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Nachhaltige familiäre Unternehmensnachfolgen – als Alternative zum Unternehmensverkauf

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2025

Unser neues Buch im Verlag Springer Nature: ESG als Treiber von M&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen.

Die Bedeutung nachhaltiger familiärer Unternehmensnachfolgen hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies liegt daran, dass nichtfinanzielle Angaben, wie ESG-Aspekte (Environmental, Social, Governance), für Investoren genauso relevant geworden sind wie finanzielle Angaben. Während finanzielle Angaben häufig eher bestätigenden Charakter haben, können Investoren aus nichtfinanziellen Angaben Rückschlüsse auf die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells ziehen. Die Integration von ESG-Kriterien in der Unternehmensnachfolge ist daher unverzichtbar. Durch die Anwendung von Methoden zur korrekten Berücksichtigung von ESG-Aspekten können Unternehmen nicht nur ihren ethischen und ökologischen Verpflichtungen nachkommen, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Dazu zählen die Sicherung der Unternehmenszukunft, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Verbesserung des Markenimages, die Mitarbeiterbindung, die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, die Innovationsförderung und die Mitwirkung bei einer verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Wirtschaft. Für die nachfolgenden Generationen ist das Nachhaltigkeitsthema und die damit verbundenen Ziele wichtiger als für die älteren Generationen. Daher berücksichtigen die Nachfolger bei der Nachfolgeplanung eher ESG-Aspekte.

Nachhaltigkeit ist inzwischen nicht nur ein Trend, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftsprozesse geworden. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, können sich von Wettbewerbern differenzieren. Kunden und Geschäftspartner bevorzugen zunehmend Unternehmen, die umweltfreundliche Praktiken anwenden und sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. Durch effizientere Ressourcennutzung und Abfallreduktion können zudem Kosten gesenkt werden. Nachhaltige Praktiken wie Energieeinsparung und Recycling tragen zur Reduktion von Betriebskosten bei und verbessern das Markenimage. Ein nachhaltiges Unternehmensimage stärkt das Vertrauen und die Loyalität der Kunden und verbessert das Ansehen und die Marktposition eines Unternehmens. Zudem sind nachhaltige Unternehmen oft attraktivere Arbeitgeber, was zu höherer Motivation und geringerer Fluktuation führt.

Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten spielt auch bei der Finanzierung von Unternehmensübernahmen oder von Investitionen eine zunehmend wichtige Rolle. Banken und Investoren legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeitskriterien. Unternehmen, die nachweislich nachhaltig handeln, haben bessere Chancen, Kapital von Investoren und Finanzinstituten zu erhalten. Die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards wird zunehmend gesetzlich gefordert. Unternehmen, die proaktiv handeln, sind besser auf zukünftige Regulierungen vorbereitet und vermeiden mögliche Strafen und rechtliche Probleme. Nachhaltigkeit fördert zudem Innovationen. Unternehmen, die in nachhaltige Innovationen investieren, haben die Chance zur Erschließung neuer Märkte und zur Sicherung ihres langfristigen Wachstums.

Für eine erfolgreiche familiäre Unternehmensnachfolge ist eine langfristige Vorbereitung entscheidend. Diese muss neben finanziellen und erbrechtlichen Aspekten auch die zukünftige Unternehmensstrategie berücksichtigen, einschließlich der angestrebten Ausrichtung zu mehr Nachhaltigkeit. Ein erfolgreicher Übergang erfordert die Sicherstellung der Unternehmenskontinuität durch qualifizierte Nachfolger, die finanzielle Absicherung der ausscheidenden Generation sowie die gerechte Verteilung des Vermögens unter den Erben, um Streitigkeiten zu vermeiden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Sicherstellung der Liquidität, da die Unternehmensnachfolge mit finanziellen Belastungen verbunden sein kann, die die Existenz des Unternehmens gefährden könnten.

Die Herausforderungen bei der Suche nach passenden Nachfolgern sind eine konstante und häufig erwähnte Hürde bei einer Unternehmensnachfolge. Etwa 125.000 Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen planen bis Ende 2027, ihr Unternehmen aufzugeben und es einem Nachfolger zu überlassen. Etwa 48.500 Firmen treten jedoch jedes Jahr ohne Nachfolgeregelung aus dem Markt aus. „Die Suche nach Nachfolgern ist bereits heute intensiv und wird sich weiter verstärken“, betonen Karl A. Niggemann und Sema Eroglu in ihrem Werk. Unternehmen müssen daher frühzeitig mit der Nachfolgeplanung beginnen und sich dabei auch mit den ESG-Risiken auseinandersetzen, um langfristigen Erfolg und Stabilität zu gewährleisten.

Karl A. Niggemann ist einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet des Kaufs und Verkaufs von Unternehmensanteilen und der Unternehmensnachfolge. Mit mehr als 60 Jahren Berufserfahrung im Bank- und Beratungsbereich, davon einer 12-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender des Vorstandes einer Genossenschaftsbank und anschließend einer 45-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der IfW Niggemann & Partner GmbH, verfügt er über umfangreiches Wissen und eine Fülle von Erfahrungen.

Sema Eroglu hat ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Siegen absolviert und ist als Junior-Beraterin seit 2019 für IfW tätig. Sie unterstützt bei der Beratung zum Kauf und Verkauf von Unternehmen, erarbeitet Finanz- und Unternehmensanalysen und führt Markt- und Wettbewerbsrecherchen durch. Ferner wirkt sie bei der Erstellung von Unternehmenspräsentationen und der Ermittlung von Unternehmenswerten mit. Darüber hinaus ist sie in die Erarbeitung von Finanzierungsmodellen eingebunden.

Themen: Nachfolgerating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Nachhaltige familiäre Unternehmensnachfolgen – als Alternative zum Unternehmensverkauf

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