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Neues Rating für Investmentzertifikate

Von Dr. Oliver Everling | 15.April 2008

Auf ihrer Frühjahrstagung stellt die Feri Rating & Research AG aus Bad Homburg ihr neues Rating für Investmentzertifikate vor. Dr. Tobias Schmidt, Leiter Kapitalmärkte & Fonds der Feri Rating & Research AG erläutert den Entschluss der Agentur, sich dem Rating dieser Produkte zuzuwenden. Etwa 30 Anbieter, mit etwa 10 Große, teilen sich den Markt. Deutsche Bank, Commerzbank, ABN Amro, Citigroup, Dresdner Bank, SocGen, Sal. Oppenheim, Goldman Sachse, UBS und BNP Paribas gehören zu den wichtigsten Adressen in Deutschland. Das Marktvolumen sei rasant gewachsen, dokumentiert Schmidt, und erreichte Anfang 2008 etwa 131 Mrd. Euro.

Die Marktaufteilung der Anlagezertifikate nach Produktklassen zeigt per Januar 2008 die Bedeutung von Garantiezertifikaten, Bonus/Teilschutzzertifikaten, Discountzertifikaten und Expresszertifikaten. Durch eine Online-Befragung von Privatanlegern und Profis aus dem Retail-Segment sei deutlich geworden, dass noch rund 43,9 % der Befragten noch nicht investiert sind. Rund 30,2 % wissen noch nicht, ob sie sich in Investmentzertifikaten engagieren werden. 19,1 % sprechen davon, ihren Anteil im Portfolio zu erhöhen, 39 % will den Anteil konstant halten, nur eine Minderheit will reduzieren.

Im Unterschied zu Fonds haben die Anleger mit Zertifikaten in der Regel wenig Erfahrung. Mehr als 15 Jahre Erfahrung mit Fonds haben immerhin 29,3 % der Befragten, mit Zertifikaten dagegen nur 4,4 %, was nach Schmidt auch damit zusammenhängen dürfte, dass es derartige Produkte früher nicht oder kaum gab. Am besten kennen die Anleger die Indexzertifikate, Discount-, Themen-, Strategie-, Basket- und Bonuszertifikate, während Bandbreiten- bzw. Sprintzertifikate z. B. weniger bekannt sind.

Bei einer Liste der Anbieter von Zertifikaten schneiden die ABN Amro, Dresdner Bank und SocGen am besten ab. Das Angebot dieser Institute verdient nach Ansicht der Befragten die besten Noten. 35,5 % glauben aber, dass der Markt für Investmentzertifikate äußert unübersichtlich und intransparent sei und stimmen dieser Aussage „voll und ganz zu“, weitere 48,7 % sagen, dass die Aussage „eher zutrifft“ als nicht.

Mehr als 85 % aller Befragten glauben, dass Ratings für Investmentzertifikate die Transparenz dieses Marktes erheblich verbessern kann. Wichtig ist den Befragten dabei die Beurteilung der Bonität des Emittenten, die Kosten/Gebühren, die Risikoerwartung, die Erfolgsbilanz des Emittenten, die Renditechancen, die Transparenz und Vollständigkeit des Prospekts und weitere Kriterien. Immerhin benutzen mehr als 90 % der Anleger bereits heute Ratings für Investmentfonds, während Ratings, wie sie für die Direktanlage in Anleihen von Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s Investors Service erstellt werden, nur bei 22,2 % der Anleger maßgebend sind.

Mit dem Ziel, ein Zertifikaterating analog zum Feri Fondsrating zu entwickeln, hat sich die Feri mit financial.com zur Kooperation im Daten- und IT-Bereich zusammengetan. Der Kooperationspartner der Feri ist bekannt für die Entwicklung und den Betrieb von kundenindividuellen Echtzeitinformationssystemen für mehr als 10.000 professionelle Marktteilnehmer in Europa und Nordamerika.

Herr Andreas Köchling von der Feri Rating & Research AG erläutert die von der Ratingagentur entwickelten Kernkriterien zu Zertifikaten: Wichtige Renditekennzahlen sind die Maximalrendite, Seitwärtsrendite, maximaler Verlust und Erwartungswert der Rendite bei positiver oder negativer Entwicklung des Underlyings. Hinzu kommen die Analyse der Wahrscheinlichkeiten der Erreichung der Maximalrendite und der weiteren Renditekennzahlen. Der Einfluss von Spreads wird berücksichtigt. Ultrakurze Laufzeiten werden nicht geratet, so Köchling.

Die Produktqualität wird mit 70 % gewichtet (darunter Chance mit 50 % und Risiko mit 50 %). Die Determinanten der Emittentenqualität (30 %) werden anhand der Erfahrung (50 %), der Fairness (20 %) und Bonität (30 %) berücksichtigt. Die Bewertung des Performance- und Risikopotenzials erfolgt anhand der Simulation von Kursdaten bis Fälligkeit des Zertifikats, auf Basis der geometrischen Brown’schen Bewegung für jedes Underlying anhand N = 10.000 möglichen Kursverläufen, die damit die Verteilungen der simulierten Kurse und Renditen bestimmen lassen. Im nächsten Schritt werden daraus unter Berücksichtigung der interessierenden Kennzahlen der verschiedenen Produkttypen die zugehörigen Preise des Zertifikats am Tag der Fälligkeit und die erwartete Rendite des Zertifikats berechnet.

Um das Produkt zu bewerten, erfolgt eine Betrachtung des Verhaltens bedingt auf positive (Performance) als auch negative (Risiko) Marktentwicklung. Spreads werden berücksichtigt, Steuern und Transaktionskosten jedoch nicht. Köchling erläutert detailliert auch den quantitativen Kriterienkatalog zur Emittentenqualität.

Für das Feri Zertifikaterating gibt es eine Reihe von Voraussetzungen, unter denen es erteilt wird: Hier spielen die quantitativen Bewertungen der Produkt- und Emittentenqualitäten wie auch die qualitative Emittentenqualitätsbewertung eine Rolle. Letztere erfolgt in Anlehnung an den Fragenkatalog des Fondsratings, jedoch bestehe hier ein Unterschied zum Einfluss der Managementqualität, berichtet Köchling.

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