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High Yield 2025 – sinkende Ausfallrisiken im Fokus
Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2025
Alexia Latorre, Managing Director und Leiterin des Corporate High Yield Debt-Teams bei Lazard Frères Gestion, prognostiziert für das Jahr 2025 ein weiterhin robustes Marktumfeld für High Yield-Anleihen. Ihrer Einschätzung nach werden sich die Kreditkennzahlen zwar nicht wesentlich verbessern, jedoch auch keine gravierenden Verschlechterungen zeigen. Die wirtschaftliche Dynamik bleibt gedämpft, aber dennoch positiv. Zudem dürften die Ausfallquoten weiter zurückgehen, während das attraktive Renditeniveau eine stützende Wirkung auf den Markt hat, so die Hoffnung der Analystin.
Obwohl sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage gegenüber 2024 leicht abschwächen dürfte, bleiben die technischen Faktoren aus Sicht der Expertin günstig. Anleger profitieren weiterhin von einem soliden Carry. Eine signifikante Spread-Ausweitung oder ein Zinsanstieg von mehr als 200 Basispunkten wäre erforderlich, um den Renditevorteil von Hochzinsanleihen auszugleichen. High Yield-Anleihen haben sich bereits im Jahr 2024 als widerstandsfähig erwiesen, trotz volatiler Zinsen. Während der deutsche Zinssatz im vergangenen Jahr um 21 Basispunkte stieg, konnte dieser Effekt durch eine markante Spread-Einengung um 85 Basispunkte kompensiert werden. „Das war möglich, weil die betreffenden Unternehmen finanziell stabil geblieben sind“, erklärt Latorre.
Ein wesentlicher Treiber der positiven Entwicklung im High Yield-Segment war die im historischen Vergleich niedrige Verschuldung der Emittenten. Trotz des moderaten Wirtschaftswachstums in Europa haben viele Unternehmen ihre Bruttoverschuldung reduziert, um sich gegen steigende Finanzierungskosten abzusichern. „Zudem konnten sie von der Inflation profitieren, indem sie höhere Kosten an ihre Kunden weitergaben, was zu stabilen EBITDA-Werten und insgesamt robusten Margen geführt hat“, führt die Expertin aus.
Der einzige signifikante negative Einflussfaktor war die Zinsdeckungsquote, also das Verhältnis zwischen Zinsaufwendungen und Jahresüberschuss. Diese hat sich infolge der gestiegenen Zinsen verschlechtert. Dennoch rechnet Latorre für 2025 mit einer Stabilisierung: „Dazu werden voraussichtlich die erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) beitragen, wodurch sich die Finanzierungskosten für Unternehmen mit variablen Zinssätzen reduzieren. Zudem zeigen aktuelle Daten, dass Unternehmen mit niedriger Bonität (Single-B-Rating), die ihre 2026 fälligen Anleihen refinanzieren müssen, nur mit einem moderaten Anstieg der Kupons von 5,3 Prozent auf etwa 6 Prozent rechnen müssen.“
Die Refinanzierungssituation hat sich 2024 weiter verbessert. Der Primärmarkt für High Yield-Anleihen war mit einem Emissionsvolumen von rund 100 Milliarden Euro außerordentlich aktiv und erreichte nahezu das Rekordniveau von 2021. Diese Entwicklung ist besonders positiv, da der Markt in den vergangenen zwei Jahren durch niedrige Emissionen und zahlreiche „Rising Stars“ geschrumpft war. „Zuletzt hat sich das Angebot im High Yield-Segment jedoch stabilisiert und zeigt wieder ein leichtes Wachstum“, erläutert Latorre.
Ein weiteres ermutigendes Signal sieht die Expertin in der sinkenden Ausfallrate. Diese hatte ihren Höchststand im Januar 2024 mit 3,9 Prozent erreicht, ist seither jedoch auf 3,6 Prozent gesunken. Prognosen von Moody’s zufolge wird sie in den kommenden zwölf Monaten weiter auf etwa 3 Prozent zurückgehen, was dem historischen Durchschnitt entspricht. Zudem handelt es sich bei rund der Hälfte der registrierten Ausfälle um sogenannte Distressed Debt Exchanges (Schuldenrestrukturierungen), bei denen die Verluste für Anleihegläubiger geringer ausfallen als bei klassischen Zahlungsausfällen.
Die Bewertungen im High Yield-Segment bleiben nach Einschätzung von Alexia Latorre weiterhin attraktiv. „Auch wenn sich die Spreads verengt haben, liegt die aktuelle Rendite des High Yield-Universums mit 6,3 Prozent über dem historischen Median. Zudem ist die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen mit 3,8 Jahren außergewöhnlich kurz. Dies bedeutet, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis für Anleger weiterhin günstig ist – ein Niveau, das zuletzt während der Schuldenkrise 2012 erreicht wurde.“
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