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Die kulturelle Kluft zwischen Deutschland und den USA
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2024
Zu den eigenartigen kulturellen Phänomenen in Deutschland zählen „eine verklärende Putin-Sympathie auf der einen [und] ein verbreiteter Antiamerikanismus auf der anderen Seite.“ Diese „Bizarrerien“, so argumentiert Dr. Christoph Bruns in seinem Text aus Chicago, sind in seinen Augen „das Ergebnis fehlender Geschichtskenntnisse und gegebenenfalls auch von Neid.“ In Bezug auf die amerikanische Politik beschreibt Bruns, wie der „eindeutige Wahlsieg Donald Trumps“ diese ambivalenten Gefühle vieler Deutscher vermutlich weiter verstärken wird.
Bruns erklärt, dass Deutschland oft übersieht, dass die USA „die älteste Demokratie der Neuzeit“ sind und dass „der Souverän ein klares Mandat erteilt hat.“ Seiner Meinung nach haben viele deutsche Beobachter das Wahlergebnis verkannt: „Die Mehrzahl der amerikanischen Wähler fühlt sich in ihren Anliegen und Sorgen besser bei den Republikanern aufgehoben als bei den Demokraten.“ Besonders bemerkenswert findet er, dass die Unterstützung für Trump bei „schwarzen und hispanischen und vor allem jungen Wählern“ zunahm, was sich entgegen den Erwartungen der Demokraten zeigte.
„Entgegen der Wünsche der Demokraten hat sich das Thema Wirtschaft einmal mehr als Haupttriebfeder für den Wahlausgang gezeigt“, stellt Bruns fest. Die Wähler haben sich, ungeachtet von Trumps Charakterdefiziten, davon überzeugen lassen, dass er „eine Dynamisierung der keineswegs schlecht laufenden amerikanischen Konjunktur“ erzielen könne. Bruns hebt hervor, dass „vor allem beim Thema Deregulierung“ unter Trump „rasche Veränderungen“ zu erwarten seien.
Dr. Bruns beschreibt Trump als Politiker, „der weder Freihändler noch Globalist ist“ und der „im amerikanischen Dickicht bürokratischer Einschränkungen kräftig aufräumen“ werde. Dies wolle er mit der Unterstützung von „erfahrenen und erfolgreichen Männern und Frauen aus der Wirtschaft“ erreichen. Bruns merkt an, dass es in den USA Tradition habe, qualifizierte Quereinsteiger aus der Wirtschaft in die Politik zu holen, da „Parteibücher […] in Amerika bekanntlich keine herausgehobene Rolle“ spielen.
Besonders lobend erwähnt er Trumps Vorschlag, Elon Musk mit der Effizienzsteigerung des amerikanischen Regierungswesens zu betrauen. „Ohne Zweifel ist Trump ein Coup mit dem Vorschlag gelungen, Elon Musk mit der Aufgabe zu betrauen, das amerikanische Regierungswesen auf Effizienz zu trimmen,“ schreibt Bruns. Für ihn gibt es keinen besseren Kandidaten als den Chef von Tesla und SpaceX, denn „Musks unternehmerische Erfolge fußen nicht zuletzt auf schlanken und kostengünstigen Strukturen.“
Mit einem Blick auf die deutsche Politik fragt Bruns, ob nicht auch in Deutschland mehr Wirtschaftskompetenz und eine schlankere Verwaltung vorteilhaft wären. Im Vergleich zum Deutschen Bundestag mit „aktuell 733 Parlamentarier[n]“ arbeitet das US-Repräsentantenhaus mit nur „435 Abgeordneten“, obwohl die USA „fast viermal so groß“ sind und ein „Bruttosozialprodukt [haben], das sechsmal so groß wie jenes in Deutschland“ ist.
Im Unterschied zu Deutschland herrscht in den USA eine tiefe Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen. Bruns erläutert, dass „die meisten Bürger [in den USA] den Staat und dessen Beglückungsphantasien mit Skepsis“ betrachten. Die amerikanische Verfassung erlaubt „das Waffenbesitzrecht für Privatleute“ ausdrücklich mit der Begründung, dass Bürger ihre Waffen nötigenfalls gegen eine tyrannische Regierung einsetzen dürfen.
Das Wahlsystem zeigt außerdem, dass amerikanische Wähler „Angst vor zu starker Machtballung für längere Zeit haben.“ Die in der Verfassung festgelegte „Amtszeitbegrenzung“ trägt ebenfalls zu einer „zeitlichen Beschränkung von Macht“ bei, was für die meisten Amerikaner ein wichtiger Schutzmechanismus ist.
Abschließend verweist Dr. Bruns auf eine tief verwurzelte kulturelle Differenz: „Der in Deutschland weit verbreitete Glaube, der Staat erzeuge Wohlstand, ist in den USA so gut wie nicht anzutreffen.“ Während kollektivistische Ideen in Deutschland Zustimmung finden, stehen die Amerikaner „zwischen New York und Los Angeles“ ihnen eher ablehnend gegenüber. Amerika bleibt seinem „Leitstern“, der Unabhängigkeitserklärung von 1776, verpflichtet. Die in diesem Dokument „niedergelegten Werte“ sind für die Amerikaner „unverändert gültig“ und könnten „als Vorbild für die gesamte Welt“ dienen.
Mit einem Hauch von Resignation beendet Dr. Bruns seine Analyse und fragt sich, „ob der aktuellen Generation deutscher Politiker dieser Text bekannt ist.“
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