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China im Jahr der hölzernen Schlange: Überraschungen für die Märkte?

Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2025

Am 29. Januar 2025 feiert China das Neujahrsfest, das dieses Mal im Zeichen der hölzernen Schlange steht. Diese Kombination „steht für Weisheit, Innovation und Sinn für Kompromisse“, erklärt Jean-Louis Nakamura, Leiter Conviction Equities bei Vontobel. „Qualitäten, die 2025 angesichts der möglichen Turbulenzen nach dem Amtsantritt von Donald Trump sehr gefragt sein dürften.“ Viele Experten erwarten für die Schwellenmärkte eine herausfordernde Zeit, da Faktoren wie ein starker Dollar, höhere Zölle, eine geringere Handelsintensität und ein möglicher Abwärtsdruck auf die Rohstoffpreise belasten könnten. Dennoch weist Nakamura darauf hin: „In der Praxis könnte das Jahr 2025 ein Jahr voller Überraschungen werden, in dem die schlimmsten Vorhersagen nicht eintreten, während sich gute Chancen ergeben könnten.“

Ein entscheidender Faktor für die Widerstandsfähigkeit vieler Schwellenländer ist ihre reduzierte Abhängigkeit vom internationalen Handel. „Der Anteil Chinas an den US-Importen ist auf knapp über 10 % gesunken und liegt damit deutlich unter dem Anteil Europas“, so Nakamura. „Viele Exporte wurden auf andere Märkte umgelenkt, darunter in großem Umfang auf andere Schwellenländer.“ Auch die von der neuen US-Regierung angedachten Zölle könnten weniger dramatische Auswirkungen haben als befürchtet: „Die Einführung neuer Zölle wird wahrscheinlich schrittweise erfolgen und sich höchstwahrscheinlich in Grenzen halten.“ Zudem könnten Währungsanpassungen helfen: „Ihre Auswirkungen würden daher zumindest in den nächsten Monaten durch eine Lockerung der USD/RMB-Parität leicht aufgefangen werden können.“

China bleibt zwar mit seiner strukturellen Deflation konfrontiert, wird aber Maßnahmen ergreifen, um Konsum und Investitionen zu stimulieren. „Zwar gibt es keinen ‚großen Plan‘, um die chinesische Wirtschaft aus der Deflation herauszuholen, mit der sie seit mehreren Jahren zu kämpfen hat“, räumt Nakamura ein. Doch er geht davon aus, dass „neue Maßnahmen darauf abzielen, das BIP-Wachstum früher als im letzten Jahr nahe 5 % zu halten.“ Dies könnte eine begrenzte, aber dennoch spürbare Belebung des lokalen Aktienmarkts mit sich bringen: „Dies könnte dem lokalen Aktienmarkt etwas Farbe verleihen, wenn auch in geringerem Umfang und mit einer noch kürzeren Lebensdauer als die letztjährige Rallye.“

Besonders einige Unternehmen, die auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind, könnten profitieren. „Tatsächlich dürften einige lokale Unternehmen, die eher auf das Inland ausgerichtet sind, positiv auf wirtschaftspolitische Anreize reagieren, wie beispielsweise Konsumgüterunternehmen“, prognostiziert Nakamura. Darüber hinaus könnte sich der ungewöhnlich lange Abwärtszyklus an den Aktienmärkten seinem Ende nähern, was Industrieunternehmen zugutekäme: „Während die Solarbranche immer noch unter Überkapazitäten leidet, könnte sich die Nachfrage nach Batterien stabilisieren und Baumaschinen könnten, obwohl sie sehr volatil sind, positiv überraschen.“

Ein besonders spannendes Feld bleibt die technologische Entwicklung in China. Die jüngsten Fortschritte haben gezeigt, dass „chinesische Unternehmen kosteneffiziente KI-Lösungen in größerem Umfang und auf wesentlich kostengünstigere Weise als ihre westlichen Gegenspieler einführen könnten.“ Zudem sind chinesische Chiphersteller weniger von US-Beschränkungen betroffen und haben die Möglichkeit, ihre eigenen Innovationen zu entwickeln. Nakamura sieht darin eine potenzielle Überraschung für den Markt: „In einem Markt, der auf das Schlimmste gefasst ist, könnte diese Nachricht dem heimischen Aktienmarkt leicht zu einer viel besseren Performance verhelfen als erwartet.“

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten und der wirtschaftlichen Herausforderungen bietet das Jahr 2025 also durchaus Chancen – insbesondere für jene, die über den Tellerrand der negativen Prognosen hinausblicken.

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