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Steigende Verschuldung: Ein Balanceakt für Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2025
Die Finanzpolitik Deutschlands erlebt eine Kehrtwende. Nachdem jahrelang an der Schuldenbremse festgehalten wurde, öffnet sich die Bundesregierung nun für eine expansivere Fiskalpolitik. Dr. Manuel Steinbrink, Ökonom bei der apoBank, begrüßt diesen Kurswechsel: „Die ‚schwäbische Hausfrau‘ hat ausgedient. Endlich steuert die Fiskalpolitik in Berlin um. Wir erleben eine Kehrtwende, die lange überfällig war.“
Tatsächlich sind Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur dringend notwendig. Allerdings bleibt die Frage, wie diese zusätzlichen Schulden langfristig die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands beeinflussen. Denn während die Verbindlichkeiten sofort entstehen, sind die erwarteten positiven Effekte erst in der Zukunft sichtbar – und mit Unsicherheiten behaftet.
Steinbrink argumentiert, dass „die Notwendigkeit massiver Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur keinen Spielraum für dogmatische Sparsamkeit“ lasse. Auch die Finanzmärkte zeigen sich bislang optimistisch: „Der DAX hat seit Jahresbeginn kräftig zugelegt, der Euro hat seine Schwächephase beendet.“ Doch während kurzfristige Marktreaktionen positiv ausfallen, bleibt abzuwarten, ob Ratingagenturen ihre derzeit wohlwollende Haltung beibehalten. Eine steigende Verschuldung könnte das Credit Rating Deutschlands unter Druck setzen, falls die erhofften Wirtschaftseffekte ausbleiben oder schwächer ausfallen als prognostiziert.
Ein wesentlicher Faktor hinter den steigenden Aktienkursen ist allerdings nicht nur die Aussicht auf staatliche Investitionen, sondern auch die damit verbundenen Inflations- und Wachstumserwartungen. Eine höhere Kreditaufnahme führt oft zu steigender Inflation, was Unternehmen mit hoher Verschuldung entlastet und reale Schuldenlasten verringert. Zudem profitieren Sachwerte wie Aktien von einem inflationären Umfeld, während Anleihen an Attraktivität verlieren. Dadurch fließt Kapital verstärkt in den Aktienmarkt, was die Kursgewinne weiter antreibt. Die kurzfristige Euphorie an den Börsen darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine anhaltend hohe Inflation auch Risiken birgt – etwa steigende Zinsen, die langfristig die Finanzierbarkeit der neuen Schulden belasten könnten.
Steinbrink warnt zudem davor, sich allein auf die expansive Geldpolitik zu verlassen: „Ohne begleitende Strukturreformen, vor allem am Arbeitsmarkt, droht der Effekt der Geldschwemme zu verpuffen. Die Politik muss jetzt liefern.“ Die Herausforderung für Deutschland liegt also darin, den richtigen Mittelweg zu finden – zwischen notwendigen Investitionen und einer nachhaltigen Finanzpolitik.
Letztlich bleibt die Entwicklung ein Balanceakt zwischen Optimismus und Risiko. „Europa ist zurück auf der Landkarte der Investoren, und Deutschland spielt dabei eine Schlüsselrolle.“ Doch wie stabil diese Rolle bleibt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
Themen: Länderrating | Kommentare deaktiviert für Steigende Verschuldung: Ein Balanceakt für Deutschland
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