« DEFAMA prüft Wachstumbeschleuniger „Kapitalerhöhung“ | Home | DEFAMA Objekt verkauft sich von selbst »
Solidarität braucht Freiheit
Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2018
Der Ruf nach Solidarität ist in der Politik überall zu hören. Vielen erscheint es dabei offenbar als selbstverständlich, dass Solidarität erzwungen werden muss und nicht aus den Herzen der Menschen kommen kann. Von links und rechts des politischen Spektrums mangelt es daher nicht an Forderungen, wie Solidarität staatlich verordnet werden sollte.
René Rock und André Uzulis stellen dem sozialistischen Entwurf der bevormundeten Solidarität ein anderes Konzept entgegen. In ihrem neuen Buch „Solidarität braucht Freiheit – Für eine verantwortungsvolle Bürgergesellschaft“ zeigen sie auf, wie ehrliche Solidarität nur in Freiheit gelebt werden kann.
Das Buch erscheint zum rechten Zeitpunkt, stehen im Bundesland Hessen doch Wahlen bevor. Am 28. Oktober 2018 wird der 20. Hessische Landtag gewählt. Der Mitautor des Buches, René Rock, ist bei dieser Landtagswahl der Spitzenkandidaten der Freien Demokraten. Dass sich René Rock einer breiten Unterstützung aus seiner Partei sicher sein kann, wird nicht erst durch das Geleitwort des Bundesvorsitzenden der FDP deutlich, Christian Lindner.
Wer zu diesem Buch greift, brauch trotz Nähe des Wahltermins nicht mit billiger Wahlpropaganda zu rechnen. Im ersten Kapitel geht es um Bildung und Entwicklung, das Hineinwachsen in die Gesellschaft. Schon auf den ersten Seiten spielt René Rock seine Stärken als Sozialpolitiker aus. Wie kaum ein anderer weiß er den Einsatz für mehr Bildung im Land als Liberaler zu argumentieren.
Im zweiten Kapitel geht es um das Arbeitsleben: Wirtschaft und Kreativität sind heute mehr noch als je zuvor untrennbare Begriffe, denn nur durch Kreativität können Unternehmen im Wettbewerb bestehen. Die Autoren widmen sich in drei weiteren Kapiteln der Digitalisierung und Gesellschaft, der Identität in Würde und dem liberalen Leben, „was uns erfolgreich macht“, so die Formulierung von René Rock und André Uzulis.
Das Buch ist kurzweilig: Eine Fülle von Fakten und Argumentationen sind in das Gewand eines Gesprächs gekleidet, das Uzulis und Rock miteinander führen. Mal ist es mehr Interview wie bei einem Journalisten, mal mehr Gespräch unter Freunden. In jedem Fall liest es sich so, als säße der Leser beim Gespräch unmittelbar dabei. Keine unbequeme Frage wird ausgespart.
Das Buch hilft, u.a. auch durch farbige Bilder, den Menschen René Rock näher kennenzulernen, denn das Buch erzählt auch von seinen Begegnungen, den Menschen, die ihm wichtig waren und sind, sowie von seinen zahlreichen Aktivitäten. Der Leser vermag das tägliche Arbeitspensum dieses Spitzenpolitikers erahnen, der zwischen programmatischer Arbeit, Bürokratie des Landtags auch noch mehr als 100 Kitas in Hessen besucht.
René Rock ist klar, dass „Selbständigkeit die höchste Form der Selbstausbeutung bei maximalem Risiko ist. Aber ich habe“, sagt Rock, „es trotzdem gemacht, sehr gerne gemacht sogar“. Rock kennt die Ursachen für den erlahmten Mut der Deutschen, unternehmerische Verantwortung zu tragen: „“In Deutschland hat man Schulden als Person. Das steigert das Risiko deutlich.“ In den USA lägen dagegen mehr Schulden auf den Dingen, nicht auf den Menschen. „Wer scheitert, kann problemlos mit etwas Anderem weitermachen, kann etwas Neues versuchen.“
Die Autoren öffnen dem Leser die Augen dafür, dass mit jeder Verantwortung, die der Staat übernehmen soll, wieder ein Jurist benötigt wird, der sich die Regeln ausdenkt, und Bürokraten, die diese Regeln überprüfen. So höre man den Leiter eines Altenpflegeheimes sagen: „Lieber möchte ich hier alles geregelt haben, sodass ich sagen kann, wenn etwas passiert: Ich bin nicht schuld.“ Verantwortungsbereite Menschen hören sich anders an.
Dass in einem von Liberalen geschriebenen Buch die Digitalisierung und die Versäumnisse auch auf Landesebene ein wichtiges Thema sind, technologisch Schritt zu halten, versteht sich fast von selbst. Jeder Bürger kann sich vom Rückwärtsgang der Landesregierung aus CDU und Grünen überzeugen, die den Bürgern sogar die Übertragung der Landtagssitzungen ins Internet abgeschaltet hat – angeblich aus Kostengründen: In einer Zeit, in der sich Teenager von ihrem Taschengeld digitale Kameras und Internet leisten können, muss dies wie Realsatire klingen.
„Der Staat wird oftmals zu beliebig und verliert dabei Kernaufgaben aus den Augen. Das ist augenfällig in unseren großen Städten,“ sagt Rock, „in manchen Vierteln, in denen man sich als Bürger nicht mehr sicher fühlt. Es gibt Orte in unseren Städten, wo das Gefühl herrscht, dass sich der Staat nicht mehr durchsetzen kann.“
Zu diesen Sätzen hätte sich Rock zur Illustration des Buches vor illegalen Graffitis ablichten lassen können, deren Sachbeschädigung heute geradezu selbstverständlich überall in Hessen hingenommen wird. Selbst wer nur eine Garage besitzt, kann sich nicht mehr sicher sein, die Farben und Formen selbst wählen zu dürfen und sie nicht dem Gestaltungswahn eines Graffitikünstlers auszusetzen.
Rock sieht eine gefährliche Entwicklung in der „Debatte zur Gerechtigkeit, die den Staat immer weiter stärken will und die Freiheit zurückfährt. Dass Solidarität nicht mehr als eine frei gegebene angesehen wird, sondern als eine staatlich verordnete. Durch diese Umdefinition verlieren diese Werte an Akzeptanz in der Gesellschaft, und das dürfen wir nicht zulassen.“
Themen: Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Solidarität braucht Freiheit
Kommentare geschlossen.