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MLP: Reformvertrauen bei schlechter Gesundheit

Von Dr. Oliver Everling | 5.August 2009

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl fordern Bundesbürger und Ärzte grundlegende Reformen im Gesundheitssystem, glauben aber nicht an eine erfolgreiche Umsetzung durch die Politik. Beide Gruppen kritisieren zudem eine zurückgehende Qualität der Gesundheitsversorgung und befürchten weitere Einschnitte in den kommenden Jahren. Die Ärzte sehen wegen des steigenden Kostendrucks ihre Therapiefreiheit bedroht und stehen der Diskussion um eine Prioritätenliste positiv gegenüber. Dies sind einige Kernergebnisse des 4. MLP Gesundheitsreports. Die repräsentative Studie im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters MLP hat das Institut für Demoskopie Allensbach mit Unterstützung der Bundesärztekammer erstellt.

Danach halten zwei Drittel der Bevölkerung und 81 Prozent der Ärzte umfassende Reformen für notwendig, aber nur rund 24 bzw. 13 Prozent rechnen mit einer Umsetzung nach der Wahl. Jeweils 79 Prozent zweifeln sogar daran, dass es der Politik längerfristig gelingt, eine gute Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Nur 14 Prozent (2005: 23 Prozent) der Bürger glauben daran, dass die Politik diese Herausforderungen bewältigen kann. Negativ fällt auch das Urteil über die Gesundheitspolitik der Regierung aus: 62 Prozent der Bevölkerung und 87 Prozent der Ärzte haben davon „keinen guten Eindruck“.

„Die Ergebnisse sind ein Alarmsignal für die Parteien, die großen Herausforderungen im Gesundheitssystem nicht weiter auf die lange Bank zu schieben“, sagte MLP-Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Schroeder-Wildberg bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Zwar beurteilen 64 Prozent der Bürger die derzeitige Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems noch als „gut“ oder „sehr gut“, aber knapp 60 Prozent (Ärzte: 56 Prozent) haben in den vergangenen Jahren eine Verschlechterung der Versorgung festgestellt. Auf konkrete Nachfrage hin nennen Ärzte an erster Stelle eine generelle Verschlechterung der Patientenversorgung, insbesondere Beschränkungen bei Behandlungen und Verschreibungen. In den kommenden zehn Jahren befürchten beide Gruppen weitere Einschnitte: 80 Prozent der Bürger rechnen mit steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und mehr als drei Viertel erwarten weiter steigende Zuzahlungen für Medikamente. Dass es zunehmend zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommt, erwarten 72 Prozent der Bürger und 88 Prozent der Ärzte.

Der steigende Kostendruck spiegelt sich in mehreren Ergebnissen wider. So machen sich 41 Prozent der Bevölkerung Sorgen, eine notwendige Behandlung aus Kostengründen nicht mehr zu erhalten. 77 Prozent der Ärzte sehen ihre Therapiefreiheit in Frage gestellt, nahezu jeder Zweite kann sich nicht genügend Zeit für seine Patienten nehmen. 86 Prozent erbringen „häufig“ oder „gelegentlich“ Leistungen, deren Kosten nicht übernommen werden. Vor diesem Hintergrund findet die von der Bundesärztekammer vorgeschlagene Prioritätenliste bei Ärzten Unterstützung. 63 Prozent derjenigen, die von dem Vorschlag gehört haben, befürworten die Debatte. In der Bevölkerung dürfte das Thema ebenfalls auf grundsätzliches Verständnis stoßen – 57 Prozent sind der Meinung, dass Behandlungen und Medikamente „häufig unnötig verschrieben“ werden.

„Das Vertrauen in die Politiker ist restlos dahin. Die Bürger haben begriffen, dass das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik und die reale Kostendämpfungspolitik nicht mehr zusammenpassen. Zugleich sind sie vollständig desillusioniert, was die Gestaltungskraft der Gesundheitspolitiker nach der Wahl angeht. Sie trauen ihnen schlicht nichts mehr zu. Die Bürger bestätigen damit die Analysen der Ärzteschaft. Wir haben auf dem Ärztetag 2009 die Debatte um eine ehrliche Priorisierung statt verdeckter und damit auch risikobeladener Rationierung angestoßen. Dieser Debatte wird sich die Politik stellen müssen – ob sie nun will oder nicht. Die Ärzteschaft wird weiterhin die strukturellen Probleme im Gesundheitswesen aufzeigen und für nachhaltige Lösungen kämpfen. Patienten und Ärzte müssen und werden wieder

Der MLP Gesundheitsreport ist eine repräsentative Umfrage unter rund 1.800 Bundesbürgern und mehr als 500 Ärzten. Weitere Details sowie eine Bestellmöglichkeit des Reports unter www.mlp-gesundheitsreport.de.

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