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Keine Regression, aber Verlangsamung
Von Dr. Oliver Everling | 17.April 2008
Nur wer seine Risiken kennt, kann seine Chancen nutzen, leitet Benoit Claire, Vorstandsvorsitzender der Coface Deutschland in den „Kongress Länderrisiken 2008″ ein. Francois David, Präsident der Coface, erläuterte den Anspruch seiner Gesellschaft, sich zu Fragen der weltwirtschaftlichen Entwicklung zu Wort zu melden. Dieser gründe sich auf die Informationen, die seine Gruppe über 50 Millionen Unternehmen weltweit sammle, und die rund 500 Mrd. US$ Umsatz, die von diesen Unternehmen erzielt würden.
Eine Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren seien zu erwähnen. Ein Ölpreis auf Rekordniveau, die Subprime-Krise, die Prognosen des International Monetary Fund (IMF) und andere sorgen für Fragen. Auch für die deutsche Wirtschaft werden in den letzten Monate wiederholt widersprüchliche Prognosen auf. Seine persönliche Meinung dazu sei, dass vom IMF eine Art „Spiel“ gespielt werde, da seine frühere Aufgabe verloren gegangen sei. Durch das Verwirrspiel erhoffe man sich vielleicht, wieder gefragt zu sein.
Seit Anfang 2008 steigt die Anzahl der Zahlungsstörungen deutlich an, 1,5 % Wachstum in den USA seien dennoch für 2008 zu erwarten, sagt David. Dies sei keine Rezession, sondern lediglich eine Verlangsamung des Wachstums. Die Unternehmensbasis sei 2008 in den USA wesentlich stärker als 2001. Der niedrige Dollar werde den Export der USA weiterhin beflügeln. Die USA reagieren außerdem politisch viel schneller als Europa, wo jedes Mal erst monatelang diskutiert werde.
Drei Länder gehören zu den Sorgenkindern der Coface, die mit der Verschuldung der Haushalte und der Immobilienpreisentwicklung zusammenhängen. In Spanien gebe es einen enormen Haushalte-Bubble. Auch für Großbritannien und Irland ist David in Sorge, da sich hier Verschuldung und Immobilienspekulation in beängstigenden Ausmaßen bewege.
Viele würden vorhersagen, dass China unter den rückläufigen Exporten in die USA leiden würden. Durchgerechnet handele es sich aber nur um einen Anteil von 5 %, so dass andere Faktoren viel wichtiger seien. David warnt vor den Überkapazitäten, die immer wieder zum Auf- und Abbau von Produktionsfaktoren in schnellem Wechsel führen würden. Coface beschäftige in China rund 200 Mitarbeiter, um die Situation vor Ort eingehend zu analysieren. Chinesische Bilanzen zu verstehen, sei keine einfache Sache. Dafür habe Coface die maßgeblichen Voraussetzungen geschaffen, um hier zutreffende Urteile geben zu können. David glaubt an das praktisch ungebrochene Wachstum Chinas, das auch in diesem Jahr wieder 10 % erreichen könne.
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