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Triodos IMpact Inside mit Karim Chatti: Der Kampf ums Klima

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2025

Die Kriegsrhetorik von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Eine Partei, die einst als pazifistisch galt, spricht heute mit einer Sprache, die militärische Bedrohungsszenarien heraufbeschwört und einen enormen politischen Fokus auf Verteidigung und Aufrüstung legt. Dies geschieht in einem politischen Klima, in dem Bedrohungen als absolut dargestellt werden und der Krieg als alternativlos erscheint. Diese Art der Rhetorik hat tiefgreifende Folgen für politische Prioritäten und gesellschaftliche Diskurse.

„Kriegsrhetorik macht abstrakte Ängste ganz konkret, sät Zwietracht und rechtfertigt fast jede staatliche Ausgabe. Wer Krieg sagt, bekommt ein riesiges Budget“, schreibt Karim Chatti treffend. Er ist Senior Relationship Manager Institutional Clients DACH bei Triodos Investment Management.

Genau diese Mechanismen lassen sich derzeit bei den Grünen beobachten. Wo früher Abrüstung und Diplomatie gefordert wurden, stehen heute Waffenlieferungen, Verteidigungsbereitschaft und strategische Abschreckung im Zentrum. Die Partei argumentiert, dass ein entschlossener militärischer Widerstand gegen Bedrohungen aus dem Osten notwendig sei, um die Demokratie und Freiheit in Europa zu sichern. Dabei wird nicht nur die Notwendigkeit von Waffenlieferungen betont, sondern auch ein neues Selbstverständnis als Wehrhafte in einer unsicheren Welt geformt.

Die Frage ist, welche Folgen diese Prioritäten haben. Während Milliarden für Verteidigung und Rüstung bereitgestellt werden, wird der Kampf gegen die Klimakrise immer wieder als zweitrangig behandelt. „Waffen, Mobilisierung, Bereitschaft – das alles klingt heldenhaft. Aber während wir die Bedrohung aus dem Osten mit voller Wucht bekämpfen, vergessen wir, einen anderen, mindestens genauso wichtigen Krieg zu führen. Einen ohne Panzer, aber mit Thermometern: Den Kampf ums Klima.“ Die Grünen haben sich einst als die ökologische Partei schlechthin verstanden. Heute scheinen sie sich jedoch auf einen Kurs begeben zu haben, bei dem militärische Sicherheit über die nachhaltige Transformation gestellt wird.

Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, weil die Klimakrise nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern auch sicherheitspolitische Konsequenzen hat. Dürren, Extremwetter und Ressourcenkonflikte destabilisieren Regionen weltweit. Dennoch bleiben Investitionen in Klimaschutz hinter denen in Rüstung zurück. „Diese verzerrten Prioritäten zeigen schmerzhaft die politische Unfähigkeit,“ so Chatti, „sich für die langfristige Zukunft zu entscheiden: Kurzfristige Gewinne und Lobbyarbeit haben Vorrang, während der unsichtbare Feind des Klimawandels still und leise unsere Zukunft untergräbt.“

Die Grünen versuchen zwar, ihre Klimapolitik mit ihrer neuen Sicherheitsstrategie zu verbinden. Robert Habeck betonte, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch eine Frage der strategischen Autonomie sei. „Wirtschaftsminister Robert Habeck verwies darauf, dass an den deutschen LNG-Terminals bereits über 80 Prozent des Brennstoffs aus den USA kommen. Doch was passiert, wenn Trump die LNG-Exporte nach Europa stilllegt?“ Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sei es aus Russland oder den USA, bleibt eine Schwachstelle. Doch der politische Fokus liegt weiterhin auf kurzfristigen sicherheitspolitischen Maßnahmen statt auf einer konsequenten nachhaltigen Transformation.

Europa muss sich gegen Bedrohungen verteidigen, aber es darf darüber nicht die langfristigen Herausforderungen vergessen. „Obwohl es für Europa wichtig ist, sich gegen feindliche Angriffe zu verteidigen, sollte der Kampf gegen die Klimaerwärmung nicht in den Hintergrund geraten, da die nachhaltige Umgestaltung unserer Gesellschaft nicht nur dem Klima, sondern auch unserer strategischen Autonomie nutzt.“ Die Grünen stehen vor der Herausforderung, ihren ursprünglichen Markenkern – den Klimaschutz – nicht in einer zunehmend militarisierten Politik zu verlieren. Der Wandel der Kriegsrhetorik mag kurzfristig politische Unterstützung sichern, doch die langfristigen Konsequenzen für Umwelt und Gesellschaft könnten schwerwiegend sein.

Themen: Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Triodos IMpact Inside mit Karim Chatti: Der Kampf ums Klima

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