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Weltweiter Risikoindex erhöht

Von Dr. Oliver Everling | 17.April 2008

„Die Entwicklung der Zahlungsausfälle zeigt, dass die Risiken im globalen Handel wieder zunehmen“, sagte Benoît Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland, in einem Pressegespräch zum Kongress Länderrisiken 2008. Das gelte insbesondere für die Industrieländer, in denen der von Coface ermittelte Risiko-Index im ersten Quartal 2008 um 23,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal anstieg. Weltweit stiegen die Ausfälle um 13,4 Prozent. Sollten sich die aus der Subprime-Krise entstandenen Probleme in den USA verschärfen, könnte sich der Risikoindex nach Einschätzung der Coface im laufenden Jahr um bis zu 20 Prozent verschlechtern.

Zwar weisen die industrialisierten Länder mit 96 Punkten einen Indexwert auf, der noch unter dem Durchschnitt aller Länder (123 Punkte) liegt. Die Differenz ist aber deutlich geringer geworden. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung auch in den einzelnen Länderratings. Zuletzt wurden die USA von A1 in A2 herabgestuft. Weitere wichtige Industrieländer stehen auf der negativen Watchlist: Japan, Großbritannien, Spanien und Kanada, ebenso das in den vergangenen Jahren boomende Irland. „Wir müssen davon ausgehen, dass weitere Abwertungen noch im Laufe des Jahres erforderlich werden könnten“, sagte Benoît Claire.

Der Risiko-Index der Coface bezieht sich auf kurzfristige Handelsgeschäfte. Der Index ergibt sich aus dem Durchschnitt der Länderratings, gewichtet nach dem Anteil der jeweiligen Länder am Bruttoinlandsprodukt der Region. Basis ist das Weltrisiko im Jahr 2000 (100 Punkte). Wesentlicher Bestandteil der Einschätzung sind die Zahlungserfahrungen der weltweit 120.000 Unternehmenskunden der Coface.

Auf die Schadenquoten der Coface Kreditversicherung ist die negative Tendenz bis jetzt noch nicht durchgeschlagen. „Wir sind in unserer Risikoprüfung aber sehr vorsichtig und können die Unternehmen insgesamt nur auffordern, die möglichen Risiken nicht zu unterschätzen“, sagte Claire. Ziel sei es, die Zeichnungsquoten hoch zu halten. „Wir wollen und werden die Kunden weiter auf ihre Märkte begleiten, wir werden aber mit ihnen über die Risiken sprechen.“ Dabei gehe es auch um risikoadäquate Preise. Coface Deutschland hatte Anfang des Jahres die Preise für Kreditversicherung und Factoring im Neugeschäft um durchschnittlich zehn Prozent angehoben.

Während Coface auf der einen Seite höhere Risiken im Blick hat, sehen die Forderungsspezialisten durch die Finanzmarktkrise aber auch Chancen für das eigene Angebot. „Der Bedarf für Lösungen im Risikomanagement, wie wir sie bieten, ist unzweifelhaft groß“, sagte Claire. „Ob daraus auch eine generell steigende Nachfrage wird, werden wir sehen.“ Insbesondere für Factoring könnte sich das starke Wachstum der letzten Jahre fortsetzen, wenn die Banken als Folge der Finanzkrise die Unternehmensfinanzierung wieder restriktiver handhaben sollten. Aber gerade in Kooperationen mit den Kreditinstituten sieht Claire Möglichkeiten, eventuelle Probleme für deutsche Unternehmen abzufedern.

Auf der Risikoweltkarte der Coface sind aktuell die großen industrialisierten Volkswirtschaften im Blickpunkt. „Wir reden noch nicht von einer krisenhaften Entwicklung“, sagte Norbert Langenbach. Das Vorstandsmitglied von Coface Deutschland erinnerte daran, dass die Industrieländer außer den USA noch in der höchsten Stufe A1 seien, das kumulierte Ausfallrisiko noch immer unter dem Weltdurchschnitt liege und die Risikokurve noch nicht den Ausschlag wie 2000 und 2001 erreicht habe. Aufgrund der großen Bedeutung dieser Länder für die Weltwirtschaft sei die Entwicklung aber gerade für Dienstleister wie Coface, die Forderungsrisiken von Unternehmen abdecken, signifikant.

In welchem Umfang und zeitlichem Rahmen die international operierenden deutschen Unternehmen auf Probleme stoßen, zum Beispiel durch nachlassende Nachfrage in diesen Ländern nach Produkten, Zahlungsausfälle oder Insolvenzen von Kunden, lasse sich nicht voraussagen, sagte Norbert Langenbach. Dies hänge auch davon ab, wie stark die jeweiligen Unternehmen in den betroffenen Märkten engagiert oder von Abnehmern dort abhängig seien. Unternehmen mit einer breiteren internationalen Präsenz – und damit besseren Risikostreuung – seien in der aktuellen Situation noch weniger anfällig. Denn der Anstieg des Risiko-Index konzentriert sich derzeit eindeutig auf die USA und Länder, die stark mit der US-Ökonomie verbunden sind.

Für Mittel- und Osteuropa sowie die prosperierenden asiatischen Länder registrierte Coface im ersten Quartal keine nennenswerten Steigerungen des Ausfallrisikos. Lediglich für Lateinamerika stieg der Index um 4,8 Prozent. Anpassungen im Länderrating hatte Coface in Mittel- und Osteuropa schon Ende vergangenen Jahres vorgenommen und Bulgarien und Rumänien in A4 auf die negative Watchlist gesetzt.

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