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Herbert Walter entwirft Bankenszenario
Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2010
„Was heute an Informationen im Internet kostenlos zur Verfügung gestellt wird, ist sensationell“, sagt Dr. Herbert Walter mit Blick auf die Herausforderungen im Bankgeschäft. Walter, ehemaliger Vorstand der Allianz SE und Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank AG, sprach im Rahmen der „ttt – tough task talk“ im Hause der Delbrück Bethmann Maffei AG in Frankfurt am Main zum Thema „Free, Perfect, and Now – Das Ende traditioneller Geschäftsmodelle“.
Walter argumentiert, dass die neuen Technologien zu neuen Herausforderungen für die Qualitätsanforderungen im Bankgeschäft führen. „Wenn man es ultimativ aus Kundensicht sieht, ist es für Kunden ganz schwer, Qualität zu beurteilen.“ Daher fragt sich Walter, welche Rolle der Kundennutzen künftig im Wettbewerb spielen werde.
Der Pendelschwung sei dramatischer als gedacht: Banken testen die „tiefen Taschen“ der Staaten. „Dass wir auch im Bankgeschäft geradezu naturgesetzmäßig in Phasen kommen, in denen wir von den Staaten abhängig sind, war uns so nicht bewusst“, räumt der ehemalige Vorstandschef kritisch ein. Kapitalgeber der Banken fordern kräftig erhöhte Renditen. Die unregulierten Hedge Funds entwickelten sich deutlich robuster als die hoch regulierten Banken. Walter vermutet einen „eingebauten Risikotreibsatz“.
Ist eine radikale Reform des Bankensektors wie nach der „Großen Depression“ die richtige Konsequenz aus der Krise? Besseres Sicherheitsnetz oder neue Bankengeschäftsmodelle nach dramatischem Bankenwachstum und gigantischem Vertrauensverlust in der Krise sind mögliche Antworten. Revolutionäre Geschäftsmodelle sind bei Hedgefonds und „agilen Kundenbanken“ zu suchen, während traditionelle Geschäftsmodelle mit den Schlagworten „Geldmaschinen“ (z.B. Goldman Sachs) und „Kundenanwalt“ charakterisiert werden können.
Walter zeigt auf, wie die Produzenten für Kunden voraus gedacht haben – Investmentbanken, Asset Manager, Kreditproduzenten, Versicherungen – und damit die ganzheitliche Lösung für den Kunden in den Hintergrund drängten. Produktproduzenten können wesensgemäß nur Teillösungen liefern, die nach einem ganzheitlichen Konzept erst zu integrieren sind. Kunden erwarten günstige und transparente Preise, so zeigen es Befragungsergebnisse. Außerdem erhofft sich der Kunden, dass die Bank keine riskanten Geschäfte mache – entsprechend hoch fallen die Enttäuschungen aus.
Die Deutschen wünschen sich eine Kundenbank, die staatlich kontrolliert ist (67 %), die gut, günstig und sicher ist (59 %) und die in inländischer Hand ist (57 %). Damit sei man recht schnell bei den Sparkassen, stellt Walter fest. Neue, agile Kundenbank sieht Walter als nachhaltig, langfristig orientierte Institute, die ökologisch und fair agieren, Einfachheit als Erfolgsprinzip kultivieren, Filialen in Nachbarschaftsforen transformieren, Advokaten-Banking mit sozialen Netzwerken anbieten.
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