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Grün geärgert mit grünem Investment: Ein Trend im Anlagebetrug

Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2024

Die Finanzmarktaufsicht Österreich (FMA) macht erneut auf einen Fall von Anlagebetrug aufmerksam, der sich das Vertrauen in „grüne“ Investments zunutze macht. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte zuvor vor der „Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft“ gewarnt. Diese Organisation, mit angeblichem Sitz in Wien, bietet über die Website agrarvis.com Vermögensanlagen an, ohne dabei die notwendigen Verkaufsprospekte veröffentlicht zu haben. Ein Lokalaugenschein an der angegebenen Wiener Adresse (Tuchlauben 7a) ergab nach Angaben der Aufsicht in Österreich, dass die „Agrarvis“ dort nicht zu finden ist. Zudem ist die Firma nicht im österreichischen Firmenbuch eingetragen.

Das Täuschungsmanöver richtet sich gegen Investorinnen und Investoren, die vergeblich auf eine Rückzahlung ihres Kapitals warten. Die FMA hat bereits erste Beschwerden von betroffenen Investor:innen erhalten und bittet nun um weitere Hinweise. Angeboten wurden unter anderem Produkte mit den Bezeichnungen „Waldportfolio“ und „Geschäftsanteile Agrarvis Timber Capital III“, die allesamt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz abzielen – ein Trend, der immer häufiger für betrügerische Zwecke missbraucht wird.

Anlagebetrügerinnen und Anlagebetrüger verstehen es, sich aktuellen Markttrends geschickt anzupassen. Besonders im Fokus stehen dabei neue Geschäftsmodelle, die durch mediale Präsenz oder politische Unterstützung an Attraktivität gewinnen. Während etablierte Unternehmen meist strengen Regulierungen unterliegen, sind aufstrebende, innovative Branchen wie erneuerbare Energien oder Klimatechnologien oft noch nicht ausreichend reguliert. Dies eröffnet Betrüger:innen die Möglichkeit, potenziellen Investor:innen Antworten auf kritische Nachfragen zu liefern und etwaige Bedenken zu zerstreuen.

Gerade die grüne Welle, die Nachhaltigkeit und Umweltschutz propagiert, bietet einen perfekten Nährboden für Anlagebetrug. Ähnlich wie bei den ebenfalls verbreiteten Krypto-Betrügereien nutzen Kriminelle hier das steigende Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Klimakrise aus. Sie zielen auf das grüne Gewissen von Geldanlegenden ab, die bereit sind, in saubere Technologien, CO₂-neutrale Projekte oder umweltfreundliche Initiativen zu investieren. Doch nicht selten zeigt sich: Hinter dem grünen Versprechen steckt nichts als heiße Luft.

Das Vertrauen in nachhaltige Investments wird durch solche Betrugsfälle schwer beschädigt. Dabei sind grüne Finanzprodukte ein zentraler Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Betrügerinnen und Betrügeruntergraben durch ihre Machenschaften nicht nur das Vertrauen in solche Anlageformen, sondern auch die Bereitschaft von Menschen, ihr Geld in Projekte zu stecken, die tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Anlegerinnen und Anlegersollten daher besonders vorsichtig sein und sicherstellen, dass hinter einem Angebot seriöse Unternehmen stehen, die transparente Informationen und gesetzlich erforderliche Unterlagen wie Verkaufsprospekte vorlegen können.

Die FMA bittet alle Betroffenen, sich zu melden und gegebenenfalls mit sachdienlichen Hinweisen zum Aufdecken des Betrugs beizutragen. Um sich vor solchen betrügerischen „grünen“ Investments zu schützen, ist es ratsam, vor jeder Geldanlage gründlich zu prüfen, ob das Unternehmen registriert und reguliert ist. Ein prüfender Blick in das Firmenbuch oder bei zuständigen Finanzaufsichtsbehörden kann viel Ärger ersparen – und im Zweifel sogar vor einem erheblichen finanziellen Verlust bewahren.

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