USA im KI-Sputnik-Schock, EU im Tiefschlaf
Von Dr. Oliver Everling | 19.Februar 2025
Die USA erleben einen neuen Sputnik-Schock, diesmal ausgelöst durch die Fortschritte Chinas im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Veröffentlichung von DeepSeek hat gezeigt, dass China nicht nur aufholt, sondern in einigen Bereichen bereits führend sein könnte. „Wenn manche Beobachter die Veröffentlichung von DeepSeek als Chinas „Sputnik-Moment“ für das Ökosystem der künstlichen Intelligenz ausmachen, dann steht das Jahr 1957 Pate, in dem die Sowjetunion mit dem Start des Sputnik-Satelliten aller Welt ihren Vorsprung gegenüber den USA beim Wettlauf ins All vor Augen führte“, schreibt Laurent Denize, Co-CIO von ODDO BHF. Dies zeigt die wachsende Sorge in den USA, die bereits die Dominanz im KI-Bereich wanken sehen.
Während in den Vereinigten Staaten das Erscheinen neuer, effizienter KI-Modelle eine heftige Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Technologieunternehmen ausgelöst hat, bleibt eine vergleichbare Reaktion in der Europäischen Union aus. Das Thema wird hier kaum in seiner Tragweite erfasst, was auch der aktuelle Bundestagswahlkampf in Deutschland widerspiegelt. Weder spielt der technologische Wandel eine zentrale Rolle in den Wahlprogrammen, noch wird darüber diskutiert, wie Europa mit den geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Bereich der künstlichen Intelligenz umgehen sollte.
DeepSeek hat mit seinen neuesten Versionen gezeigt, dass innovative Modellarchitekturen eine mit den aktuellen Spitzenmodellen vergleichbare Leistung erzielen können, und das bei deutlich niedrigeren Kosten. „Beide basieren auf innovativen Modellarchitekturen, die eine mit aktuellen Spitzenmodellen vergleichbare Leistung erzielen, wobei das Training der Modelle deutlich kostengünstiger ist“, stellt Denize fest. Dies könnte die Wettbewerbslandschaft im Bereich der KI grundlegend verändern und die bisherige Wachstumsrate in den USA bremsen. Gerade in den USA wird die Frage gestellt, wie lange das Land seine Dominanz im Bereich der KI noch behaupten kann. „Zum ersten Mal stellt sich die Frage, wie lange die USA ihre Dominanz im Bereich der KI noch behaupten können“, so Denize weiter.
Europa scheint sich dieser Frage nicht zu stellen. Die Diskussion um KI wird hier oft auf ethische Aspekte und Regulierungen reduziert, während technologische Innovation und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit eine untergeordnete Rolle spielen. Dies könnte langfristig dazu führen, dass die Europäische Union nicht nur den Anschluss verliert, sondern auch von der geopolitischen Bedeutung dieser Technologie abgehängt wird. Während die USA durch die Erfolge Chinas aufgeschreckt werden und sich möglicherweise eine neue Innovationswelle abzeichnet, bleibt Europa in der Zuschauerrolle.
China hingegen könnte von der neuen Dynamik besonders profitieren. „Jahrelang wurde China gegenüber den USA als KI-Nachzügler wahrgenommen. Nun scheine es US-Unternehmen nicht nur ein-, sondern gar überholt zu haben“, analysiert Denize. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten sich die globalen Machtverhältnisse im Bereich der Technologie nachhaltig verschieben.
Letztlich könnte die DeepSeek-Episode für die USA ein Weckruf sein, der eine erneute Innovationswelle auslöst. „So wie Sputnik den Anstoß für das Apollo-Programm gab und letztlich die technologische Führungsrolle der USA festigte, sehen wir das Auftauchen von DeepSeek in dieser Phase als Weckruf für die KI-Industrie in USA, der möglicherweise eine neue Welle von KI-Innovationen auslösen könnte“, so Denize. Während in den USA also der Weckruf angekommen ist, bleibt Europa in der KI-Debatte seltsam unberührt. Es fehlt nicht nur der Schock, sondern auch das Bewusstsein dafür, dass sich gerade eine der entscheidenden technologischen Entwicklungen unserer Zeit vollzieht.
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Schuldenbremse? Wege zu höheren Staatsausgaben trotz Haushaltsgrenzen
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2025
Die Bundestagswahl in Deutschland wirft eine zentrale makroökonomische Frage auf: Wird es eine signifikante Ausweitung des Haushaltsdefizits geben? Felipe Villarroel, Portfoliomanager bei TwentyFour Asset Management, betont, dass die neue Regierung sowohl in der Lage als auch bereit sein müsse, entsprechende Veränderungen herbeizuführen. Eine Möglichkeit, dies direkt zu erreichen, wäre eine Änderung der Schuldenbremse. Dies sei jedoch an hohe politische Hürden gebunden, da eine solche Änderung eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erfordere. Entscheidend sei daher, ob Parteien, die sich strikt gegen eine Lockerung der Schuldenbremse aussprechen, weniger als ein Drittel der Sitze erhalten.
Doch auch ohne eine direkte Reform der Schuldenbremse gibt es Wege, die Staatsausgaben zu erhöhen. Ein möglicher Ansatz wäre die Nutzung von Sondervermögen, die außerhalb des regulären Haushalts geführt werden. Dadurch könnten Investitionen finanziert werden, ohne dass dies offiziell als Neuverschuldung zählt. Ebenso könnten Staatsunternehmen größere Aufgaben übernehmen und sich selbst verschulden, um öffentliche Projekte zu finanzieren. Zudem gibt es die Möglichkeit, Ausgaben durch verstärkte Kooperationen auf EU-Ebene zu verlagern. Villarroel hebt hervor, dass ein entscheidender Faktor in der Diskussion sein werde, „wie viel Verteidigungsausgaben künftig, wenn überhaupt, auf EU-Ebene getätigt werden und wie viel von den einzelnen Ländern.“ Dies könnte dazu führen, dass nationale Haushalte weniger belastet werden, während die Gesamtverschuldung dennoch steigt.
Bisher erwarten die Märkte nur eine moderate Erhöhung der Staatsausgaben. Eine drastische Ausweitung wird nicht prognostiziert, weshalb sich der Druck auf Staatsanleihen in Grenzen halten dürfte. Dennoch zeigt sich bereits eine leichte Marktreaktion, da Investoren ein höheres Angebot an Bundesanleihen einkalkulieren. Villarroel stellt fest, dass eine größere Reaktion nicht gerechtfertigt sei, „da wir keine deutliche Erhöhung des Haushaltsdefizits erwarten.“ Dennoch wird erst nach den Koalitionsverhandlungen klar sein, in welchem Umfang sich die neue Regierung tatsächlich zu höheren Staatsausgaben bekennen wird. Die politische Gestaltung wird dabei eine zentrale Rolle spielen, denn nur wenn eine Regierung tatsächlich gewillt ist, mehr auszugeben, werden entsprechende Maßnahmen umgesetzt.
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Bundestagswahl bleibt Randnotiz für die Kapitalmärkte
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2025
Am kommenden Sonntag steht die Bundestagswahl an, und Umfragen deuten darauf hin, dass die CDU mit Friedrich Merz an der Spitze die nächste Bundesregierung anführen wird. Doch welche Auswirkungen hätte das auf die Finanzmärkte? Dr. Björn Ohl, Ökonom der apoBank, ordnet die wirtschaftliche Lage ein und erklärt, warum die Wahl nur begrenzten Einfluss auf Investoren haben dürfte.
„Der neue Bundeskanzler und seine Regierung stehen wirtschaftlich vor einer Ausnahmesituation“, betont Ohl. Nach zwei Jahren Rezession droht auch in diesem Jahr ein weiterer Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung. „Während andere Länder, insbesondere die USA, wachsen, sticht die anhaltende deutsche Konjunkturschwäche im internationalen Vergleich hervor.“
Die strukturellen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind laut Ohl erheblich. „Das hiesige Erfolgsmodell der 2010er Jahre mit haushaltspolitischer Sparpolitik, Lohnzurückhaltung, Deckelung der Produktionskosten und Exportorientierung der wettbewerbsfähigen Industrie hat ausgedient“, stellt er klar. Durch Chinas Industrieoffensive und steigende Kosten infolge des Ukraine-Kriegs müsse das deutsche Wirtschaftsmodell dringend überarbeitet werden.
Bleiben die Freien Demokraten bei der neuen Regierungsbildung außen vor, wird es bei den deutschen Schulden keine Bremse mehr geben. Ohl: „Aus wirtschaftlicher Sicht drängen sich eine umfassende Reform des Arbeitsmarkts und eine Lockerung der Schuldenbremse auf.“
Interessanterweise sieht Ohl die Bundestagswahl trotz zu erwartender Zügellosigkeit nicht als zentralen Faktor für die internationalen Finanzmärkte. „Im Gegensatz zu den jüngsten Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA spielt die Bundestagswahl für die Finanzmärkte eine untergeordnete Rolle“, erklärt er. Das gelte insbesondere für den DAX, dessen Entwicklung weniger von der deutschen Politik als von der globalen Wirtschaftslage abhängt: „Die vierzig größten im DAX gelisteten Unternehmen erzielen nur noch rund 20 Prozent ihrer Umsätze in Deutschland.“
Dennoch seien an den Märkten bereits Reaktionen auf die bevorstehende Regierungsbildung spürbar. „An den Aktienmärkten haben Anleger seit dem Bruch der Ampel-Regierung einen wirtschaftsfreundlicheren Kurs der künftigen Bundesregierung bereits vorweggenommen“, so Ohl. „An den Anleihemärkten haben deutsche Staatspapiere eine Lockerung der Fiskalpolitik ebenfalls eingepreist.“
Ein Risiko für die Finanzmärkte sieht der Ökonom nur in einem sehr unwahrscheinlichen Szenario: „Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass die AfD stärkste Kraft werden und am EU- und Euro-Austritt festhalten sollte, wäre mit einer Abwertung des Euro zu rechnen.“
Zusammenfassend bleibt Ohl skeptisch, dass die Bundestagswahl große Wellen an den internationalen Finanzmärkten schlagen wird: „Während der künftige Bundeskanzler vor einer Herkulesaufgabe steht, wird die Bundestagswahl für die internationalen Finanzmärkte mit großer Wahrscheinlichkeit nur eine Randnotiz bleiben.“
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Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2025
Die FDP präsentiert mit ihrem Maßnahmenpaket für die ersten 100 Tage eine klare wirtschaftsliberale Agenda, die vor allem auf Steuerentlastung, Bürokratieabbau und eine Neuausrichtung der Energiepolitik setzt. Die geplanten Steuererleichterungen, darunter die Anhebung des Grundfreibetrags um 500 Euro und die steuerliche Befreiung von Überstunden-Zuschlägen, sollen Bürger und Unternehmen um insgesamt 15 Milliarden Euro entlasten. Auch die schrittweise Abschaffung des Solidaritätszuschlags und die Rückführung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent sind zentrale Forderungen, die in Teilen breite Zustimmung finden dürften.
Beim Bürokratieabbau setzt die FDP auf eine radikale Strategie: Melde- und Dokumentationspflichten sollen probeweise für ein Jahr ausgesetzt werden, um nur jene Regelungen beizubehalten, die sich als tatsächlich nützlich erweisen. Dieser „Bürokratie-Stresstest“ könnte zwar die Wirtschaft kurzfristig entlasten, birgt jedoch das Risiko von Rechtsunsicherheiten – eine Abwägung, die die Freien Demokraten sorgfältig treffen müssen, da sie zugleich auch die Partei des Rechtsstaats sind. Die Abschaffung konkreter Maßnahmen wie der Bonpflicht und des deutschen Lieferkettengesetzes folgt dem bekannten Ansatz der Liberalen, wirtschaftliche Vorgaben stärker an Freiwilligkeit und Marktmechanismen zu knüpfen.
Besonders deutlich fällt die Kritik an der Europäischen Union aus. Die FDP sieht Brüssel als Hauptquelle überbordender Regulierung und fordert einen „Bürokratie-Stopp“. Vor allem das EU-Lieferkettengesetz, die Entwaldungsverordnung und die Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie sollen gestrichen werden. Diese Haltung unterstreicht die wirtschaftsliberale Perspektive, steht aber im Kontrast zu den Zielen vieler EU-Partner, die auf mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in globalen Märkten drängen.
In der Energiepolitik plädiert die FDP für eine Abkehr vom bisherigen Kurs. Sie fordert, das Klimaneutralitätsziel von 2045 auf 2050 anzugleichen, um sich dem EU-Durchschnitt anzupassen. Zudem sollen Energiepreise durch die Senkung der Stromsteuer und eine stärkere Nutzung konventioneller Energieträger stabilisiert werden. Besonders brisant sind dabei die Vorschläge zur Förderung von Fracking und modernen Mini-Atomreaktoren. Während diese Technologien in anderen Ländern bereits erprobt werden, stoßen sie in Deutschland auf erheblichen Widerstand. Die Realisierbarkeit dieser Maßnahmen dürfte somit stark von politischen Mehrheiten abhängen, die ohne die FDP nicht zu erringen sein werden.
Auch in der Digitalpolitik setzt die FDP auf Deregulierung und Effizienzsteigerung. Unternehmensgründungen sollen innerhalb von 24 Stunden möglich sein, zentrale Verwaltungsdienste über eine „Deutschland-App“ digitalisiert werden. Dies könnte dazu beitragen, die Gründerszene zu stärken und die oft als langsam empfundene Verwaltung zu modernisieren. Allerdings hängt der Erfolg solcher Initiativen stark von einer konsequenten Umsetzung ab, die in der Vergangenheit oft an föderalen Strukturen gescheitert ist, da in den Bundesländern meist Ministerpräsidenten aus der CDU oder der SPD regieren.
Insgesamt folgt das Maßnahmenpaket der FDP einer klar marktwirtschaftlichen Linie, die auf Entlastung, Deregulierung und technologieoffene Energiepolitik setzt. Viele der Vorschläge dürften in der Wirtschaft durchweg auf Zustimmung stoßen, während sie gleichzeitig auf Widerstand aus ökologischen und sozialpolitischen Lagern treffen.
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Diversifikation bleibt als Rezept bei Handelskonflikten
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2025
Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, analysiert die aktuellen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft und mahnt zur internationalen Streuung von Finanzanlagen. Angesichts drohender Handelskonflikte betont er: „Die deutsche Wirtschaft geht aus einer geschwächten Position heraus in eine neue Zeit, in der es in der Weltwirtschaft künftig rauer zugehen könnte.“ Besonders die Handelspolitik der USA unter Donald Trump berge erhebliche Risiken. „Trumps Kurs, die angekündigten Zollerhöhungen entschlossen und weitgehend ohne langwierige Verhandlungen durchzusetzen, birgt die Gefahr eskalierender Handelskonflikte zwischen China, den USA, dem restlichen amerikanischen Kontinent und Europa.“ Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium seien ein Beispiel für diese Entwicklung, und weitere Zölle auf andere Industriezweige seien nicht auszuschließen.
In Deutschland werden durch die aktuelle Konjunkturschwäche strukturelle Schwächen sichtbar. „Mit der aktuellen Konjunkturschwäche treten am Wirtschaftsstandort Deutschland Schwachpunkte auf, die sich über Jahre hinweg aufgebaut haben.“ Zwar investieren Unternehmen weiterhin in Forschung und Entwicklung, doch die Investitionen in Fabriken und Produktionsanlagen sind stark zurückgegangen. „Zudem liegen die Investitionen für Maschinen und Ausrüstungen inzwischen in preisbereinigter Berechnung rund 17 Prozent unter dem Höchststand des Jahres 2020.“
Dennoch sieht Viebig keinen Grund für Pessimismus. „Dennoch stimmen wir nicht in den Kanon derjenigen ein, die zum Abgesang auf die deutsche Industrie anheben.“ Vielmehr leide der Wirtschaftsstandort unter einem Reformstau. Die Diskussion über Verbesserungen der Produktionsbedingungen komme im politischen Diskurs zu kurz. „Auch wird unserer Meinung nach im aktuellen Wahlkampf zu wenig darüber geredet, wie die unterschiedlichen Parteien die Produktionsbedingungen in Deutschland verbessern wollen.“ Dringend notwendig seien niedrigere Unternehmenssteuern sowie Maßnahmen gegen die international hohen Energiepreise, die Investitionen in Fabriken erschweren. Eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik müsse Wege finden, um Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und die Überalterung der Bevölkerung zu bewältigen. „Dabei sind nicht Grabenkämpfe zwischen den Parteien gefragt, sondern kreative Ideen, um beispielsweise Wege zu finden, der Überalterung der Bevölkerung und dem Fachkräftemangel zu begegnen.“
Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten gibt es in Deutschland und Europa Unternehmen mit langfristigem Erfolgspotenzial. „Doch gerade am deutschen Aktienmarkt finden sich, wie auch anderswo in Europa, Unternehmen, die erfolgreich wirtschaften und gerade langfristig ausgerichteten Anlegern entsprechend der persönlichen Risikobereitschaft attraktive Investmentchancen bieten könnten.“ Viele deutsche Unternehmen seien international gut aufgestellt und könnten trotz erhöhter Zölle weiterhin Abnehmer für ihre spezialisierten Produkte finden. „Viele deutsche Unternehmen sind besonders stark auf die Welt ausgerichtet, erzielen einen großen Teil ihres Umsatzes im Ausland und investieren stark in die Internationalisierung ihrer Produktion.“
Abschließend betont Viebig die Bedeutung einer breit diversifizierten Anlagestrategie. „Wir sind der Meinung, dass eine internationale Streuung der Finanzanlagen weiterhin den wirksamsten Schutz vor den vielen Unwägbarkeiten in der Weltwirtschaft bietet.“ Insbesondere die US-Märkte weisen weiterhin hohe Gewinndynamik auf. „An den amerikanischen Aktienmärkten ist die Gewinndynamik nach wie vor hoch, wie die laufende Berichtssaison zeigt.“ Deutsche Anleger sollten daher ihre Investments breit streuen und nicht zu sehr auf ein einzelnes Land oder eine Region fokussieren.
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Moody’s Expansion und Entwicklung in Europa: 2024 Rückblick und 2025 Ausblick
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2025
Moody’s Corporation verzeichnete im Jahr 2024 ein starkes Wachstum in Europa, angetrieben durch eine steigende Nachfrage nach Kreditratings, Risikobewertungslösungen und Analyseplattformen. Besonders die Bereiche Unternehmensfinanzierung, strukturierte Finanzierungen und ESG-Ratings entwickelten sich dynamisch. Moody’s Investors Service (MIS) profitierte von einer hohen Emissionsaktivität europäischer Unternehmen, die durch Refinanzierungen, M&A-Transaktionen und eine Erholung des Anleihemarktes begünstigt wurde. Die Nachfrage nach besicherten Krediten (CLOs) und Commercial Mortgage-Backed Securities (CMBS) nahm ebenfalls zu, da Investoren nach stabilen Anlageformen suchten. Für 2025 erwartet Moody’s weiteres Wachstum in diesen Bereichen, unterstützt durch eine allmähliche Lockerung der Geldpolitik und eine Stabilisierung der Zinsen.
Moody’s Analytics (MA) konnte sich in Europa ebenfalls stark entwickeln, insbesondere durch die steigende Nachfrage nach Risiko- und Compliance-Lösungen. Banken und Versicherungen investierten verstärkt in digitale Plattformen zur Einhaltung regulatorischer Vorgaben, insbesondere im Bereich Know Your Customer (KYC) und ESG-Compliance. Der Bereich Decision Solutions wuchs zweistellig, wobei insbesondere die Finanz- und Versicherungsbranche auf Moody’s Software- und Datenlösungen setzte. Auch die jährlichen wiederkehrenden Umsätze (ARR) von Moody’s stiegen in Europa signifikant, was die hohe Kundenbindung und den langfristigen Bedarf an datengetriebenen Risikobewertungen unterstreicht.
Die regulatorischen Entwicklungen in der Europäischen Union spielten eine Schlüsselrolle für Moody’s Wachstum. Die zunehmenden Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichterstattung und Transparenz führten zu einer verstärkten Nutzung von ESG-Ratings und -Analysen. Moody’s konnte sich hier als führender Anbieter positionieren und seine Marktpräsenz durch gezielte Investitionen in nachhaltigkeitsbezogene Analysedienste weiter ausbauen. Zudem trug die Digitalisierung des Finanzsektors dazu bei, dass immer mehr europäische Banken auf Moody’s KI-gestützte Risikoanalyse-Tools setzten.
Für 2025 erwartet Moody’s eine Fortsetzung des positiven Trends in Europa. Das Unternehmen prognostiziert eine steigende Nachfrage nach Kreditratings, insbesondere durch Refinanzierungen und den anhaltenden Ausbau der Kapitalmärkte. Auch im Bereich Moody’s Analytics wird weiteres Wachstum erwartet, da Finanzinstitute und Unternehmen verstärkt auf datengetriebene Lösungen zur Risikobewertung setzen. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und geopolitischer Herausforderungen bleibt Europa ein zentraler Wachstumsmarkt für Moody’s, da regulatorische Anforderungen, Digitalisierung und nachhaltige Finanzierungen die Nachfrage nach hochwertigen Finanzanalysen weiter steigern.
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High Yield 2025 – sinkende Ausfallrisiken im Fokus
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2025
Alexia Latorre, Managing Director und Leiterin des Corporate High Yield Debt-Teams bei Lazard Frères Gestion, prognostiziert für das Jahr 2025 ein weiterhin robustes Marktumfeld für High Yield-Anleihen. Ihrer Einschätzung nach werden sich die Kreditkennzahlen zwar nicht wesentlich verbessern, jedoch auch keine gravierenden Verschlechterungen zeigen. Die wirtschaftliche Dynamik bleibt gedämpft, aber dennoch positiv. Zudem dürften die Ausfallquoten weiter zurückgehen, während das attraktive Renditeniveau eine stützende Wirkung auf den Markt hat, so die Hoffnung der Analystin.
Obwohl sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage gegenüber 2024 leicht abschwächen dürfte, bleiben die technischen Faktoren aus Sicht der Expertin günstig. Anleger profitieren weiterhin von einem soliden Carry. Eine signifikante Spread-Ausweitung oder ein Zinsanstieg von mehr als 200 Basispunkten wäre erforderlich, um den Renditevorteil von Hochzinsanleihen auszugleichen. High Yield-Anleihen haben sich bereits im Jahr 2024 als widerstandsfähig erwiesen, trotz volatiler Zinsen. Während der deutsche Zinssatz im vergangenen Jahr um 21 Basispunkte stieg, konnte dieser Effekt durch eine markante Spread-Einengung um 85 Basispunkte kompensiert werden. „Das war möglich, weil die betreffenden Unternehmen finanziell stabil geblieben sind“, erklärt Latorre.
Ein wesentlicher Treiber der positiven Entwicklung im High Yield-Segment war die im historischen Vergleich niedrige Verschuldung der Emittenten. Trotz des moderaten Wirtschaftswachstums in Europa haben viele Unternehmen ihre Bruttoverschuldung reduziert, um sich gegen steigende Finanzierungskosten abzusichern. „Zudem konnten sie von der Inflation profitieren, indem sie höhere Kosten an ihre Kunden weitergaben, was zu stabilen EBITDA-Werten und insgesamt robusten Margen geführt hat“, führt die Expertin aus.
Der einzige signifikante negative Einflussfaktor war die Zinsdeckungsquote, also das Verhältnis zwischen Zinsaufwendungen und Jahresüberschuss. Diese hat sich infolge der gestiegenen Zinsen verschlechtert. Dennoch rechnet Latorre für 2025 mit einer Stabilisierung: „Dazu werden voraussichtlich die erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) beitragen, wodurch sich die Finanzierungskosten für Unternehmen mit variablen Zinssätzen reduzieren. Zudem zeigen aktuelle Daten, dass Unternehmen mit niedriger Bonität (Single-B-Rating), die ihre 2026 fälligen Anleihen refinanzieren müssen, nur mit einem moderaten Anstieg der Kupons von 5,3 Prozent auf etwa 6 Prozent rechnen müssen.“
Die Refinanzierungssituation hat sich 2024 weiter verbessert. Der Primärmarkt für High Yield-Anleihen war mit einem Emissionsvolumen von rund 100 Milliarden Euro außerordentlich aktiv und erreichte nahezu das Rekordniveau von 2021. Diese Entwicklung ist besonders positiv, da der Markt in den vergangenen zwei Jahren durch niedrige Emissionen und zahlreiche „Rising Stars“ geschrumpft war. „Zuletzt hat sich das Angebot im High Yield-Segment jedoch stabilisiert und zeigt wieder ein leichtes Wachstum“, erläutert Latorre.
Ein weiteres ermutigendes Signal sieht die Expertin in der sinkenden Ausfallrate. Diese hatte ihren Höchststand im Januar 2024 mit 3,9 Prozent erreicht, ist seither jedoch auf 3,6 Prozent gesunken. Prognosen von Moody’s zufolge wird sie in den kommenden zwölf Monaten weiter auf etwa 3 Prozent zurückgehen, was dem historischen Durchschnitt entspricht. Zudem handelt es sich bei rund der Hälfte der registrierten Ausfälle um sogenannte Distressed Debt Exchanges (Schuldenrestrukturierungen), bei denen die Verluste für Anleihegläubiger geringer ausfallen als bei klassischen Zahlungsausfällen.
Die Bewertungen im High Yield-Segment bleiben nach Einschätzung von Alexia Latorre weiterhin attraktiv. „Auch wenn sich die Spreads verengt haben, liegt die aktuelle Rendite des High Yield-Universums mit 6,3 Prozent über dem historischen Median. Zudem ist die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen mit 3,8 Jahren außergewöhnlich kurz. Dies bedeutet, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis für Anleger weiterhin günstig ist – ein Niveau, das zuletzt während der Schuldenkrise 2012 erreicht wurde.“
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Aktienmärkte 2025: Risiken, Chancen und die Rolle der KI
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2025
David Philpotts, Head of QEP Strategy and Equity Solutions, und Lukas Kamblevicius, Co-Head des QEP Investment Teams bei Schroders, analysieren die Faktoren, die den Aktienmarkt in diesem Jahr und darüber hinaus beeinflussen werden. Sie warnen: „Die Widerstandsfähigkeit der meisten Aktienmärkte in den letzten zwei Jahren sollte uns nicht zu optimistisch stimmen.“ Ihrer Ansicht nach seien „viele gute Nachrichten eingepreist“, wodurch das Risiko von Turbulenzen steige.
Zur Marktkonzentration in den USA stellen sie fest: „Die derzeit hohe Marktkonzentration in den USA ist nicht ungewöhnlich.“ Vielmehr sei es für Anleger:innen entscheidender, sich auf Fehlbewertungen zu konzentrieren, da „keine starken Anhaltspunkte für eine Blasenbildung“ vorlägen. Gleichzeitig bleibe die Dominanz der USA bestehen, wenngleich sich „die Aussichten auf attraktive Chancen anderswo“ verbessert hätten. Besonders in „Kontinentaleuropa und Japan“ sehen die Experten zunehmend Potenzial.
Ein weiterer wesentlicher Faktor sei die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. „Die Aussicht auf Produktivitätssteigerungen hat dazu geführt, dass Unternehmen in den kommenden Jahren schätzungsweise 1 Bio. US-Dollar für KI-Investitionen ausgeben werden.“ Allerdings könnten „die mit der KI verbundenen Kosten im Laufe der Zeit möglicherweise nicht genug sinken, um die Automatisierung kostengünstig zu machen.“ Sie vermuten: „Wir könnten kurz vor dem Höhepunkt der überhöhten Erwartungen stehen.“
Auch Value-Aktien könnten wieder verstärkt in den Fokus rücken, da sich ihre Fundamentaldaten weiterhin als solide erweisen. „Wir werden uns weiterhin auf den langfristigen Sweet Spot konzentrieren, erschwingliche Qualität auf Bottom-up-Basis zu identifizieren“, erklären Philpotts und Kamblevicius. Ebenso bleiben Small-Caps ein Thema: „Small-Caps werden oft als ‚günstig‘ bezeichnet, doch aus fundamentaler Sicht spricht weniger für sie.“ Während insbesondere viele US-Small-Caps bilanziell „als ‚gefährdet‘ eingestuft werden können“, gebe es in Japan Unternehmen mit „viel geringerem Verschuldungsgrad und stabileren Aussichten.“
Für Schwellenländer-Investments empfehlen sie ein überlegtes Vorgehen: „Die wichtigsten Fragen sind dreierlei: das Ausmaß von Trumps Zöllen, die Reaktion der US-Notenbank auf die bevorstehenden Inflationsdaten und Chinas Erfolg bei der Ankurbelung des Binnenkonsums.“ In Bezug auf den US-Dollar betonen sie, dass „die Mehrheit am Markt davon ausgeht, dass Donald Trumps Politik den US-Dollar im nächsten Jahr noch weiter in die Höhe treiben wird.“ Gleichzeitig warnen sie davor, dass „die Aussicht, dass Steuersenkungen in den USA das Vertrauen in die Haushaltslage des Landes untergraben, längerfristig ein Gegenwind“ für die Währung sein könnte.
Auch Nachhaltigkeit bleibe ein relevantes Thema. „Wir glauben nicht, dass es einen Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und längerfristiger Anlageperformance geben muss, aber die Umsetzung ist entscheidend.“ Schließlich erwarten die Experten für die kommenden Jahre ein anhaltend herausforderndes Marktumfeld: „Aktienanleger:innen werden sich an nominale Renditen von unter 5 % gewöhnen müssen.“ Dies erfordere eine Anpassung der Anlagestrategien, da „eine Rückkehr zu einem höheren Zinsumfeld von Dauer sein wird.“
Angesichts dieser Entwicklungen empfehlen sie, „quantitative Analyse mit fundamentalen Erkenntnissen zu kombinieren, um die Disruption und Volatilität auf den Aktienmärkten zu navigieren.“ Der Vorteil dieser Strategie liege darin, „die Aktienrisikoprämie so zu erfassen, dass eine hohe relative Volatilität vermieden wird und gleichzeitig das Potenzial für ein konstanteres Renditeergebnis über den Marktzyklus hinweg besteht.“
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Meister der Märkte: Die besten Vermögensverwalter des Jahres 2025 im Rampenlicht
Von Dr. Oliver Everling | 11.Februar 2025
Am 10. Februar 2025 wurden im festlichen Ambiente der Villa Bonn in Frankfurt am Main die besten Vermögensverwaltungen des Jahres 2025 ausgezeichnet. Die Gala wurde von der unabhängigen firstfive AG organisiert, die seit mehr als 20 Jahren für ihre detaillierten und objektiven Analysen von Vermögensverwaltungsleistungen bekannt ist. Grundlage der Auszeichnungen sind reale Depotdaten, die aus einer Datenbank mit rund 180 Depots stammen. Diese einzigartige Methodik hebt sich klar von herkömmlichen Performance-Projekten oder Depotwettbewerben ab, die häufig eher einem Börsenspiel gleichen. „Unsere Auswertungen sind einzigartig, da wir auf reale Daten aus über 180 Depots zurückgreifen und damit eine objektive Vergleichsbasis schaffen“, betonte Jürgen Lampe, Vorstand der firstfive AG. Die Preisverleihung wurde musikalisch von Stella Marie Homberg an der Violine und Karen Tanaka am Klavier begleitet. Das Duo präsentierte Werke von Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, Pablo de Sarasate und Astor Piazzolla und trug so zur stilvollen Atmosphäre des Abends bei.
Die Auszeichnungen basieren auf einer Analyse der risikoadjustierten Performance, gemessen an der Sharpe-Ratio, über drei verschiedene Risikoklassen. Die besten Vermögensverwalter müssen in konservativen, ausgewogenen und dynamischen Anlagestrategien gleichermaßen herausragende Ergebnisse erzielen, um eine Spitzenposition zu erreichen. Die Bewertung erfolgt über drei Zeiträume: 12 Monate, 36 Monate und 60 Monate. Dabei wird die Qualität der Einzelergebnisse nicht nur anhand der Platzierung, sondern auch durch eine gewichtete Punktevergabe berücksichtigt. Der Sieger mit der höchsten Gesamtpunktzahl zeigt somit herausragende Leistungen über unterschiedliche Zeiträume und Risikoklassen hinweg.
In der 12-Monatswertung setzte sich die Rhein Asset Management S.A. mit 82,08 Punkten an die Spitze. Ausschlaggebend waren dabei insbesondere zwei Spitzenplätze in der moderat dynamischen und dynamischen Risikoklasse. Technologiewerte und eine strategische Goldpositionierung erwiesen sich als wesentliche Treiber der Performance. „Unser Team ist sehr stolz, dass wir in diesem Feld hoch geschätzter Mitbewerber den Sieg über alle Anlageklassen erringen konnten – in einem Anlagejahr, das nur vordergründig einfach war“, erklärte Mark Bügers, Geschäftsführer der Rhein Asset Management S.A. Er betonte, dass eine stabile und stetige Wertentwicklung der Kundengelder höchste Priorität habe. Durch einen umfassenden Top-Down-Ansatz gelang es dem Unternehmen, in allen Anlageklassen attraktive Renditequellen zu identifizieren. Auch auf der Rentenseite erzielte Rhein Asset Management deutlich bessere Ergebnisse als die Benchmarks, und die strategische Goldpositionierung trug ebenfalls signifikant zur positiven Entwicklung bei. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die LIQID Asset Management GmbH aus Berlin mit 79,05 Punkten und die DJE Kapital AG aus Pullach mit 75,98 Punkten. Beide Unternehmen bewiesen ebenfalls ihre Stärke in einem herausfordernden Marktumfeld, blieben jedoch knapp hinter dem Spitzenreiter.
Die Auswertung über 36 Monate sah die LIQID Asset Management GmbH an der Spitze, die sich mit einer Gesamtpunktzahl von 86,03 Punkten knapp gegen M.M.Warburg & CO durchsetzen konnte, die auf 86,01 Punkte kam. DJE Kapital AG belegte mit 49,24 Punkten den dritten Platz. Die Leistungen von LIQID in den letzten drei Jahren spiegeln die Herausforderungen und Chancen der globalen Märkte wider. „Die letzten 36 Monate waren ereignisreich und herausfordernd, boten jedoch auch zahlreiche Chancen für Anleger“, erklärte Johannes Gamroth, Geschäftsführer der LIQID Asset Management GmbH. Er erinnerte an das Krisenjahr 2022, das durch den Ukraine-Krieg und die Zinswende geprägt war, während 2023 alle relevanten Anlageklassen ein eindrucksvolles Comeback feierten. Das Jahr 2024 war erneut stark, aber auch volatil, wobei US-Aktien besonders durch den KI-Boom überraschten. LIQID erzielte in allen Risikoprofilen hervorragende Ergebnisse und konnte durch einen strukturierten Investmentprozess, systematische Diversifikation und kontinuierliche Überwachung überzeugen. Der Erfolg in der 36-Monatswertung ist das Ergebnis eines disziplinierten Ansatzes und sorgfältiger Marktgewichtung mit ETFs, die eine optimale Diversifikation ermöglichten.
In der Königsdisziplin, der 5-Jahreswertung, konnte sich die DJE Kapital AG aus Pullach mit der Höchstpunktzahl von 100 Punkten durchsetzen. Damit löste sie den bisherigen Seriensieger ODDO BHF Trust ab. Grundlage dieses Erfolgs waren ein langfristiger, risikoadjustierter Ansatz sowie die Anwendung der hauseigenen FMM-Methode, die fundamentale, monetäre und markttechnische Daten berücksichtigt. „Die volle Punktzahl bestätigt unseren langfristigen Ansatz und unsere risikoadjustierte Strategie“, erklärte Christian Janas, Leiter Vermögensverwaltung bei DJE. Das Unternehmen verfolgt eine langfristige kontinuierliche Performance, die durch erfolgreiches Stock Picking und den Einsatz hauseigener Fonds gestützt wird. LIQID Asset Management verteidigte mit 88,97 Punkten den zweiten Platz aus dem Vorjahr, während M.M.Warburg & CO mit 79,24 Punkten erneut auf dem dritten Platz landete.
Die Ergebnisse der Auszeichnungen zeigen eindrucksvoll, wie entscheidend ein strukturierter Investmentprozess, Diversifikation und innovative Ansätze für den Erfolg in der Vermögensverwaltung sind. Die Leistungen der Gewinner in den verschiedenen Zeiträumen verdeutlichen, dass sich ein langfristig ausgerichtetes und sorgfältig umgesetztes Portfoliomanagement auch in einem zunehmend komplexen Marktumfeld auszahlt. Die firstfive AG unterstreicht mit diesen Auszeichnungen einmal mehr ihren Anspruch, objektive und fundierte Maßstäbe für die Bewertung von Vermögensverwaltungen zu setzen.
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ESG und Testamentsvollstreckung
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Burkhard Bamberger behandelt in seinem Artikel „ESG und Testamentsvollstreckung“ die Integration von Environmental, Social, and Governance (ESG)-Kriterien in die Testamentsvollstreckung. ESG bezieht sich auf nachhaltige Unternehmenspraktiken, die über finanzielle Aspekte hinausgehen und Umwelt, Soziales sowie Unternehmensführung betreffen. Der Testamentsvollstrecker hat den Nachlass gemäß den Vorgaben des Erblassers zu verwalten, was auch die Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialstandards umfassen kann. Bamberger betont die Wichtigkeit klarer testamentarischer Anweisungen bezüglich einer effektiven ESG-Integration, um langfristige Werte zu schaffen und Risiken zu managen. Die Testamentsvollstreckung ist ein zentrales Instrument zur Sicherstellung des letzten Willens eines Erblassers, besonders bei komplexen wirtschaftlichen Verhältnissen oder unternehmerischen Beteiligungen im Nachlassvermögen. „Der Testamentsvollstrecker bringt die notwendige Sachkunde und persönliche Integrität mit und fungiert als neutrale Person, um Streitigkeiten unter den Beteiligten zu vermeiden,“ schreibt Bamberger.
Gemäß den gesetzlichen Regelungen hat der Testamentsvollstrecker umfassende Befugnisse, darunter die Inbesitznahme des Nachlasses, das Einziehen von Forderungen, den Ausgleich von Verbindlichkeiten und die Verwaltung des Nachlasses. Er agiert primär nach dem Willen des Erblassers und ist weitgehend frei von Eingriffen der Erben oder des Nachlassgerichts. Dies ist besonders relevant für die Unternehmensnachfolge und minderjährige Erben, um eine rechtssichere und geordnete Nachfolge zu gewährleisten. Ein wichtiger Aspekt der Testamentsvollstreckung ist die Erstellung eines Nachlassverzeichnisses und die jährliche Rechenschaftslegung gegenüber den Erben. Der Testamentsvollstrecker haftet den Erben gegenüber für Schäden, die durch eine nicht ordnungsgemäße Ausführung seines Amtes entstehen.
Bamberger erläutert, dass die Testamentsvollstreckung auch im Unternehmensbereich von großer Bedeutung ist. Bei der Anordnung der Testamentsvollstreckung über Geschäftsanteile ist die Rechtsform des Unternehmens von entscheidender Bedeutung. Bei Einzelunternehmen bringt die Testamentsvollstreckung komplexe rechtliche Herausforderungen mit sich, insbesondere hinsichtlich der Haftung und der Verwaltung des Unternehmens durch den Testamentsvollstrecker. Bei Personenhandelsgesellschaften erfordert die Testamentsvollstreckung die Zustimmung der Mitgesellschafter und spielt eine entscheidende Rolle bei der erbrechtlichen Nachfolgeklausel. Im Gegensatz dazu sind Kapitalgesellschaften weniger von persönlichen Vertrauensbindungen geprägt, was die Anordnung einer Testamentsvollstreckung erleichtert.
Der Unternehmensverkauf im Rahmen der Testamentsvollstreckung kann eine geeignete Lösung sein, um die Vermögensposition der Erben zu schützen und Liquidität bereitzustellen. Bamberger hebt hervor, dass der Testamentsvollstrecker eine zentrale Rolle im Verkaufsprozess spielt und sicherstellt, dass die Verkaufsbereitschaft der Erben und Gesellschafter besteht. „Durch seine umfassenden Verwaltungsrechte kann der Testamentsvollstrecker den vom Erblasser verfügten Verkauf rechtssicher umsetzen,“ erklärt Bamberger.
Wenn der Nachlass neben unternehmerischen Beteiligungen auch weitere Vermögensgegenstände umfasst, übernimmt der Testamentsvollstrecker im Rahmen einer Dauertestamentsvollstreckung die Vermögensverwaltung. Als Vermögensverwalter ist er verantwortlich für die Verwaltung des Nachlasses entsprechend den Vorgaben des Erblassers und den allgemeinen finanzwirtschaftlichen Grundlagen einer rendite- und risikoorientierten Anlagepolitik. Diese Aufgabe erfordert eine sorgfältige Diversifikation des Vermögens und eine disziplinierte Anlagestrategie. Die grundsätzliche Legitimation des Testamentsvollstreckers besteht in der auftragsgemäßen Umsetzung des Erblasserwillens. Hat der Erblasser die Anwendung von ESG-Kriterien verfügt, so kann eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Verwaltung des Nachlasses sichergestellt werden.
Die Verfolgung von ESG-Zielen kann jedoch Konfliktpotential erzeugen, insbesondere wenn diese Ziele zu Lasten traditioneller Risiko- und Renditeziele gehen. „Unterschiede in den Prioritäten und Wertesystemen von Erblasser und Erben hinsichtlich der Wichtigkeit und Interpretation von ESG-Themen können zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten führen,“ warnt Bamberger. Der Testamentsvollstrecker muss daher versuchen, die unterschiedlichen Interessen und Wertvorstellungen in Einklang zu bringen, während er gleichzeitig dem Erblasserwillen treu bleibt.
Die Anforderungen an einen Testamentsvollstrecker sind vielfältig und umfassen wirtschaftlichen und rechtlichen Sachverstand, Personalkompetenz, Erfahrung in der Ausübung der Gesellschafterfunktion, Vertrauensposition, Unabhängigkeit und zeitliche Verfügbarkeit. Bamberger betont, dass der Testamentsvollstrecker auch die Fähigkeit haben muss, ESG-Kriterien in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen und entsprechende Berichte zu erstellen. „Die Umsetzung von ESG-Prinzipien erfordert eine umfassende Strategie, die alle Bereiche eines Unternehmens betrifft,“ erklärt er.
Abschließend betont Bamberger, dass eine un- oder lückenhaft geregelte Nachlasssituation bei unternehmerischen Beteiligungen Vermögensschäden und Liquiditätsprobleme verursachen kann. Dieses Risiko kann durch eine gute Vorbereitung der Nachfolge- und Nachlassplanung sowie die Anordnung der Testamentsvollstreckung reduziert werden. Sowohl bei der Abwicklungs- als auch bei der Dauertestamentsvollstreckung im Unternehmensbereich ist Handlungsfähigkeit gegeben, da der Testamentsvollstrecker die Ausübung der Gesellschaftsrechte sicherstellt. „Die Fortführung und ggf. der Verkauf des Unternehmens stellen hohe Anforderungen an den Testamentsvollstrecker, die in Teilbereichen mit der Vorstands- bzw. Aufsichtsratsrolle bei Aktiengesellschaften vergleichbar sind,“ fasst Bamberger zusammen.
Prof. Dr. rer. pol. Burkhard Bamberger, Diplom-Kaufmann und zertifizierter Testamentsvollstrecker (EBS), verfügt über rund 30 Jahre Erfahrung in Unternehmensberatung und operativer Unternehmensführung. Seit 2016 lehrt er an der ISM International School of Management in Dortmund und Frankfurt und verantwortet als Program Director den Master of Finance Studiengang. Zuvor war er von 2006 bis 2015 Finanzvorstand der Douglas Holding AG und von 1998 bis 2006 Finanzvorstand der Loewe AG. Seine berufliche Laufbahn begann er als Manager bei KPMG in Frankfurt und Chicago. Er ist Mitglied in diversen Aufsichts- und Beiräten, arbeitet als Testamentsvollstrecker und berät in den Bereichen Unternehmensnachfolge, M&A und Unternehmensfinanzierung.
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