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Differenzierungspotential für eine Beteiligungsgesellschaft beim Erwerb von Familienunternehmen durch eine nachhaltige Unternehmensstrategie mit klarem ESG-Bezug
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2025
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Nachhaltige Unternehmensstrategien sind ein Schlüssel für Beteiligungsgesellschaften, um sich beim Erwerb von Familienunternehmen zu differenzieren und langfristigen Erfolg zu sichern. Johannes Schmidt betont, dass „gerade Unternehmerfamilien sehr werteorientiert agieren und diese Agenda auch beim Verkauf ihres Unternehmens treu bleiben wollen.“ Dies bedeutet, dass Familienunternehmen nicht nur an finanziellen Aspekten interessiert sind, sondern auch an der Nachhaltigkeit und den Werten, die potenzielle Erwerber mitbringen.
Eine Beteiligungsgesellschaft, die auf den Ansatz „Kaufen, Halten und Entwickeln“ setzt, kann hierbei erhebliche Vorteile erzielen. Dieser Ansatz betont nicht nur die Langfristigkeit des Investitionsansatzes, sondern auch die aktive Weiterentwicklung der Portfoliounternehmen. Schmidt erklärt, dass „die Formulierung und Implementierung einer klaren ESG-Strategie eine entscheidende Rolle spielt, um das Unternehmen ‚fit für die Zukunft‘ zu machen.“ ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) werden immer wichtiger, da sie die nachhaltige Entwicklung und die langfristige Wertschöpfung sicherstellen.
Unternehmerfamilien achten besonders darauf, dass die Unternehmensidentität, die Standorte und die Sicherheit der Mitarbeitenden erhalten bleiben. Diese Werteorientierung beeinflusst ihre Entscheidung für einen Erwerber stark. Beteiligungsgesellschaften, die diese Werte teilen und fördern, können sich von anderen potenziellen Käufern abheben. Eine klare ESG-Strategie zeigt nicht nur das Engagement für nachhaltiges Handeln, sondern unterstützt auch die positive Wahrnehmung bei Mitarbeitenden, Kunden und der Gesellschaft.
Im Beispiel der INDUS Holding AG zeigt Schmidt, wie ein nachhaltiger Investitionsansatz konkret umgesetzt wird. INDUS verfolgt den Ansatz „Kaufen, Halten und Entwickeln“, bei dem der Erwerb von Unternehmen langfristig und ohne die Absicht eines Wiederverkaufs erfolgt. „Der langfristige Erfolg des Unternehmens steht stets über kurzfristigen Gewinnen,“ erläutert Schmidt. Diese Strategie ermöglicht es, die erworbenen Unternehmen nachhaltig zu entwickeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Ein zentrales Element der ESG-Strategie von INDUS ist die regelmäßige Durchführung von Materialitätsanalysen, um die für die Stakeholder wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren. Diese Themen werden in sechs Handlungsfeldern gebündelt: Schutz der Umwelt, faire Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, ehrliche Wirtschaft und Gesellschafterbegleitung. Diese klare Struktur ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung zu entwickeln und umzusetzen.
Schmidt hebt hervor, dass „die nachhaltige Unternehmensstrategie erhebliches Differenzierungspotential im Kreis der potenziellen Bieter bietet.“ Familienunternehmer suchen oft nach einer nachhaltigen Zukunft für ihr Unternehmen und legen daher großen Wert auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Erwerbers. Eine solche Strategie kann den entscheidenden Ausschlag für die Entscheidung des Verkäufers zugunsten eines bestimmten Erwerbers geben.
Beispiele aus der Praxis von INDUS zeigen, wie nachhaltiges Handeln umgesetzt wird. So hat das Portfoliounternehmen BETEK ein neues Zink-Recycling-Verfahren für Wolframcarbid entwickelt, das nicht nur die CO2-Emissionen reduziert, sondern auch die Versorgungssicherheit erhöht und Kosten spart. Ein anderes Projekt fördert die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung. Diese Projekte illustrieren, wie konkrete Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit beitragen können.
Schmidt betont zudem die Bedeutung der Kommunikation: „Eine klare und umfassende Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle bei der Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie.“ Die verschiedenen Stakeholder müssen über die relevanten Kanäle informiert werden, um die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens transparent zu machen. Dies umfasst die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten, die Organisation von Roadshows und die Zusammenarbeit mit Rating-Agenturen.
Zusammenfassend zeigt der Beitrag von Johannes Schmidt, dass eine Beteiligungsgesellschaft, die eine nachhaltige Unternehmensstrategie verfolgt, nicht nur zur positiven Entwicklung der erworbenen Unternehmen beiträgt, sondern auch im Akquisitionsprozess erhebliche Vorteile erzielen kann. Familienunternehmer, die ihre Unternehmen in gute Hände geben wollen, bevorzugen Käufer, die ihre Werte teilen und sich langfristig für die nachhaltige Entwicklung engagieren. Eine klar formulierte und gelebte ESG-Strategie ist dabei ein entscheidender Faktor für den Erfolg.
Dr. Johannes Schmidt studierte Mathematik an der TH Darmstadt und wurde dort zum Dr. -Ing. im Fachbereich Mechanik promoviert. Er ist seit Januar 2006 als Vorstand für die INDUS Holding AG tätig; im Juli 2018 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Während seiner Tätigkeit bei INDUS hat er eine Vielzahl von Akquisitionen von Familienunternehmen begleitet. Vor seiner Tätigkeit bei INDUS war Dr. Schmidt Alleingeschäftsführer bei der ebm-papst Landshut GmbH. Seine Karriere startete Dr. Schmidt bei der Richard Bergner GmbH, einem Hersteller von Elektroarmaturen aus Schwabach. Zunächst übernahm er hier Entwicklungsaufgaben und stieg dann im Rahmen seiner 12-jährigen Tätigkeit zum Geschäftsführer auf.
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