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Immobilienrating für Baden-Württemberg
Von Dr. Oliver Everling | 8.Mai 2008
„Viele Menschen in unserem Land haben nur einmal in ihrem Leben die Gelegenheit, eine Immobilie zu erwerben. Die Käufer sollten die Chance haben, eine rationale Wahl zu treffen. Eine Voraussetzung für eine solche Entscheidung ist ein möglichst umfassendes Wissen über den Zustand und den Wert dieser Immobilie.“ So begründen die Abgeordneten Dr. Reinhard Löffler (http://www.reinhard-loeffler.com/) u. a. der CDU ihren Antrag im Landtag von Baden-Württemberg (Drucksache 14 / 14. Wahlperiode).
Um eine solche Bewertung vornehmen zu können, benötigt man Daten, erläutert Udo Schäfer M.A., Referent im Büro Dr. Reinhard Löffler, die Begründung des Antrags. „Der Kaufpreis von Immobilien an einem Standort liefert einen Vergleichsmaßstab. In anderen europäischen Ländern ist es möglich, den Kaufpreis der Nachbarimmobilien auf legale Weise in Erfahrung zu bringen. Dieses ist bei uns u.a. aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“
Ein Immobilienregister, in dem Stammdaten gespeichert werden, zu dem auch der Kaufpreis gehört, könnte ferner Daten für mathematische Bewertungsmodelle zum Immobilienrating liefern, heißt es in der offiziellen Begründung des Antrags. „Die Aussagekraft solcher Modelle hängt von der Qualität und Menge der Daten ab. Auch Unternehmen wollen maßgeschneiderte Immobilien zu einem marktgerechten Preis kaufen und verkaufen. Dies ist nur auf einem transparenten Immobilienmarkt möglich.“
Ein Immobilienregister liefert über einen längeren Zeitraum hinweg eine individuelle Immobiliengeschichte. Diese Erkenntnisse dienen dem Immobilienmarkt und der öffentlichen Planung. Das Immobilienregister ist ein Baustein auf dem Weg zu mehr Effizienz und Transparenz auf dem Immobilienmarkt. Das Immobilienrating als Kerngeschäft einer Ratingagentur verhilft dem Finanzplatz Stuttgart zu einem neuen Standbein. Langfristig kann mit den Erkenntnissen aus dem Immobilienregister eine nachhaltigere Standortentwicklung betrieben werden, so die Begründung des Antrags.
Prof. Dr.-Ing. Bernd Nentwig, Professor für Bauwirtschaft und Baumanagement an der Bauhaus-Universität Weimar, würde ein Immobilienregister begrüßen. Nentwig ist Kooperationspartner der Ratingagentur Scope Analysis. Nentwig erläutert den Zusammenhang, der zwischen mehr Transparenz, besseren Ratings und höherer Bewertung besteht. Fehlen die für ein Rating elementaren Daten, müssen Ratingagenturen Anleger und Investoren eher vor potentiellen Risiken warnen. Eine verlässliche Datenlage verschafft dagegen jedem Rating eine bessere informationelle Basis und erhöht damit die Treffsicherheit der Urteile. Dies wiederum würde den Finanzplatz stärken.
Zu den Themen „Immobilienrating“ und „Immobilienregister“ soll gemäß Antrag der Landtag die Landesregierung ersuchen zu berichten, ob die Landesregierung zur Stärkung des Immobilienmarkts in Baden-Württemberg die Einführung eines Immobilienregisters unterstützen will, in dem u.a. auch der Kaufpreis vermerkt ist; ob die Landesregierung in einem solchen Immobilienregister die Chance sieht, den Immobilienmarkt in Baden-Württemberg transparenter und damit effizienter zu gestalten; ob die Landesregierung durch ein solches Immobilienregister die Voraussetzungen dafür schaffen kann, dass der Wissenschaft Daten für die Entwicklung mathematischer Modelle zur Bewertung von Immobilien zur Verfügung gestellt werden können; wie die Landesregierung die durch das Immobilienregister gewonnenen Erkenntnisse für eigenes politisches Handeln nutzen will; ob die Landesregierung über die Landesbank den Aufbau einer auf Immobilien-Rating spezialisierten Ratingagentur unterstützen will; und wie die Landesregierung das Thema Immobilienrating zur Stärkung des Finanzplatzes Stuttgart nutzen will.
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