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Regulierung: Fluch für Kleine, Segen für Große?
Von Dr. Oliver Everling | 29.November 2024
Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer (CIO) der apoBank, beleuchtet in seinen aktuellen Einschätzungen die Lage an den internationalen Finanzmärkten und hebt dabei die unterschiedlichen Entwicklungen in den USA und Europa hervor. Während die US-Wirtschaft weiter boomt, kämpft Deutschland, die größte Volkswirtschaft Europas, weiterhin mit konjunkturellen Schwächen. Pfingsten betont die Risiken durch die von Donald Trump angekündigten Strafzölle: „Die vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Strafzölle hängen dabei wie ein Damoklesschwert über Europa, und Deutschland als traditionell exportorientierte Volkswirtschaft hat darunter besonders zu leiden.“
Ein besonderes Augenmerk legt Pfingsten auf die Rolle der Regulierung und deren Auswirkungen auf unterschiedliche Unternehmensgrößen. „Was die Bewertungen von US-Aktien betrifft, sehen wir bei amerikanischen Small Caps einen Bewertungsvorsprung vor Blue Chips,“ so der CIO. Die Ernennung von Elon Musk zum Deregulierungs-Beauftragten der US-Regierung könnte laut Pfingsten speziell kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) Rückenwind geben. „Wir erwarten, dass die Ernennung von Tech-Milliardär Elon Musk […] vor allem die Aktienkurse von kleinen und mittleren Unternehmen befeuern wird, denn diese leiden viel stärker unter den finanziellen Lasten von staatlicher Bürokratie und von Regulierung als amerikanische Großkonzerne.“
Diese Beobachtungen lassen sich auch auf Deutschland übertragen. Hierzulande scheint die Regulierungslandschaft ebenfalls eher den Großkonzernen zu dienen. Komplexe Regularien und bürokratische Anforderungen erfordern umfangreiche Ressourcen, die größere Unternehmen leichter aufbringen können als kleinere. Während für Großkonzerne Compliance-Abteilungen selbstverständlich sind, geraten KMU durch den gleichen Regulierungsdruck oftmals an ihre Belastungsgrenzen. In der Praxis resultiert dies in einem Wettbewerbsnachteil für kleinere Marktteilnehmer, während große Unternehmen von standardisierten Prozessen und Skalen-Effekten profitieren.
Die Frage, ob Regulierung tatsächlich zum Schutz aller Marktteilnehmer beiträgt oder am Ende die Marktposition der ohnehin mächtigen Konzerne stärkt, bleibt somit auch in Deutschland hochaktuell. Pfingstens Analyse der US-Märkte könnte also auch ein Spiegelbild für die Situation in Europa sein. Ein Umdenken in der Regulierungsstrategie könnte notwendig sein, um die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Unternehmen zu sichern und Innovationen zu fördern.
Themen: Länderrating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Regulierung: Fluch für Kleine, Segen für Große?
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