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Gold und Energie absorbieren Liquiditätsüberschuss
Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2009
Wer vor zehn Jahren in Aktien investierte, wäre mit Rentenpapieren und Festgeldern besser gefahren, zeigt Fondsmanager Klaus Kaldemorgen von der DWS Investment GmbH auf. Kaldemorgen sprach auf der Morningstar Investment Konferenz 2009 (http://www.morningstar.com/). Überkapazitäten in vielen Sektoren beschränken die Wachstumsmöglichkeiten, da die Unternehmen dann nicht investieren. Die Investitionsgüternachfrage steigt nicht signifikant an, da es für die Unternehmen keinen Sinn mache.
Die Realisierung von „Economies of Scale“ werde aber für Unternehmen attraktiv bleiben, um Marktanteile hinzuzukaufen. Kaldemorgen erläutert die Notwendigkeit des „fiscal spending“, mit dem größten Programm in China. 12,0 % vom Gross Domestic Product (GDP) werden hier ausgegeben, um mit fast 600 Mrd. US$ die krisenbedingte Nachfragelücke zu schließen. Nach absoluten Zahlen ist das US-Programm dennoch mit 800 Mrd. US$ das größte.
Die Savings & Loan-Krise sei in den 1990er Jahren durch Liquiditätszufuhr bewältigt worden. So stand genügend Liquidität zum Aufbau der Technologieblase zur Verfügung, die 2001 platzte. Nach der Technologieblase wurde erneut mit Liquidität die Nachfrage stabilisiert. Nach dem Platzen der US-Immobilienblase und der Insolvenz von Lehman Brothers habe man nun nicht mehr gekleckert, „sondern geklotzt“, wie Kaldemorgen aufzeigt, um mit noch mehr Liquidität die Wirtschaft zu stabilisieren.
„Es wird zunehmend schwieriger wohl, über Liquiditätszufuhr das Wirtschaftswachstum zu stabilisieren“, sagt Kaldemorgen. Die drastischen Veränderungen werden durch die Explosion liquider Assets in den Bankbilanzen deutlich. Die überflüssige Liquidität fließe in die Finanzmärkte, da sie „anscheinend in der Realwirtschaft nicht so sehr gebraucht werden“. Die Corporate Credits seien in der Krise eingebrochen, haben sich aber deutlich erholt. Börsennotierte Unternehmen können sich wieder zu attraktiven Konditionen refinanzieren. Die Kreditklemme sei eher ein Thema für die kleinen und mittleren Unternehmen.
„Ich bin überrascht, dass Stahl- und Automobilaktien zu den Rennern in diesem Jahr gehören“, sagt Kaldemorgen mit Skepsis bezüglich der eher zyklischen Werte. Kaldemorgen befasst sich mit Rohstoffen als Anlagemedium, da immer mehr Anleger offenbar Rohstoffe in verbriefter Form befassen würden. Die finanzielle Nachfrage sei praktisch explodiert. Öl zu kaufen, sei zum Beispiel fast so selbstverständlich geworden, wie Immobilien oder Aktien an Unternehmen zu halten. Rund zwei Drittel der Rohstoffkontrakte würden von Finanzinvestoren und nicht von der Realwirtschaft gehalten, fügt Kaldemorgen ohne jede Wertung dieses Verhältnisses hinzu, unterstreicht er.
„Eine Blase, vor der ich Angst habe, ist die der Währungsmärkte,“, warnt Kaldemorgen, „hier tut sich Erstaunliches.“ Die US-Staatsverschuldung sei auf 2.000 Mrd. US$ hochgeschnellt. China hat davon 800 Mrd. US$, Japan rund 700 Mrd. US$ im Bestand. Selbst wenn diese Anleger ihre Investments verdoppeln würde, bleibe immer noch sehr viel übrig, was von anderen Investoren aufgenommen werden müsse. „Künftig werden die Amerikaner nur dann Anleger für den US$ begeistern können, wenn der Dollar sinkt“, sagt Kaldemorgen.
„China hat schon genug Dollars, sie kommen schon aus den Ohren heraus“, scherzt Kaldemorgen. Wenn der US$ unter Druck käme, könne dies nicht im Interesse der Chinesen liegen. Für Hedgefonds könne es daher attraktiv sein, auf eine solche Entwicklung hinzuwirken, um von der Korrektur der Märkte anschließend zu profitieren. „Commodities gain is US-dollars pain“, fasst Kaldemorgen zusammen.
Inflationierung des Staatsschulden, Entwertung des Dollars – wohin also mit den Geldanlagen? Kaldemorgen setzt sich mit dem Anlagegold auseinander, das sich auch über die Exchange Traded Funds (ETFs) eines Zuflusses erfreut. Gold sei eine extrem enge Assetklasse, denn der Weltbestand an Gold mache nicht einmal ein Zehntel des US-Kapitalmarktes aus. Sollte es zu Verlagerungen in Richtung Gold kommen, könne es hier sehr schnelle Preisveränderungen geben.
Kaldemorgen kritisiert den falschen Optimismus, der in den S&P 500 Earnings Per Share (EPS)-Schätzungen für das nächste Jahr zum Ausdruck käme. Die Ertragssteigerungen wurden nicht durch zusätzliche Umsätze erwirtschaftet, gibt Kaldemorgen zu bedenken. Der Aktienmarkt habe Potential, aber eher bei defensiven Titeln und hohen Dividendenrendite. „Wir glauben an Rohstoff, insbesondere Energie und Gold, weil diese von der Liquidität und Finanznachfrage profitieren werden.“
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