« Schwellenländer profitieren von Erholung | Home | Herausforderung Kapitalmarktfunding für Banken »
Lehrbuchbeispiel „Frankfurter Titanic“
Von Dr. Oliver Everling | 6.April 2010
Das AIRRAIL CENTER am Frankfurter Flughafen (http://www.airrail.de/) ist für Risikomanager (http://www.risknet.de/) ein interessantes Praxisbeispiel schwer kalkulierbarer Risiken: Technische Risiken paaren sich mit finanziellen, politische Risiken mit wirtschaftlichen. Operationelle Risiken addieren sich zu finanziellen Risiken usw. Über die Korrelation dieser Risiken ist mangels empirischer Beispiele des einzigartigen Baus am Drehkreuz der europäischen Luftfahrt wenig bekannt. Lehrbuchartig potenzieren sich die Ungewissheiten.
Schon für das Absinken des Baus (BILD-Zeitung: „Sinkt das Riesenschiff?“) gibt es zwar beruhigende Berechnungen, aber keine Erfahrungswerte speziell mit der hier gewählten Konstruktion. Welche statischen Spannungen von den Stahlträgern innerhalb des Gebäudes wegen der festgestellten Ungleichmäßigkeit des Abrutschens auszuhalten sind, lässt sich kaum noch zuverlässig ermitteln und korrigieren. In jedem Fall stellt das Auseinanderbersten eine besondere Herausforderung dar, so dass durch vergleichsweise geringe Einwirkungen von innen oder von außen noch fatalere Konsequenzen drohen.
Dabei geht es nicht nur um bisher nicht dagewesene Umweltereignisse als Folge der Klimakatastrophe oder Risiken aus Erdbeben, sondern auch um die Attraktivität des AIRRAIL CENTERs als Zielscheibe. Mit der KPMG (http://www.kpmg.de/) soll der AIRRAIL CENTER den Sitz einer der mit 140.000 Mitarbeitern weltgrößten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beherbergen. Außerdem zwei Hotels der Hilton-Gruppe, die nicht zuletzt auch durch ihre Erbin Paris Hilton im Fadenkreuz von Gruppen steht, die an dem angeblich exzessiven Lebensstil Anstoß nehmen und als Symbol einer dekadenten westlichen Welt interpretieren.
Sieht man von dem unerwarteten Zusammenbruch der einst zu den „Big-Five-Prüfungsgesellschaften“ gehörenden Arthur Andersen LLP in 2002 einmal ab, liegt das Risiko der KMPG als Mieter im AIRRAIL CENTER weniger im Ausfallrisiko, wie es sich nach Kennzahlen und anderen Ratingindikatoren ermittelt. Eher bedroht die mit Caa1 von Moody’s Investors Service (http://www.moodys.com/) hoch spekulativ geratete Hilton Hotels Corporation (http://www.hilton.de/) das wirtschaftliche Ergebnis.
Kaum auszumalen aber das Risiko, wenn einer der wichtigsten Flughäfen Europas und wichtigster Arbeitgeber der Region Rhein-Main zum Angriffsziel gemacht würde (http://www.fraport.de/). Dieser könnte nicht nur einen vorübergehenden Stillstand des Luftverkehrs implizieren, sondern auch die wichtigsten Fernverkehrsverbindungen der Bahn und des Autos betreffen. Allein der AIRRAIL CENTER bietet die Möglichkeit, mit einem Schlag den Knotenpunkt aller Verkehrsadern zu treffen, die Westen und Osten, Süden und Norden in Deutschland miteinander verbinden, denn der AIRRAIL CENTER wird über dem Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens, direkt neben den Hauptflughafengebäuden und zwischen die Autobahnen gebaut.
Aufgrund seiner Konstruktion ist der AIRRAIL CENTER praktisch nicht schützbar, sondern von allen Seiten zwingend offen: Die Schienenwege führen durch das Gebäude, so dass sich tonnenschwere Ladungen problemlos und jederzeit unter den Sitz der KPMG schieben lassen. Ebenso erreichen schwer beladene Lastwagen nahezu jede Stütze des Gebäudes. Über die an das Gebäude herangeführten Stoffe kann es keine Erkenntnis geben, da der hochfrequente Verkehr nicht kontrolliert werden kann. Selbst scherzhafter Fehlalarm vermag Straßen- und Schienenverkehr über Stunden zu blockieren.
Keine der Rechtsakte nach der Verordnung (EG) Nr. 2320/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Sicherheit in der Zivilluftfahrt vermögen gänzlich zu verhindern, dass der AIRRAIL CENTER zum Ziel eines Angriffs in der Art des 11. September 2001 werden könnte. Da am Flughafen landende Flugzeuge nur noch in geringer Höhe fliegen, würde das Umlenken eines Flugzeugs erst in den letzten Minuten erkannt – immer zu spät, um irgendeine für diesen Fall vorgesehene Rettungsmaßnahme zu ergreifen.
Gleich, aus welchem Trainingslager der Welt der Frankfurter Flughafen erreicht werden soll – in jedem Fall ist der AIRRAIL CENTER das buchstäblich am nächsten liegende Ziel in Deutschland. Die hervorragende Kommunikation zum AIRRAIL CENTER, die schon heute für eine Präsenz auf tausenden von Internetseiten sorgt, steigert allein schon mit den Mietern KPMG und Hilton die Attraktivität für symbolgeladene Aktionen. Passagiere erreichen den AIRRAIL CENTER wenige Minuten nach der Landung und kennen sich dank modernster Computeranimationen, die für jedermann im Internet abrufbar sind, bereits genau aus, ohne je vorher das Gebäude betreten zu haben.
Themen: Nachrichten | Kommentare deaktiviert für Lehrbuchbeispiel „Frankfurter Titanic“
Kommentare geschlossen.