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Europäische Aktienmärkte verdienen mehr Aufmerksamkeit, sagt Lazard Asset Management Experte
Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2023
Maximilian Weidler, Client Portfolio Manager im europäischen Aktienteam bei Lazard Asset Management, unterstreicht die Bedeutung europäischer Aktienmärkte und ruft dazu auf, diesen Sektor genauer zu betrachten. Seiner Meinung nach hat sich Europa in jüngster Zeit positiv entwickelt und präsentiert sich ertragsstark, wachstumsorientiert und global ausgerichtet. Allerdings spiegelt sich diese Transformation noch nicht ausreichend in den Bewertungen wider.
Weidler erläutert sein Vertrauen in europäische Aktien: „Während wir bei unseren unmittelbaren Aussichten für die europäische Wirtschaft und europäische Aktien vorsichtig bleiben, glauben wir, dass die Region aus Sicht der Vermögensallokation weiterhin relativ attraktiv ist. Wir sind der Meinung, dass Europa mehr Interesse bei den Anlegern verdient, als es bekommt.“
Die häufige Assoziation europäischer Aktienmärkte mit Sektoren, die als alt und wachstumsschwach angesehen werden, wird nach Weidlers Ansicht der aktuellen Realität nicht gerecht. Er betont: „Europa hat einen größeren Schwerpunkt auf Wachstumssektoren mit einer globalen Ertragsdimension entwickelt. Dies führt zu einer höheren Finanzproduktivität und einem widerstandsfähigeren Ertragsprofil.“ Dennoch sind die Aktienmärkte in der Region in absoluten Zahlen und im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten nach wie vor zurückhaltend bewertet. Weidler ist jedoch optimistisch, dass sich dies bald ändern wird.
Die Geldpolitik der großen westlichen Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), hat durch zahlreiche Zinserhöhungen zu einem Rückgang der Inflation und einer Abkühlung der Wirtschaft geführt. Weidler weist jedoch auf die Nebenwirkungen hin: „Angesichts des Ausmaßes der geldpolitischen Straffung durch die EZB und des raschen Rückgangs der Geldmenge war eine deutliche Verlangsamung der europäischen Wirtschaftstätigkeit unvermeidlich.“
Die Experten von Lazard Asset Management sehen eine wirtschaftliche Abkühlung als wahrscheinlich an, insbesondere aufgrund der höheren Zinssätze, die europäische Unternehmen stärker betreffen, da sie vermehrt auf variabel verzinsliche Bankkredite angewiesen sind. Der Anstieg der Renditen europäischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt verstärkt diese Einschätzung, was auf möglicherweise schwierigere wirtschaftliche Zeiten hindeutet.
In makroökonomischer Hinsicht bietet sich jedoch ein gemischtes Bild. Die Inflation ist in vielen europäischen Ländern deutlich zurückgegangen, wie der jüngste Rückgang der deutschen Verbraucherpreise von 6,4 % im August auf 4,3 % im September zeigt. Dieser Rückgang war stärker als erwartet und der langsamste jährliche Preisanstieg seit September 2021. Auch die Inflationsrate in der Eurozone ist rückläufig und erreichte im September mit 4,3 % den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.
Trotz dieser ermutigenden Inflationsdaten bleibt Weidler vorsichtig, insbesondere angesichts des Anstiegs der Ölpreise im Sommer aufgrund von Lieferkürzungen aus Saudi-Arabien und Russland. Die jüngsten Zinssenkungen der Fed und der Bank of England, begleitet von den sanfteren Tönen der EZB, lassen jedoch darauf schließen, dass der Höhepunkt des aktuellen Zinserhöhungszyklus erreicht oder sehr nahe ist.
Für Europa könnte dies bedeuten, dass es früher als die USA die Auswirkungen der Zinserhöhungen spürt, aber auch eine der ersten Regionen sein könnte, in denen im nächsten Jahr Zinssenkungen möglich sind. Weidler schließt mit der Bemerkung: „Europa scheint die Auswirkungen der Zinserhöhungen früher zu spüren als die stärkere US-Wirtschaft, aber das deutet darauf hin, dass es auch die erste der beiden Regionen sein könnte, in welcher Zinssenkungen im nächsten Jahr möglich sind.“
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