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Scope Ratings lernt „die harte Tour“ die Regeln des Ratinggeschäfts

Von Dr. Oliver Everling | 22.März 2024

Die jüngste Geldbuße von über 2 Millionen Euro, die von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) gegen Scope Ratings GmbH (Scope) verhängt wurde, ist ein deutliches Signal an die Branche: Die Regeln des Ratinggeschäfts sind nicht verhandelbar. Die Strafe für Verstöße gegen die Interessenkonflikt-Regelungen unter der Verordnung für Ratingagenturen (CRA Regulation) zeigt, dass Scope eine teure Lektion über die Bedeutung der Einhaltung regulatorischer Anforderungen lernt – und das auf die harte Art und Weise.

Scope fiel durch bei der Einhaltung der Anforderungen der CRA-Verordnung, insbesondere bei der Handhabung von Interessenkonflikten. Die ESMA identifizierte strukturelle Mängel sowie spezifische Verstöße gegen die Verpflichtungen zur Vermeidung von Konflikten. Diese Feststellungen basierten auf strukturellen Versäumnissen und spezifischen Brüchen der Interessenkonflikt-Verpflichtungen im Rahmen der CRA-Verordnung. Verena Ross, die Vorsitzende der ESMA, betonte, dass das Scheitern von Scope, potenzielle Interessenkonflikte zu vermeiden, nicht nur das ordnungsgemäße Funktionieren der Märkte gefährdet, sondern auch Schaden für Investoren verursachen kann.

Der Fall Scope wirft ein Schlaglicht auf eine wichtige Frage: Warum lernen manche Unternehmen die Regeln des Geschäfts auf die harte Art und Weise, anstatt sich proaktiv beraten zu lassen und die bestehenden Vorschriften einzuhalten? Eine mögliche Antwort liegt in der Unternehmenskultur und dem Risikomanagement. Die Einhaltung von Vorschriften sollte als integraler Bestandteil der Unternehmensführung und nicht als nachträgliche Maßnahme angesehen werden. Die präventive Einbindung von Compliance und ethischen Grundsätzen in die Geschäftsprozesse kann Unternehmen davor bewahren, teure Strafen zu riskieren und ihren Ruf zu schädigen.

Die spezifischen Verstöße von Scope, einschließlich struktureller Mängel in den Richtlinien, Verfahren, internen Kontrollmechanismen sowie organisatorischen und administrativen Anordnungen, zeigen, dass es an einem tiefgreifenden Verständnis für die Wichtigkeit von Transparenz und der Vermeidung von Interessenkonflikten fehlte. Besonders bedenklich sind die Verstöße im Zusammenhang mit einem potenziellen Interessenkonflikt bezüglich einer bestimmten Person und dem Versäumnis, die Bereitstellung von Nebendienstleistungen an ein bewertetes Unternehmen im endgültigen Bewertungsbericht offenzulegen.

Dieser Fall verdeutlicht, dass Unternehmen, die im Ratinggeschäft tätig sind, sich nicht leisten können, Compliance und ethische Überlegungen zu ignorieren. Die Konsequenzen für die Missachtung der Regeln sind nicht nur finanzieller Natur, sondern können auch langfristige Auswirkungen auf das Vertrauen der Investoren und die Marktstellung des Unternehmens haben.

Scope Ratings‘ Erfahrung dient als mahnendes Beispiel für die gesamte Branche: Die Einhaltung von Vorschriften und die Beratung durch Experten sind keine optionalen Extras, sondern essentielle Bestandteile des Geschäftserfolgs. Die „harte Tour“ ist sicherlich eine Lernmethode, doch ist es eine, die Unternehmen bestenfalls vermeiden sollten. Stattdessen ist es klug, sich von Anfang an gut beraten zu lassen und ein robustes Compliance-System zu etablieren, das die Einhaltung aller regulatorischen Anforderungen sicherstellt.

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