Risiken von Unternehmensakquisitionen unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten
Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2025
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bei Unternehmensakquisitionen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Britt und Mark Niggemann verdeutlichen in ihrem Werk, dass eine gründliche ESG-Due-Diligence nicht nur zur Risikominderung beiträgt, sondern auch die Erfolgschancen von Transaktionen erhöhen kann. Eine solche Prüfung stellt sicher, dass die ESG-Risiken des Zielunternehmens identifiziert und bewertet werden. Dies beeinflusst nicht nur den Kaufpreis, sondern bereitet auch die Integration des Zielunternehmens vor. In der ESG-Due-Diligence kann bereits abgeschätzt werden, welche Maßnahmen erforderlich sind und welche Kosten anfallen, um das gekaufte Unternehmen an die eigenen ESG-Grundsätze anzupassen.
Unternehmensübernahmen dienen häufig dem Wachstum und der Erweiterung von Geschäftsaktivitäten. Hierbei ist die gute Vorbereitung und Analyse der Unternehmensstrategien sowie eine sorgfältige Due Diligence entscheidend für den Erfolg. Fehler bei der strategischen Auswahl von Zielunternehmen können schwerwiegende Konsequenzen haben. Es ist daher notwendig, klare Akquisitionskriterien und -ziele zu definieren, um sicherzustellen, dass das Zielunternehmen in die eigene Strategie passt. Diskretionsrisiken in den ersten Gesprächen und die Rolle der Berater sind ebenfalls kritisch, da sie den Verlauf der Verhandlungen beeinflussen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Exklusivität in Verhandlungen. Potenzielle Käufer investieren erhebliche Ressourcen in die Prüfung und Verhandlungen und erwarten daher oft eine gewisse Exklusivität. Für den Verkäufer ist eine Abschlussexklusivität attraktiver als eine Verhandlungsexklusivität , da er die Möglichkeit hat, mit mehreren Interessenten parallel zu verhandeln. Er ist nur gebunden, den Kaufvertrag mit dem bestimmten Käufer abzuschließen. Sollte sich der Kaufinteressent während der Verhandlungsphase zurückziehen, kann der Verkäufer mit dem verbliebenen Interessenten den Vertrag abschließen
Die Due-Diligence-Phase selbst ist komplex und umfasst die Prüfung wirtschaftlicher, technischer, organisatorischer, rechtlicher und steuerlicher Faktoren. Die Identifikation von Investitionsstaus, rechtlichen Unsicherheiten oder unzuverlässigem Rechnungswesen kann potenzielle Risiken aufdecken. „Soft Facts“ wie Unternehmenskultur, Managementqualität und Kundenbeziehungen sind ebenfalls entscheidend und können die Integration und den langfristigen Erfolg der Übernahme beeinflussen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte der ESG-Due-Diligence gewidmet werden. Diese prüft die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz, gesellschaftliche Verantwortung und Governance-Strukturen werden analysiert, um die ESG-Konformität des Zielunternehmens sicherzustellen. Fehlende Maßnahmen in diesen Bereichen können sich negativ auf die Bewertung und den Kaufpreis auswirken.
Die Integration nach der Übernahme ist oft eine Herausforderung und scheitert oft, wenn die erwarteten Synergien sich nicht realisieren lassen oder kulturelle Unterschiede zu Reibungsverlusten führen. Eine sorgfältige Planung und die Beachtung strategischer Grundsätze sind notwendig, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. ESG-Kriterien können dabei helfen, die Integration reibungsloser zu gestalten und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern.
Die Finanzierung von Unternehmensakquisitionen wird zunehmend auch durch ESG-Kriterien beeinflusst. Kreditinstitute und Investoren bevorzugen nachhaltige Unternehmen und bieten teilweise günstigere Konditionen. Die Festlegung von ESG-Kennzahlen im Kreditvertrag kann helfen, die Finanzierung zu sichern und die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen zu gewährleisten.
Abschließend betonen Britt und Mark Niggemann, dass die Berücksichtigung von ESG-Aspekten nicht nur die Erfolgschancen von Unternehmensakquisitionen steigert, sondern auch zur langfristigen Stabilität und zum Wachstum des Unternehmens beiträgt. Nachhaltige Investitionen sind zwar mit anfänglichen Kosten verbunden, können aber langfristig zu höheren Erträgen und Kostensenkungen führen. Eine sorgfältige ESG-Due-Diligence und die Integration von ESG-Kriterien in die Akquisitionsstrategie sind daher unerlässlich für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmensübernahmen.
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ESG im Rahmen von bankgeschäftlichen Prüfungen
Von Dr. Oliver Everling | 5.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ist in der modernen Bankenaufsicht von entscheidender Bedeutung. Thomas Dietz erläutert in seinem Werk, dass Nachhaltigkeitsfaktoren sowohl für die Unternehmensbewertung als auch für die mikroprudenzielle Bankenaufsicht eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Anforderungen der Bankenaufsicht an Kreditinstitute hinsichtlich des Managements von Nachhaltigkeitsrisiken auch den Wert von realwirtschaftlichen Unternehmen beeinflussen. Dietz argumentiert, dass diese These einer näheren Betrachtung nicht standhält: „Die Bankenaufsicht drängt die Kreditinstitute weder dazu, in ihren Portfolien ‚grüner‘ zu werden, noch steht sie einer politisch gewollten Transformation der Wirtschaft entgegen.“ Vielmehr geben die Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Institute (MaRisk) ein klares und explizites Signal an die Banken, sich dem Management von ESG-Risiken angemessen zu widmen.
Bankgeschäftliche Prüfungen dienen der Beurteilung der Einhaltung einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation und der Angemessenheit des Risikomanagements einer Bank. Dabei werden auch ESG-Risiken berücksichtigt. Laut Dietz haben die BaFin und die Deutsche Bundesbank Anforderungen festgelegt, die explizit Nachhaltigkeitsaspekte adressieren. So wurden beispielsweise in der siebten MaRisk-Novelle ESG-Risiken als Teil des Risikoinventurprozesses eingeführt. „Die neuen MaRisk ergänzen die bisherigen Ausführungen zur Risikoinventur dahingehend, dass für die regelmäßige wie anlassbezogene Beurteilung der Wesentlichkeit der Risiken durch die Geschäftsleitung […] Auswirkungen von ESG-Risiken angemessen und explizit einzubeziehen sind.“ Dies bedeutet, dass Banken nun verpflichtet sind, die möglichen Auswirkungen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken explizit zu bewerten und in ihre Risikomanagementprozesse zu integrieren.
Ein wesentlicher Aspekt der ESG-Risiken ist deren Einfluss auf die Geschäftsstrategie der Banken. Hierbei müssen die Banken entscheiden, ob sie eine reine Outside-in-Perspektive (OIP) oder zusätzlich eine Inside-out-Perspektive (IOP) einnehmen wollen. Die OIP bezieht sich auf die Identifikation und Steuerung von Risiken, die durch äußere Faktoren auf die Bank einwirken, während die IOP darauf abzielt, den eigenen Beitrag zu ESG-Risiken zu minimieren. „Die deutsche Bankenaufsicht sieht es bislang nicht als ihre Aufgabe, ein Institut durch Aufsichtshandeln strategisch in eine der beiden Richtungen zu drängen“, so Dietz. Dennoch müssen Banken, unabhängig von ihrer strategischen Ausrichtung, im Rahmen der Geschäftsumfeldanalyse ESG-Faktoren berücksichtigen.
Die Risikoinventur muss sowohl kurz- als auch langfristige Zeithorizonte umfassen, da ESG-Risiken sowohl kurzfristig als auch langfristig schlagend werden können. Dies erfordert eine Erweiterung der bisherigen Methoden zur Risikomessung, da traditionelle Modelle wie Value-at-Risk-Ansätze für die Quantifizierung von Klimarisiken nicht ausreichen. Stattdessen sind Sensitivitäts- und szenariobasierte Ansätze erforderlich, um die potenziellen Auswirkungen von ESG-Risiken angemessen zu bewerten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von ESG-Ratings. Diese Ratings bieten eine Möglichkeit, ESG-Risiken zu quantifizieren und in das Risikomanagement zu integrieren. Allerdings weist Dietz darauf hin, dass die Verfügbarkeit aussagekräftiger ESG-Daten derzeit noch eingeschränkt ist und unterschiedliche Ratinganbieter zu teils drastisch unterschiedlichen Einschätzungen kommen können. Daher müssen Banken die Methodik der ESG-Ratings verstehen und die Ergebnisse plausibilisieren können.
Schließlich betont Dietz die Bedeutung von ESG-Kriterien im Kreditvergabe- und -überwachungsprozess. Banken müssen ESG-Faktoren in ihre Entscheidungsprozesse integrieren und entsprechende Daten von ihren Kreditnehmern einfordern. „Sowohl die Entscheidungskriterien bei der Kreditvergabe als auch der Informationserhebungs- und -verarbeitungsprozess bei der Kreditüberwachung spielen eine zentrale Rolle für die Messung und die Steuerung von ESG-Risiken“, so Dietz. Dies kann durch qualitative Fragebögen zur Einschätzung des ESG-Risikoprofils des Kunden und die Entwicklung eines individuellen ESG-Scores erfolgen.
Zusammenfassend zeigt die Arbeit von Thomas Dietz, dass die Berücksichtigung von ESG-Risiken in der Bankenaufsicht und im Risikomanagement der Banken unverzichtbar ist. Durch die Integration von ESG-Kriterien können Banken nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Ansehen verbessern. Die Herausforderungen liegen in der umfassenden und korrekten Erfassung und Bewertung der ESG-Risiken sowie in der Anpassung der bestehenden Risikomanagementprozesse an die neuen Anforderungen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken, Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen, um eine nachhaltige und stabile Finanzwirtschaft zu gewährleisten.
Dr. Thomas Dietz leitet seit 2015 bei der Deutschen Bundesbank das Referat Bankgeschäftliche Prüfungen in deren Hauptverwaltung in Berlin und Brandenburg. Er ist zudem Honorarprofessor für mikroprudenzielle Bankenaufsicht an der Hochschule für Finanzwirtschaft und Management in Bonn. Dr. Dietz referiert regelmäßig auf Praxiskonferenzen und ist Autor verschiedener Publikationen zu Liquiditätsrisiken, internationalen Finanzkrisen, zur Bankenaufsicht im Mehrebenensystem der Europäischen Union sowie hauptsächlich zum Thema Sustainable Finance. Er zeichnet mitverantwortlich für die bundesbankinterne Ausbildung der Bankenaufseher in diesem Themenbereich und war Prüfungsleiter bei der ersten umfassenden 44er-Prüfung zum Thema ESG bei einem deutschen LSI.
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Unterstützung des ESG-Reporting durch IoT-Technologien
Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Unterstützung des ESG-Reportings durch IoT-Technologien (Internet of Things) bietet Unternehmen erhebliche Vorteile hinsichtlich der Effizienz und Genauigkeit der Datenerfassung und -verarbeitung. Seit dem 01.01.2024 sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten, was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen neue Chancen eröffnet, etwa günstigere Finanzierungskosten auf den Kapitalmärkten. Gleichzeitig stellt die Erfassung ESG-relevanter Daten eine große Herausforderung dar, insbesondere aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels und der damit verbundenen Ressourcenkapazitäten. Tim Olbrich und Jörg Schönfelder betonen, dass geeignete technologische Strategien entwickelt werden müssen, um diese wichtigen Aufgaben weiterhin vollumfänglich zu bewältigen.
Der Einsatz moderner Technologie, insbesondere IoT, kann die Erfassung und das Management ESG-relevanter Daten erheblich verbessern. IoT ermöglicht die direkte Erfassung von Primärdaten aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Sensoren an Maschinen oder in der Gebäudetechnik, und bietet somit eine hohe Datenqualität und -verfügbarkeit. Ein wirksames ESG-Reporting-System muss jedoch nicht nur die richtige Hardware nutzen, sondern auch auf eine passende Software zurückgreifen, die in der Lage ist, die erfassten Daten sinnvoll zu verarbeiten und zu analysieren.
Olbrich und Schönfelder identifizieren vier Hauptquellen für ESG-Daten: Primärdaten aus Retrofit, Primärdaten aus bestehenden Systemen, Primärdaten aus Analogeingaben und Sekundärdaten. Retrofit bezieht sich auf die Nachrüstung bestehender Maschinen und Anlagen mit Sensoren, um bisher analog erfasste oder geschätzte Daten digital und in Echtzeit zu erfassen. Diese Technologie kann insbesondere in der Produktion und bei umweltrelevanten Messungen wie Energie- und Wasserverbrauch eingesetzt werden. Bestehende Systeme, wie ERP- oder Telematiksysteme in der Logistik, liefern ebenfalls wertvolle Primärdaten, die in das ESG-Reporting integriert werden können. Analogeingaben umfassen Daten, die manuell erfasst und digitalisiert werden, wie zum Beispiel aus qualitativen Interviews oder externen Berichten. Sekundärdaten stammen aus externen Quellen, wie Selbstauskünften von Zulieferern oder automatisch erfassten Daten durch sogenannte Crawler, die das Internet nach ESG-relevanten Informationen durchsuchen.
Die Autoren heben hervor, dass die richtige Auswahl und Implementierung von IoT-Technologien entscheidend für den Erfolg des ESG-Reportings ist. Die Bundesnetzagentur definiert IoT als die Kommunikation von Maschinen, Anlagen und Geräten über Netzwerke, was nicht nur die Datenerfassung, sondern auch die Steuerung dieser Geräte ermöglicht. Beispiele aus dem Alltag, wie intelligente Waschmaschinen oder vernetzte Zahnbürsten, zeigen, dass diese Technologie bereits weit verbreitet ist. In der Industrie kann IoT dazu beitragen, Betriebsparameter zu überwachen und zu optimieren, was wiederum positive Auswirkungen auf die ESG-Performance eines Unternehmens hat. So können durch die Einbindung von IoT-Sensoren beispielsweise der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in Echtzeit gemessen und optimiert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die richtige Softwarearchitektur, die eine einfache Erweiterung und Pflege des ESG-Reportingsystems ermöglicht. Die Autoren empfehlen, Software in Paketen zu beauftragen, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten. Jedes Paket sollte unabhängig funktionsfähig sein und bei Bedarf erweitert werden können. Eine gute Softwarearchitektur sorgt dafür, dass verschiedene Datensilos effizient integriert und die Daten standardisiert verarbeitet werden können.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein weiterer Erfolgsfaktor für die Implementierung eines erfolgreichen ESG-Reportingsystems. Dabei sollten die Erfahrungen und das Wissen der Mitarbeiter, die täglich mit den Prozessen arbeiten, ebenso einbezogen werden wie die strategischen Überlegungen der Geschäftsleitung und die technischen Kenntnisse der Entwickler. Eine ganzheitliche Betrachtung der Prozesse und eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten sind unerlässlich, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Abschließend betonen Olbrich und Schönfelder die Bedeutung eines systematischen und technologisch unterstützten ESG-Reportings nicht nur für die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern auch als strategischen Vorteil im Wettbewerb. Die Nutzung von IoT-Technologien kann Unternehmen helfen, ihre ESG-Performance zu verbessern, Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Autoren schließen mit dem Hinweis, dass der Fortschritt in diesem Bereich noch am Anfang steht und es die Aufgabe aller Marktteilnehmer ist, diesen in die richtigen Bahnen zu lenken. „Die strukturierte, umfassende und korrekte Erfassung wird insbesondere hinsichtlich der Ressourcenkapazitäten und der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt Unternehmen de facto dazu zwingen, unterstützende Softwaresysteme zu Hilfe zu ziehen,“ resümieren die Autoren, was die Dringlichkeit und Bedeutung der Thematik unterstreicht.
Tim Olbrich, M.Sc. (Computer Science) gründete nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Augsburg die Bitory GmbH mit Sitz in Augsburg. Der Schwerpunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit liegt hierbei auf der Entwicklung digitaler, automatisierter Prozesssteuerungs- und Reporting-Software, welche durch den Einsatz von IoT-Technologie unterstützt wird. Vor der Firmengründung war Herr Olbrich als Fullstack-Developer tätig, wobei sein fachlicher Schwerpunkt auf dem Entwurf und der Implementierung skalierbarer Cloudanwendungen lag.
Jörg Schönfelder, M.Sc. (Management) ist Inhaber und Geschäftsführer der Gesa Hygiene-Gruppe, einem der führenden Hygienedienstleister im Deutschsprachigen Raum. Zusammen mit Tim Olbrich gründete er 2022 die Bitory GmbH. Bereits während seines Studiums an der EBS-Universität für Wirtschaft und Recht, der Godmann School of Business und der WFI – Ingolstadt School of Management forschte Herr Schönfelder zu verschiedenen Themen rund um die Digitalisierung in Familienunternehmen und Dienstleistungsprozessen.
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Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Bankrisikosteuerung
Von Dr. Oliver Everling | 1.Januar 2025
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
In der heutigen Finanzwelt stehen Banken vor der Herausforderung, ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in ihre Risikosteuerungsprozesse zu integrieren. Dies ist eine direkte Reaktion auf den Klimawandel und die damit verbundenen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie auf die steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an eine umweltfreundliche und sozial verantwortliche Unternehmensführung. Jens Döhring betont, dass „alle Unternehmen in unterschiedlicher Art und Umfang neuen ESG-Risiken ausgesetzt sind, die deren Bonität beeinflussen können.“ Diese ESG-Risiken betreffen sowohl physische als auch transitorische Umweltaspekte, soziale Risiken und Unternehmensführungsrisiken.
Physische Umweltrisiken entstehen durch direkte Auswirkungen von Klimawandel oder Umweltzerstörung auf die wirtschaftliche Aktivität von Kreditnehmern. Hierzu zählen akute Ereignisse wie Naturkatastrophen oder chronische Veränderungen wie der Anstieg des Meeresspiegels. Döhring erläutert, dass solche Risiken „wesentliche Konsequenzen für die Realwirtschaft und das Finanzsystem haben können.“ Transitorische Umweltrisiken hingegen resultieren aus Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch neue Gesetze oder technologische Veränderungen, die insbesondere CO2-intensive Industrien betreffen. Beispielsweise könnten Kohlekraftwerke durch regulatorische Maßnahmen wie CO2-Bepreisungen erhebliche finanzielle Einbußen erleiden.
Soziale Risiken beziehen sich auf mögliche negative Effekte auf die Umsatzentwicklung oder Kosten des Unternehmens aufgrund zum Beispiel von Menschenrechtsverletzungen oder der Missachtung des Lieferkettengesetzes. Governance-Risiken können entstehen durch Korruptionsverdächtigungen, Steuerhinterziehung oder Verstöße gegen Wettbewerbsgesetze. Döhring weist darauf hin, dass nicht nur Umwelt-, sondern auch „Governance- und Soziale-Risiken […] aus Sicht der Banken zu einer Erhöhung des Kreditrisikos (und auch des eigenen Reputationsrisikos der Banken) führen“ können.
Zur Messung und Steuerung dieser Risiken entwickeln Banken ESG-Kreditrisiko-Scorings und ESG-Reputationsrisiko-Scorings. Diese Instrumente helfen, das Bonitätsrisiko eines Unternehmens unter Berücksichtigung von ESG-Faktoren – und auch das Reputationsrisiko der Banken selbst – zu bewerten. Ein schlechtes ESG-Kreditrisiko-Scoring kann mittelfristig eine Bonitätsverschlechterung indizieren, insbesondere, wenn transitorische Umweltrisiken realisiert werden.
Banken können verschiedene Maßnahmen zur Steuerung von ESG-Risiken einsetzen. Dies umfasst beispielsweise Anpassungen der Standardrisikokosten, Überprüfungen der Engagement-Strategie mit dem Kunden und Modifikationen der Kreditverträge. Bei hohen ESG-Risiken kann es zu intensiveren Überwachungen und Dokumentationen kommen. Im Extremfall kann – theoretisch – bei einzelnen Banken auch eine Kreditkündigung erwogen werden, insbesondere bei sehr schlechten ESG-Kreditrisiko-Scorings und fehlenden Transformationsanstrengungen oder fehlendem Transformationswillen des Kunden.
Die Integration von ESG-Kriterien in die Bankrisikosteuerung ist nicht nur eine regulatorische Anforderung, sondern auch eine gesellschaftliche Erwartung. Banken, die ESG-Risiken vernachlässigen, laufen Gefahr, selbst Reputationsrisiken ausgesetzt zu sein. Döhring betont, dass „von der allgemeinen Öffentlichkeit […] erwartet [wird], dass sich nicht nur Unternehmen ESG-konform verhalten, sondern auch Banken bei der Kreditvergabe ESG-Aspekte ihrer Kunden berücksichtigen.“ Daher müssen Banken eine umfassende und transparente Auseinandersetzung mit ESG-Risiken fördern, um ihre Rolle als Transformationsbegleiter hin zu einer klimaneutralen Welt zu erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Bankrisikosteuerung eine komplexe, aber notwendige Aufgabe ist. Banken müssen sowohl physische als auch transitorische Umweltrisiken, soziale Risiken und Governance-Risiken identifizieren, messen und steuern. Durch die Entwicklung und Anwendung von ESG-Scorings können Banken fundierte Kreditentscheidungen treffen und gleichzeitig ihren Beitrag zur Förderung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Geschäftsmodelle leisten. Dies erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der ESG-Risikosteuerungsinstrumente, um den dynamischen Veränderungen der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.
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Welche ESG-Faktoren sind wesentlich
Von Dr. Oliver Everling | 31.Dezember 2024
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Für Unternehmen ist eine wirksame Kommunikation von nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensinformationen gegenüber verschiedenen Stakeholdern von hoher Bedeutung. Der Nutzen einer durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die ESRS (European Sustainability Reporting Standards) standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung für deren Nutzer entsteht insbesondere dann, wenn sich Unternehmen auf wichtige, d.h. wesentliche, Themen fokussieren und damit auf verständliche Weise über die Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsaspekte und den Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten auf die Entwicklung, die Lage und die Leistung des Unternehmens berichten. Zur Ermittlung, welche ESG-Faktoren als wichtig anzusehen sind, kann die im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD und ESRS verpflichtende Wesentlichkeitsanalyse herangezogen werden. Durch diese werden der Kontext des Unternehmens, d.h. die Aktivitäten und Geschäftsbeziehungen sowie die betroffenen Stakeholdergruppen, analysiert sowie Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs) von Nachhaltigkeitsaspekten identifiziert und bewertet.
Die ESG-Faktoren werden durch die CSRD in Umweltfaktoren, Sozial- und Menschenrechtsfaktoren und Governance-Faktoren unterteilt. Umweltfaktoren umfassen Aspekte wie Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. Sozial- und Menschenrechtsfaktoren beinhalten Gleichbehandlung, Arbeitsbedingungen und die Achtung der Menschenrechte. Governance-Faktoren konzentrieren sich auf die Rolle der Unternehmensführung und interne Kontrollsysteme.
Qualitative Merkmale von Nachhaltigkeitsinformationen spielen eine wichtige Rolle in der Berichterstattung. Diese Merkmale umfassen Relevanz, wahrheitsgetreue Darstellung, Vergleichbarkeit, Überprüfbarkeit und Verständlichkeit. Nachhaltigkeitsinformationen sind relevant, wenn sie bei Entscheidungen der Nutzer eine bedeutende Rolle spielen könnten. Nutzer sind sowohl bestehende und potenzielle Investoren und Kreditgeber als auch andere Stakeholder wie Geschäftspartner, Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft. Die Informationen müssen vollständig, neutral und korrekt sein, um die Substanz der dargestellten Phänomene wahrheitsgetreu wiederzugeben.
Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die doppelte Wesentlichkeit, die die Berücksichtigung sowohl der Auswirkungen eines Unternehmens auf ESG-Faktoren als auch der finanziellen Auswirkungen von ESG-Faktoren auf das Unternehmen erfordert. Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist wesentlich, wenn er entweder wesentliche finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen hat oder das Unternehmen wesentliche Auswirkungen auf diesen Aspekt hat.
Die Wesentlichkeitsanalyse erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird der Kontext des Unternehmens analysiert, einschließlich der Geschäftsaktivitäten und -beziehungen sowie der betroffenen Stakeholdergruppen. Danach werden die tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, Chancen und Risiken identifiziert und bewertet. Bei der Bewertung von Auswirkungen wird zwischen tatsächlichen und potenziellen, positiven und negativen Auswirkungen unterschieden. Dabei werden Faktoren wie der Schweregrad, das Ausmaß und der Umfang der Auswirkungen berücksichtigt. Die Bewertung von Chancen und Risiken erfolgt auf der Grundlage ihrer Wahrscheinlichkeit und des potenziellen Ausmaßes der finanziellen Auswirkungen.
Die Konsolidierung der Ergebnisse beider Bewertungsdimensionen führt zu einer Liste wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen und den dazugehörigen IROs, die die Grundlage für die Berichterstattung im Nachhaltigkeitsbericht bilden. Diese Berichterstattung umfasst die Beschreibung des Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse, die Identifizierung und Bewertung der IROs sowie die Darstellung der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen im Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie und dem Geschäftsmodell.
Die standardisierte Nachhaltigkeitsberichterstattung kann den Mehrwert von ESG-Ratings auf der einen Seite einschränken. Auf der anderen Seite können ESG-Ratings an Aussagekraft gewinnen und besser kommuniziert werden, da die Nachhaltigkeitsberichterstattung eine verbesserte und standardisierte Datenbasis bietet, auf die Ratingagenturen zugreifen können. Die Uneinigkeit von ESG-Ratings, die oft durch unterschiedliche Messgegenstände und Datenbasen entsteht, kann durch die standardisierte Berichterstattung nach den ESRS verringert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wesentlichkeitsanalyse nach den Grundsätzen der CSRD und ESRS für Unternehmen von großer Bedeutung ist. Sie ermöglicht eine fokussierte und verständliche Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sowohl die finanziellen als auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens berücksichtigt. Diese standardisierte Berichterstattung kann den Informationsnutzen für die Stakeholder erhöhen und gleichzeitig die Qualität und Vergleichbarkeit der ESG-Ratings verbessern. „Der Nutzen einer standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung für deren Nutzer entsteht insbesondere dann, wenn sich Unternehmen auf wichtige, d.h. wesentliche, Themen fokussieren und damit auf verständliche Weise über die Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsaspekte und den Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten auf die Entwicklung, die Lage und die Leistung des Unternehmens berichten,“ betonen Annika Brüning und Christopher Almeling.
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ESG und Kapitalkosten im M&A-Prozess
Von Dr. Oliver Everling | 30.Dezember 2024
Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.
Die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) und ihre Auswirkungen auf die Kapitalkosten sind zentrale Themen in der aktuellen Unternehmensbewertung und -finanzierung. Ulf Füllgraf und Benjamin Badel untersuchen in ihrem Beitrag die Einflüsse von ESG-Faktoren auf die Kapitalkosten und den Unternehmenswert im Kontext von M&A-Transaktionen. Sie stellen fest, dass seit der Verabschiedung der UN-Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens ökologische und soziale Faktoren zunehmend in Investitionsentscheidungen einbezogen werden. Während einige Experten argumentieren, dass ESG vorrangig über die Cashflows wirkt, sehen andere die Kapitalkosten als primären Einflusskanal.
Empirische Studien liefern bisher gemischte Ergebnisse bezüglich des Einflusses von ESG auf Kapitalkosten und Unternehmenswert, wobei die Ergebnisse in Europa tendenziell signifikante ESG-Einflüsse bei den Cost of Equity – insbesondere für die „E“-Komponente – zeigen. Die CO2-Intensität hat bereits seit einigen Jahren Einfluss auf die Performance und das Risiko europäischer Aktien. Die Umsetzung der Vereinbarungen des Pariser Abkommens und die daraus resultierenden politischen Initiativen in der EU, wie u.a. der Green Deal und die EU-Taxonomie, beeinflussen Unternehmen in vielen Bereichen, wie z.B. Produkte und Prozesse, Lieferanten- und Kundenbeziehungen sowie erweiterte Berichtspflichten. Füllgraf und Badel betonen, dass sich daraus einerseits die empirischen Ergebnisse erklären lassen und sich andererseits die Notwendigkeit ergibt, ESG-Faktoren in die finanzielle Bewertung – auch bei M&A-Prozessen – zu integrieren.
Ein zentraler Punkt der Regulierung ist die doppelte Wesentlichkeit (Double Materiality), die sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Aspekte berücksichtigt. Dieses Konzept erfordert von Unternehmen, sowohl die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf ihre Geschäftstätigkeiten als auch ihre Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft und Umwelt zu berichten. Nachhaltigkeitsaspekte müssen aber in die finanziellen Faktoren einfließen, um Investitionsentscheidungen, Unternehmenswerte und Risikomanagement zu beeinflussen.
Füllgraf und Badel gehen auf verschiedene Modelle und Methoden zur Bestimmung der Kapitalkosten ein, u.a. das Capital Asset Pricing Models (CAPM), Arbitrage Pricing Theorie (APT) und die daraus entstandenen Faktormodelle (z.B. Fama/French). Die beiden letztgenannten sind aus der Kritik am CAPM und dessen schwacher Performance in der Realität entstanden.
Dennoch verwenden viele Unternehmen hauptsächlich das CAPM für die Berechnung von Kapitalkosten.
Die Kapitalmarkttheorie unterscheidet zwischen systematischen und spezifischen Risiken. Während systematische Risiken nicht diversifizierbar sind und alle Unternehmen im Querschnitt betreffen, können spezifische Risiken diversifiziert werden. ESG-Risiken werden bisher i.W. als spezifische Risiken eingeordnet, weil empirisch bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie global betrachtet Einfluss auf nahezu alle Unternehmen haben. In dem Sinne müssen die o.g. Modelle möglicherweise um eine Nachhaltigkeits- oder Klimakomponente erweitert werden, sofern in Zukunft systematische Effekte in der Breite – und nicht nur in Europa – nachweisbar sind.
Füllgraf und Badel zeigen auf, dass die Einbeziehung von ESG-Kriterien in den M&A-Prozess nicht nur zur Risikominimierung beiträgt, sondern auch erhebliche Wertsteigerungspotenziale eröffnet. Investoren sind – nicht nur für börsennotierte Unternehmen – zunehmend bereit, höhere Preise für Zielinvestments zu zahlen, die starke ESG-Performances aufweisen. Dies verändert und erweitert die Anforderungen an Due Diligence-Prozesse und die Bewertung von Zielunternehmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Integration von ESG-Kriterien in den M&A-Prozess und die damit verbundene Analyse von Auswirkungen auf Kapitalkosten und Cash-Flows mitentscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit von Unternehmensübernahmen sind. Unternehmen und Investoren sollten diese Faktoren berücksichtigen, um fundierte und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen.
Ulf Füllgraf, seit 2010 in der Geschäftsführung der Alpha Centauri Investment Management GmbH, Hamburg, tätig und in der Funktion u.a. für die Bereiche Research, Portfolio- und Risikomanagement verantwortlich. Frühere Stationen waren u.a. Head Portfoliomanagement bei der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA), Luzern, Gründer und Leiter des Multi Asset-Bereiches sowie Head of Tactical Asset Allocation bei der Deka Investment in Frankfurt. Alpha Centauri ist auf alternative Risikoprämien- und Faktorstrategien sowie Aktienstrategien mit Klimahintergrund spezialisiert.
Benjamin Badel, seit 2010 bei Alpha Centauri Investment Management GmbH, Hamburg und seit 2019 dort in der Geschäftsführung, u.a. für Research, Portfoliokonstruktion und IT verantwortlich. Schwerpunkte der Arbeit liegen auf den Bereichen Strategie- und Indexentwicklung, Risikomonitoring und Datenmanagement.
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Giga: Potential bei KI-Rechenzentren
Von Dr. Oliver Everling | 17.Dezember 2024
Der weltweite Markt für KI-Rechenzentren könnte innerhalb von fünf Jahren einen Umfang von 50-60 GW erreichen. McKinsey prognostiziert, dass die Nachfrage nach Rechenzentren allein in den USA bis 2030 eine Größenordnung von 80 GW und in Europa von 35 GW erreichen könnte. „Bei Kosten von insgesamt 50 Mio. USD pro MW könnte das Marktpotenzial für KI-Rechenzentren insgesamt 2,5 bis 3,0 Billionen USD betragen“, schreibt Guillaume Chieusse, Portfoliomanager für europäische Aktien bei ODDO BHF AM, in einem aktuellen Marktkommentar.
Kapazitäten für KI-Training notwendig
„Rechenzentren (RZ) bilden das Herzstück der globalen Konnektivität und das Fundament der technologischen Revolution“, erläutert Chieusse. Sie umfassen die für IT-Systeme erforderliche physische Infrastruktur. KI-Rechenzentren eignen sich für Aufgaben wie KI-Training und KI-Inferenz. Da das Training bis zu einem gewissen Grad latenzunabhängig sei, können für KI-Training genutzte Rechenzentren auch in ländlicheren, weniger erschlossenen Gebieten angesiedelt werden, wo Land und Strom reichlich zur Verfügung stehen. Ein herkömmliches Rechenzentrum benötigt 5-10 KW pro Rack, ein KI-Rechenzentrum 60 KW oder mehr.
Der Vormarsch von Digitalisierungs- und KI-Technologien heizt die Nachfrage nach Rechenzentren weltweit an. In den vergangenen Jahren zählte Nachhaltigkeit noch zu den fünf wichtigsten Aspekten beim Bau von Rechenzentren. Mittlerweile spielt dies für die Unternehmen nur noch eine untergeordnete Rolle. Die RZ-Branche muss jedoch dekarbonisiert werden und ihre Emissionen im Zeitraum von 2030 bis 2040 auf netto Null reduzieren. „Dies eröffnet Chancen für Länder mit reichlich kohlenstoffarmer Energie und niedrigeren Temperaturen“, erklärt der Portfoliomanager für europäische Aktien des ODDO BHF AM. „Sie sind strategisch interessant, da dort weniger Strom für die Kühlung benötigt wird.“
„Der RZ-Boom sei auch ein Wachstumsmotor für verschiedene andere Branchen.“, schreibt Guillaume Chieusse. Erstens wird Flüssigkeitskühlung immer beliebter mit einer Wachstumsrate von 46% im Vergleich zur Luftkühlung. Die Flüssigkeitskühlung habe sich als energieeffizienter als die Luftkühlung erwiesen. „Es wird erwartet, dass die Investitionsausgaben im Bereich der Kühlung bis 2028 jährlich um durchschnittlich etwa 18 % steigen werden“, erklärt der Portfoliomanager von ODDO BHF AM. Zweitens sei der Energieverbrauch von Rechenzentren jährlich um ca. 17 % gestiegen. McKinsey prognostiziert in Europa ein weiteres jährliches Wachstum von ca. 13 %.
Von Wachstumsdynamik profitieren
„Als Investor im europäischen Small-Cap-Bereich möchten wir von der Wachstumsdynamik der Rechenzentren profitieren und sind auf mehreren Ebenen entlang der RZ-Wertschöpfungskette positioniert“, schreibt Chieusse. Hill& Smith, ein führendes britisches Infrastrukturunternehmen mit Niederlassungen in Großbritannien und den USA, ist gut aufgestellt, um von der wachsenden Nachfrage nach Rechenzentren zu profitieren.
Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar, darauf weisen die Analysten hin.
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Rating-Analyse zum Ipsos Cost of Living Monitor 2024
Von Dr. Oliver Everling | 16.Dezember 2024
Der Ipsos Cost of Living Monitor gilt als globales Stimmungsbarometer in 32 Ländern und erfasst die Wahrnehmungen der Menschen in einer sich verändernden Wirtschaftslage. Die Ergebnisse der siebten Auflage liefern aufschlussreiche Einblicke in die weltweite und deutsche Stimmungslage im Hinblick auf Inflation, Preisentwicklung, finanzielle Situation und Steuerpolitik.
1. Inflation – sinkende Raten, anhaltender Pessimismus: Obwohl die Inflation in vielen Ländern nachweislich gesunken ist, wird dies von den Menschen nicht so wahrgenommen. In Deutschland gehen 64 % der Befragten davon aus, dass die Inflation und die Preise in den kommenden 12 Monaten weiter steigen werden — ein Anstieg von 11 Prozentpunkten seit April 2024. Weltweit sind es 65 % der Befragten, die mit höheren Preisen rechnen (plus 7 Prozentpunkte).
Mittelfristig zeigt sich ein vorsichtiger Optimismus. 40 % der Deutschen glauben, dass sich die Inflation nach 2025 wieder normalisieren wird. Dennoch gehen 27 % davon aus, dass dies nie der Fall sein wird.
2. Ursachen für die Preissteigerungen: Die Befragten sehen verschiedene Faktoren als Treiber der Preissteigerungen. In Deutschland erwarten die Menschen in den kommenden sechs Monaten vor allem Preiserhöhungen bei Lebensmitteln (74 %), Energie (66 %) und Benzin (60 %). Als Hauptursachen für die Preissteigerungen nennen 64 % der Deutschen die Politik der Bundesregierung. Ebenso viele (64 %) sehen den Krieg in der Ukraine als Grund für die Preisentwicklungen, wobei der Einfluss dieser Ursache als rückläufig wahrgenommen wird. Weitere Faktoren sind die Lage der Weltwirtschaft (61 %) sowie die Zuwanderung (55 %), deren Einfluss laut Umfrage als zunehmend wahrgenommen wird.
3. Finanzielle Situation der deutschen Bevölkerung: Die Ergebnisse zeichnen ein gemischtes Bild der finanziellen Situation der Deutschen. Mehr als ein Drittel (36 %) der Deutschen fühlt sich heute schlechter gestellt als vor der Corona-Pandemie. Dies entspricht dem weltweiten Durchschnitt (37 %), wobei in Italien (51 %) und der Türkei (58 %) die negative Einschätzung besonders ausgeprägt ist.
Trotz der pessimistischen Rückblicke sieht sich knapp die Hälfte der Deutschen (49 %) finanziell gut aufgestellt, wohingegen 49 % angeben, „gerade so“ über die Runden zu kommen oder ihre Situation als schwierig empfinden.
Der Blick in die Zukunft fällt ähnlich geteilt aus: 48 % der Deutschen erwarten, dass ihr Lebensstandard im kommenden Jahr stabil bleibt. Ein Viertel (27 %) rechnet mit einer Verschlechterung, während 23 % hoffen, dass ihr verfügbares Einkommen 2025 steigt. Im Gegensatz dazu geht ein Drittel (34 %) von einem sinkenden Einkommen aus.
4. Steuerpolitik – Wunsch nach Steuersenkungen: Ein weiteres wichtiges Thema der Umfrage ist die Steuerpolitik. Mehr als die Hälfte der Deutschen (57 %) rechnet mit steigenden Steuern im Jahr 2025. 37 % der Deutschen befürworten Steuersenkungen, selbst wenn dies mit Kürzungen bei öffentlichen Dienstleistungen (z. B. Bildung und Gesundheit) verbunden ist. Dies steht im Kontrast zu anderen europäischen Ländern wie Schweden (40 %), Irland (36 %) oder Großbritannien (35 %), in denen die Bereitschaft, höhere Steuern für öffentliche Investitionen zu akzeptieren, deutlich größer ist. In Deutschland wären nur 19 % der Befragten dazu bereit.
5. Internationale Perspektive: Der Ipsos Cost of Living Monitor bietet auch einen internationalen Vergleich der Stimmungslage. Die Studie zeigt, dass die finanzielle Zufriedenheit in anderen G7-Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Italien sogar noch negativer ausfällt als in Deutschland. Im globalen Durchschnitt empfinden 37 % der Befragten ihre finanzielle Situation als schlechter im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Besonders kritisch ist die Lage in der Türkei (58 %) und Italien (51 %).
Gleichzeitig offenbart die Umfrage eine weltweite Tendenz zu Steuerreformen. Der Wunsch nach Steuersenkungen ist global verbreitet, während die Bereitschaft, höhere Steuern für das Gemeinwohl zu akzeptieren, in Deutschland geringer ist als in anderen europäischen Ländern.
Methodik: Die Ergebnisse basieren auf der Ipsos Global Advisor-Studie „The Ipsos Cost of Living Monitor“. Zwischen dem 25. Oktober und dem 8. November 2024 wurden 22.720 Personen aus 32 Ländern über das Ipsos Online Panel System befragt. In Deutschland umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren. Die Ergebnisse der Umfrage sind repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in 17 der 32 untersuchten Länder.
Fazit: Die Ergebnisse des Ipsos Cost of Living Monitors 2024 verdeutlichen eine Mischung aus Unsicherheit, Pessimismus und Pragmatismus in Deutschland und weltweit. Trotz sinkender Inflationsraten sind die Befürchtungen hinsichtlich weiter steigender Preise tief in den Köpfen der Bevölkerung verankert. Die Unzufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation bleibt hoch, während die Erwartungen an die Steuerpolitik zeigen, dass viele Menschen individuelle finanzielle Entlastung der Stärkung des Gemeinwohls vorziehen. Diese Befunde spiegeln die Herausforderungen wider, mit denen Regierungen weltweit konfrontiert sind, wenn es darum geht, das Vertrauen der Bevölkerung in die wirtschaftliche Entwicklung wiederherzustellen.
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„Alles lässt sich ändern“ – Die FDP, die deutsche Autoindustrie und der Kampf um die Zukunft der Elektromobilität
Von Dr. Oliver Everling | 10.Dezember 2024
Die deutsche Automobilindustrie steht am Scheideweg. Während die FDP mit ihrem Wahlkampfmotto „Alles lässt sich ändern“ Veränderungswillen signalisiert, zeigt die Realität der Automobilbranche, wie dringlich und tiefgreifend dieser Wandel tatsächlich sein muss. Die Lage ist ernst: Der Anteil deutscher Hersteller an den weltweiten Pkw-Zulassungen ist innerhalb von nur fünf Jahren von 21,4 % auf unter 18 % gefallen. Der globale Automobilmarkt wächst nur moderat, doch die Produktion deutscher Automobilunternehmen sinkt deutlich – ein Weckruf, den man nicht länger ignorieren kann. Über die Fakten berichtet Axel D. Angermann. Er analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen, geldpolitischen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.
Besonders alarmierend ist die Entwicklung in China, dem wichtigsten Absatzmarkt für deutsche Hersteller. Noch vor wenigen Jahren galten deutsche Marken wie Mercedes-Benz, BMW und Audi als Statussymbole, die Reichtum und Erfolg demonstrierten. Heute hat sich das Bild gewandelt: Elektrofahrzeuge chinesischer Anbieter dominieren den Markt. Während der Absatz von Verbrennerfahrzeugen in den ersten drei Quartalen um 15 % einbrach, wuchsen die Verkäufe von reinen Elektroautos um 21 % und die von Plug-in-Hybriden sogar um fast 100 %. Das Problem der deutschen Hersteller ist offensichtlich: Sie haben das falsche Produktportfolio. Der Markt fordert Elektroautos, deutsche Konzerne liefern Verbrenner. Selbst im Hybrid-Segment hinken deutsche Marken hinterher, da die in China geforderten elektrischen Mindestreichweiten von deutschen Herstellern oft nicht erreicht werden.
Dieser Rückstand ist das Ergebnis strategischer Fehlentscheidungen und unzureichender politischer Unterstützung. Die deutsche Automobilindustrie hat zu lange auf den Verbrennungsmotor gesetzt und den Umstieg auf die Elektromobilität verschlafen. Das Problem liegt aber nicht nur bei den Herstellern. Auch die Politik hat durch unstetige Rahmenbedingungen dazu beigetragen. Ein Beispiel dafür ist das abrupte Ende der Kaufanreize für Elektroautos, das die Nachfrage vorübergehend einbrechen ließ. Besonders bei Volkswagen wird deutlich, wie politisches Kalkül wirtschaftliche Notwendigkeiten überlagert hat. Über Jahre haben hohe Kostenstrukturen den Konzern belastet, während der Transformationsprozess nur schleppend voranging.
Ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Elektromobilitätsmarkt ist die Batteriezellproduktion. Batteriezellen machen etwa 30 % der Wertschöpfung in einem Elektrofahrzeug aus. Wer langfristig wettbewerbsfähig bleiben will, muss diese Technologie selbst beherrschen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die deutsche Industrie diesen Bereich unterschätzt hat. Anstatt mit Mut und Investitionsbereitschaft in diese Schlüsseltechnologie zu gehen, wurden viele Projekte angesichts schleppender Absätze radikal gekürzt. Selbst große Akteure wie Northvolt sehen sich dadurch mit massiven Problemen konfrontiert. Das Ergebnis: Unter den zehn weltweit größten Herstellern von Batteriezellen findet sich kein einziges europäisches Unternehmen. Die Gefahr ist offensichtlich – deutsche und europäische Autobauer drohen langfristig die Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu verlieren.
Eine Möglichkeit, diesen Trend umzukehren, könnte die Entwicklung der Feststoffbatterie bieten. Diese Technologie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, hat aber das Potenzial, die Spielregeln auf dem Markt neu zu definieren. Deutsche Hersteller hätten die Chance, hier von Anfang an dabei zu sein und sich eine technologische Vorreiterrolle zu sichern. Doch auch das erfordert strategischen Weitblick und Investitionen, die kurzfristig zulasten der Gewinne gehen könnten. Gleichzeitig ist die Politik gefragt, die Unternehmen mit verlässlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Dazu gehören koordinierte Anstrengungen beim Aufbau der Infrastruktur sowie Kaufanreize, um den Absatz neuer Technologien zu fördern.
Die Entwicklung in der Automobilindustrie ist ein Paradebeispiel für die Herausforderungen der deutschen Industriepolitik. Das Motto der FDP – „Alles lässt sich ändern“ – verdeutlicht die grundsätzliche Bereitschaft zum Wandel. Doch ob dieser Wandel gelingt, hängt nicht nur von der Politik ab, sondern auch von der Weitsicht und Entschlossenheit der Unternehmensführungen. Ohne eine enge Verzahnung von Industrie und Staat droht Deutschland den Anschluss zu verlieren. Ein konstruktives Zusammenwirken könnte hingegen Impulse für eine moderne, strategische Industriepolitik liefern – und der deutschen Autoindustrie eine neue Chance im globalen Wettbewerb eröffnen.
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Rendite-Plus mit skandinavischen Hochzinsanleihen?
Von Dr. Oliver Everling | 5.Dezember 2024
Wer die Chance auf ein Rendite-Plus nicht verpassen möchte, sollte Anleihen aus dem Norden Europas in Erwägung ziehen. Dieser Ansicht ist Daniel Herdt, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management.
Nordische Hochzinsanleihen seien nach wie vor die Benchmark, wenn es um High Income-Strategien gehe. „In Europa sind die Vorteile von skandinavischen Hochzinsanleihen beim Aufbau eines Anleiheportfolios gut belegt“, argumentiert der Experte. „In Europa hat sich der Markt für High Yield-Unternehmensanleihen in den letzten zehn Jahren deutlich besser entwickelt als der Investment Grade-Markt. Diese Outperformance wurde trotz Phasen hoher Volatilität erzielt, wie zum Beispiel während der Corona-Krise oder des Zinserhöhungszyklus 2022.“ Damals habe die Ausweitung der Spreads zu einem deutlichen Rückgang der Bewertungen von Hochzinsanleihen geführt. Diese Ausverkäufe wären jedoch innerhalb von ein oder zwei Jahren wieder ausgeglichen worden, da der Carry die Kursrückgänge der Anleihen überkompensiert habe.
Innerhalb Europas gilt Herdts Augenmerk Skandinavien. Der Experte fasst die Vorteile der Anlageklasse zusammen: „Nordische Hochzinsanleihen weisen aufgrund des sehr geringen Zinsrisikos, der kürzeren Spread-Duration und der hohen Kupons eine deutlich geringere Volatilität auf als andere Hochzinsmärkte. In Verbindung mit hohen Gesamtrenditen führt dies zu einer außergewöhnlich hohen Sharpe Ratio.“ Trotz eines leichten Rückgangs der Spreads seit ihrem jüngsten Höchststand im Jahr 2022 böten europäische Hochzinsanleihen bis zur Fälligkeit zwar noch immer Renditen von durchschnittlich 6,0 Prozent, Nordic High Yield-Anleihen sogar von 9,0 Prozent (Stand: 30. November 2024).
Die skandinavischen Rentenmärkte hätten im letzten Jahrzehnt einen strukturellen Wandel erlebt: „Diese Region hat sich weltweit als eine der nachhaltigsten und am weitesten entwickelten etabliert“, sagt Herdt. Für den Norden sprächen eine niedrige Staatsverschuldung, eine proaktive Steuerpolitik und ein umfassendes Wohlfahrtssystem. All dies habe die Stabilität und das Wirtschaftswachstum der Region sowie die Widerstandsfähigkeit und Innovationsfreude der dort ansässigen Unternehmen gestärkt.
Auch für die Diversifizierung des Portfolios seien nordische Hochzinsanleihen eine gute Wahl: Trotz ihres regionalen Schwerpunkts würden nordische Hochzinsanleihen eine geringe Korrelation mit anderen Assetklassen aufweisen und stellten somit eine geeignete Diversifizierung für traditionelle Vermögensallokationen dar. Neben einer breiten sektoralen und geografischen Diversifizierung biete ein Engagement in diesem Markt ein einzigartiges Risikoprofil, das den Diversifikationseffekt insgesamt noch verstärke. „Mit rund 9 Prozent bieten nordische High Yield-Anleihen höhere Renditen bis zur Fälligkeit als andere Hochzinsmärkte“, so Herdt. Der Grund hierfür liege in der einzigartigen Emittentenstruktur. „Im nordischen High Yield-Segment finden wir vor allem kleinere, oft noch nicht am öffentlichen Aktienmarkt gehandelte Emittenten, welche zudem meist über keine Bonitätseinschätzung von externen Ratingagenturen verfügen. Dies alles führt zu einer noch relativ engen Investorenbasis im Vergleich zu den etablierten Unternehmensanleihenmärkten. Entsprechend müssen Emittenten eine strukturell höhere Kreditprämie zahlen bei ansonsten vergleichbarer Kreditqualität“, argumentiert der Experte. Des Weiteren könnten Anleger mit einem Investment in den nordischen High Yield-Markt ihr übergeordnetes Risiko begrenzen, da der Großteil der Anleihen in diesem Markt variabel verzinst sei und somit kein signifikantes Zinsrisiko aufweise. Mit knapp drei Jahren sei die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen außerdem deutlich niedriger als in anderen High Yield-Märkten, was sich wiederum in einer deutlich geringeren Sensitivität auf Veränderung der Kreditprämien niederschlage.
Für den Portfoliomanager ist klar: Bei nordischen Hochzinsanleihen werde das eingegangene Risiko noch angemessen vergütet. „Obwohl die Ausfallraten für nordische Hochzinsanleihen mit denen globaler oder europäischer Hochzinsanleihenmärkte vergleichbar sind, bieten sie deutlich höhere Kupons und Renditen. Gleichzeitig sorgen das kaum vorhandene Zinsrisiko und die relativ geringe Spreadsensitivität in Kombination mit der hohen Verzinsung der Anleihen für einen auskömmlichen Risikopuffer“, so Herdt.
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