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Ein Jahr „gesetzliche Inflationsreduzierung“ in den USA

Von Dr. Oliver Everling | 14.August 2023

Am kommenden Mittwoch, den 16.08.2023, jährt sich die Unterzeichnung des US Inflation Reduction Act (IRA). Aus diesem Anlass zieht Maurice Hewins, Multi-Asset Strategist bei Schroders, eine erste Bilanz und legt dar, welche Bereiche bislang am meisten profitiert haben.

Einer der größten Profiteure ist für ihn die E-Fahrzeugproduktion. Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen stiegen in den USA im ersten Quartal um 54 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei einem von zwölf Fahrzeugen handelt es sich mittlerweile um ein Elektrofahrzeug.

„Tesla, Hyundai, Kia, Ford, GM und BMW sind nur einige der Automobilhersteller, die mehrere Milliarden Dollar in ihre US-Fertigungskapazitäten für Elektrofahrzeuge investieren, um weiterhin in den Genuss der Verbraucherkredite zu kommen“, so Hewins. Schließlich werden die Qualifikationskriterien im Laufe des nächsten Jahrzehnts immer strenger.

Ebenso profitierte der Batteriesektor. Hewins hierzu: „Seit der Verabschiedung des IRA haben die US-Batterieproduktionskapazitäten höhere Wachstumsraten als in Europa und sogar in China verzeichnet. Die Anreize durch den IRA waren so stark, dass Unternehmen ihre Investitionen von Europa in die USA verlagert haben.“

In der Solarbranche haben Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA einen enormen Nachfrageanstieg erlebt, da der IRA einen inländischen Produktionsanteil vorschreibt.

First Solar, einer der Solarmodulhersteller in den USA, profitierte nach Beobachtung von Maurice Hewins besonders. Durch den Einsatz eines First Solar-Moduls in einem Solarpark für Versorgungsunternehmen erhält der Entwickler sofortigen Zugang zu Steuervergünstigungen. Dies hat sich als so starker Nachfragetreiber erwiesen, dass First Solar jetzt bis 2026 vollständig ausgelastet ist und sogar Verträge für 2026-2030 abschließt.

Entwickler ohne Zugang zu First Solar-Modulen stehen hingegen vor Herausforderungen. Die Berechnungen für die Vergünstigungen erfordern von den Lieferanten volle Transparenz darüber, wie viel Prozent ihrer Produkte aus den USA stammen.

„In der Praxis bedeutet dies, dass man als Anbieter von Solarmodulen dem Entwickler mitteilen muss, woher die Materialien für das Produkt bezogen wurden, wie hoch die einzelnen Kosten waren und welchen Aufschlag man dem Entwickler berechnet – eindeutig sehr sensible Informationen“, meint Hewins.

In Bezug auf Wasserstoff wurden äußerst großzügige Subventionen für Wasserstoff eingeführt, insbesondere für grünen Wasserstoff. Das könnte dazu führen, dass die Produktionskosten bis Mitte des Jahrzehnts weniger als 1 US-Dollar pro Kilogramm betragen. „Trotz dieser Subventionen sind die Fortschritte bei Projekten in größerem Maßstab aufgrund der hohen Energiepreise, der überhöhten Arbeitskosten und der Produktionsprobleme sowie des allgemeinen Umfangs und der Komplexität neuartiger Wasserstoffproduktionsprojekte nur langsam“, merkt Hewins an. „Trotz dieses langsamen Starts sind wir optimistisch, dass sich der Fortschritt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts beschleunigen wird, wenn die Elektrolyseur-Technologie weiterentwickelt und erprobt ist.“

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der IRA nicht alle Probleme für diejenigen löst, die in saubere Technologien investieren wollen. Genehmigungsfragen, Inflationsdruck, Probleme in der Lieferkette und die Warteschlange für den Netzanschluss bleiben hartnäckige Herausforderungen.

„Dennoch gehen wir davon aus, dass die Entwickler erneuerbarer Energien mehr Vertrauen in die USA haben werden, um den Ausbau von Solar- und Windenergiekapazitäten zu unterstützen. Darüber hinaus bieten die steuerlichen Anreize eine finanzielle Unterstützung, die die Rentabilität einiger der im Entstehen begriffenen Unternehmen für saubere Technologien im kommenden Jahrzehnt erheblich verbessern wird“, so Hewis abschließend.

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