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Generative KI im Retail Banking: Disruption oder Evolution?
Von Dr. Oliver Everling | 4.Juli 2024
Auf der Handelsblatt Tagung „Zukunft Retail Banking“ diskutierten führende Experten über die transformative Rolle generativer KI im Bankensektor. Unter dem Titel „Generative KI im Retail Banking: Disruption oder Evolution?“ beleuchteten Dirk Elsner, Dr. Daniel Oster und Dr. Lukas Schreier aktuelle Anwendungen, strategische Bedeutung und zukünftige Potenziale von KI.
Dirk Elsner, Group Head Innovation Lab bei der DZ BANK, ist stellvertretender Abteilungsdirektor im Strategiebereich der DZ BANK und leitet das Innovation LAB. Seit über sieben Jahren arbeitet er im Innovationsmanagement der DZ BANK, nachdem er zuvor als Geschäftsführer einer IT-Unternehmensgruppe und Bereichsleiter in einer Wertpapier-Transaktionsbank tätig war. Elsner berichtet über die Nutzung von ChatGPT für die DZ BANK in einer geschützten Version und es seien bereits mehr als 180 Use Cases identifiziert worden, die von den Fachbereichen der Bank genutzt werden könnten. Er betont die Notwendigkeit von definierten „Leitplanken“ für den Einsatz von KI und spricht von einem ersten Boot Camp, das die Entwicklung spezieller Anwendungen initiiert hat.
Dr. Daniel Oster, Leiter Digitalisierung und Innovationen bei der Kreissparkasse Köln, verantwortet die Digitalstrategie, digitale Mitarbeitendenbefähigung und die Einführung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz und Distributed Ledger Technologien. Oster berichtet, dass generative KI derzeit hauptsächlich zur Informationsbeschaffung und Verarbeitung eingesetzt wird, um die Effizienz zu verbessern. Er betont, dass KI ein Kulturthema ist und regulatorische Fragen aufwirft, insbesondere wer letztlich die Entscheidungen trifft, wenn KI zum Einsatz kommt. Oster ist auch Dozent an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management in Bonn.
Dr. Lukas Schreier, Head of Digital Hub bei der LBBW, leitet seit 2022 digitalstrategische Projekte mit Schwerpunkten auf Digital Assets, generative KI und das Metaverse. Seine Karriere begann er beim Ostdeutschen Sparkassenverband, bevor er in die Strategieabteilung der LBBW wechselte. Schreier sieht in der Nutzung von KI die Chance, mehr Chancengleichheit zu erreichen und durch Demokratisierung die Entscheidungsprozesse zu verbessern.
Die Diskussionsrunde hob hervor, dass generative KI das Potenzial hat, die digitale Transformation im Retail Banking erheblich zu beschleunigen. Für die nächsten Jahre wird erwartet, dass KI in immer mehr Anwendungsfällen eingesetzt wird, von der Personalisierung von Dienstleistungen bis hin zur Automatisierung komplexer Prozesse. Gleichzeitig warnten die Experten vor überzogenen Erwartungen, da die Ernüchterung unausweichlich sei, wenn die Technologie nicht sofort die erhofften Ergebnisse liefert.
Prof. Dr. Stephan Paul warf die Frage auf, welche Konsequenzen die KI für die Führung haben wird, da heute mit KI viel mehr dezentral entschieden werden kann, was die „Herrschaftsverhältnisse“ verändern wird. Schreier sieht in dieser Entwicklung eine Chance zur Demokratisierung, während Oster betont, dass KI auch eine kulturelle Veränderung erfordert.
Abschließend betonten die Teilnehmer der Diskussionsrunde, dass jede Bank eine klare KI-Strategie benötigt, um die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie erfolgreich zu meistern. Der Weg zur Integration von KI in den Bankbetrieb ist komplex, aber mit einer strategischen Herangehensweise und der Bereitschaft zur kontinuierlichen Anpassung können Banken von den Vorteilen der generativen KI profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.
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