise eine Sperrminorität hätten“. Dies könnte wichtige verfassungsrechtliche Reformen erschweren, insbesondere Änderungen an der Schuldenbremse. Allerdings könnte in dieser Hinsicht ein Dialog mit der Linken erfolgversprechender sein als mit der AfD, da „Eine Lockerung der Schuldenbremse und eine Erhöhung der Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben vermutlich eher mit der Linken als mit der AfD ausgehandelt werden könnten“.
Trotz dieser Herausforderungen dominiert in der öffentlichen Wahrnehmung der positive Aspekt der Wahlergebnisse: Die Aussicht auf eine stabilere Regierung und wirtschaftspolitische Kontinuität. Die Finanzmärkte sowie wirtschaftliche Akteure dürften sich von einer stabilen Koalition positive Impulse erwarten, was das Vertrauen in die politische und ökonomische Zukunft Deutschlands stärkt.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Positive Rückmeldungen zur Bundestagswahl überwiegen