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Debitorenmanagement macht Ressourcen frei
Von Dr. Oliver Everling | 16.Oktober 2009
Steigende Ansprüche an das Forderungsmanagement ist für viele Unternehmen heute das bestimmende Thema. Markus P. Neuhaus, Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Reorganisation Service, Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, zeigt auf dem EOS Kongress in Berlin die Zwickmühle der Branche auf, die im Forderungsmanagement zwischen Out- und Insourcing liege.
Der Konjunktureinbruch beeinflusst das Zahlungsverhalten von privaten und gewerblichen Auftraggebern zunehmend negativ und hat eine Erhöhung der Abschreibungen auf Forderungen zur Folge, schließt Neuhaus. Wegen der sinkenden Zahlungsmoral stellen Unternehmen höhere Ansprüche an ein funktionsfähiges Forderungsmanagement. Unternehmen weisen einen steigenden Anteil an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen aus. Nur 38,7% der mittelständischen Unternehmen beurteilt die Zahlungsweise ihrer Auftraggeber mit den Noten „sehr gut“ oder „gut“. Ein drohender Liquiditätsengpass kann das Unternehmen in Insolvenznähe führen.
Ein hoher Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bindet Kapital, muss refinanziert werden, drückt die Eigenkapitalquote und beinhaltet Ausfallrisiken, so die Analyse von Neuhaus. Ziele des Forderungsmanagements müssen daher nach Neuhaus die Senkung der Forderungsbestände, die Reduzierung der Abschreibungen auf Forderungen, die Nutzung von Kosteneinsparpotenzialen beim Inkasso, die Ertragssicherung und die Aufrechterhaltung der Geschäftsverbindung auch zu bonitätsmäßig schwachen Kunden sein.
Die Optionen des Outsourcings im weiteren Sinne liegen im externen Forderungsmanagement (Servicegesellschaften etc.), Forderungsverkauf (Factoring/Forfaitierung), Verbriefung und Beitreibung fälliger Forderungen durch Inkassounternehmen/Verkauf abgeschriebener Forderungen. Die Servicegesellschaft übernimmt das komplette Debitorenmanagement. In der Praxis handelt es sich dabei regelmäßig um Tochtergesellschaften, dementsprechend kommt diese Variante erst ab einer bestimmten Größenordnung des Mutterunternehmens in Betracht. Regelmäßig bietet die Servicegesellschaft nach Darstellung von Neuhaus die Umgehung bestimmter tariflicher und arbeitszeitlicher Vorgaben und ermöglicht damit insbesondere in Bezug auf die Personalkosten erhebliches Einsparpotential. Eine Auslagerung des Managements ungekündigter Forderungen an externe konzernfremde Unternehmen wird regelmäßig aufgrund rechtlicher Hürden (Datenschutz, Informationspflichten, etc.) mit hohem Aufwand verbunden sein.
Der Factor übernimmt Forderungen des Verkäufers gegen dessen Schuldner mit einem Zins- und Risikoabschlag. Vorteile für den Verkäufer liegen in der Finanzierungsfunktion, Delkrederefunktion und Dienstleistungsfunktion. Direkter Liquiditätszufluss nach Abtretung bedeutet für das Unternehmen, dass es bei eigenen Lieferanten Skonti in Anspruch nehmen kann. Weitere Vorteile liegen in der Einsparung von Zinszahlungen bei Rückführung von Bankverbindlichkeiten. Die verbesserte Eigenkapitalquote bei Tilgung bestehender Schulden kann die Bonität und das Rating steigern.
Der Forderungskäufer übernimmt beim echten Factoring das Ausfallrisiko. Der Factor übernimmt bei Bedarf auch das Debitorenmanagement, Mahnwesen und Inkasso: Personal- und Sachkosten sinken, die Erfahrung des Factors im Umgang mit Schuldnern wird genutzt, spezielle Mahn-/Überwachungssoftware sichert Effizienz und das Debitorenmanagement wird emotionsfrei durch einen neutralen Dritten übernommen. Neuhaus berichtet über eine hohe vorgerichtliche Erfolgsquote aufgrund hoher Schuldnerakzeptanz und kontinuierliche Überwachung der Schuldner.
Neben dieser zeigt Neuhaus weitere Optionen auf. Sein Fazit: Es erscheint ihm insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise empfehlenswert, das Forderungsmanagement einer laufenden und intensiven Prüfung zu unterziehen. Dabei sollte auch die Rücksprache mit den kreditgebenden Banken in Erwägung gezogen werden. Neuhaus: „Möglicherweise können gemeinsame Lösungen mit externen Spezialanbietern erarbeitet werden.“
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