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Franke & Bornberg in „brand eins“
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2008
Für die deutsche Assekuranz ist praktisch jede Art öffentlicher Prüfung ungewohnt. So auch die spezialisierter Ratingagenturen, die – anders als Moody’s oder S&P’s – Versicherungsprodukte aus Kundensicht beurteilen, also aus Sicht derer, die letztlich Chancen und Risiken zu tragen haben. Christian Sywottek von „brand eins“ greift das Beispiel der Ratingagentur Franke & Bornberg aus Hannover auf.
„Viele Versicherer können damit zunächst nicht umgehen“, wird Katrin Bornberg zitiert. Am Anfang stellten sich Unternehmen stur – was ihnen wenig nützte, speist sich die Prüfung von Franke und Bornberg doch nur aus öffentlich zugänglichen Quellen. Heute sind Franke und Bornberg bekannt, Prüfer und Versicherer spielen nun oft Hase und Igel. Vorstände fordern, diesen oder jenen Vertrag aus der Bewertung zu nehmen. Unterlagen werden verweigert mit dem Hinweis, diese würden gerade überarbeitet. Viele Diskussionen drehen sich um „interne Regelungen“, die nicht in den Bedingungen stünden. Franke und Bornberg prüfen generell alle Verträge eines Versicherers, um nicht irgendwelchen Lock-Angeboten aufzusitzen. „Man muss immer wieder nachjustieren, sonst wird man unfreiwillig zum Fahnenschwenker der Unternehmen“, so ein Zitat von Michael Franke.
Auf der anderen Seite schmücken sich Versicherer mittlerweile gern mit einem guten Urteil der Prüfer aus Hannover, stellt „brand eins“ fest. Franke und Bornberg bieten mit „fb-Xpert“ eine täglich aktualisierte Datenbank, auf die Vermittler zurückgreifen. Je höher ein Versicherungsunternehmen auf der Liste steht, umso höher ist die Abschlusswahrscheinlichkeit in der Praxis. Hinzu kommt mit „fb-Data“ eine Datenbank, die bündelt, was das Unternehmen über die Teilnehmer auf dem Versicherungsmarkt herausgefunden hat, darunter auch Angebote und besondere Regelungen.
Zur Frage nach Transparenz in der Versicherungsbranche spricht Michael Franke vom Bohren dicker Bretter: „Rating ist ein Langzeitgeschäft.“ Es ist der Ersatz für Wettbewerb, der sich unter den Versicherern nach vielen fetten Jahren nur zögerlich entfaltet und der die Vertragskonditionen nur selten berührt. Ein Rating erzeugt Druck, aber erst dann, wenn sich ihm keiner mehr entziehen kann. Franke und Bornberg haben dies vor allem bei Berufsunfähigkeitsversicherungen geschafft. „Wir decken 95 Prozent aller Anbieter ab“, so zitiert „brand eins“ weiter Michael Franke, „ohne unser Rating geht in diesem Markt nur noch wenig. Das hat mittlerweile zu vielen Top-Produkten geführt.“ Freiwillig sei dagegen kaum ein Versicherer zu mehr Transparenz bereit. „Versicherungen sind Wirtschaftsunternehmen. Sie wählen immer den Weg, der am meisten Ertrag bringt.“
Die entscheidende Frage ist aus Sicht von „brand eins“ also, welche Wege der Kunde ihnen offen lässt. Ob er Transparenz als Wert anerkennt. Sich dabei allein auf Ratings zu verlassen sei für Katrin Bornberg der falsche Weg: „Ein gutes Rating sagt, welche Versicherung hohe durchschnittliche Leistung bietet. Es sagt aber nicht, ob diese Versicherung auch für die individuelle Situation die richtige ist.“ Das allerdings sei nur schwer zu vermitteln. „Es gibt eine regelrechte Rating-Hörigkeit. Die Leute wollen einfache Botschaften. Und sich nicht mit Fragen belasten.“
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