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Von der Immobilien- zur Konsumentenkreditkrise

Von Dr. Oliver Everling | 3.Juni 2008

Fred Fegel, Managing Director von Intrum Justitia Deutschland, Schwerzenbach, sieht durch die US-Kreditkrise eher mildere Auswirkungen auf Deutschland als auf die USA. Er stimmt darin mit Dr. Gertrud Traud überein, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, Frankfurt am Main. Beide sprachen auf der IBF-Veranstaltung zur Frage „Droht nach der Immobilienkreditkrise jetzt eine Konsumentenkreditkrise?“ bei Bloomberg TV. Fegel weist aber darauf hin, dass grundsätzlich eine Art Teufelskreis daraus ergeben kann, dass Banken durch die Krise gezwungen seien, ihre Kreditbereitschaft zurückzufahren. Die Verknappung könne dann zu Konsum- und Investitionseinschränkungen führen, die weitere Liquiditätseinengungen zur Folge habe.

„Den Konsum stabilisieren – den Erfolg sichern!“ So das Fazit von Fegel. Durch besseres Verständnis der Prozesse könnten Insolvenzen vermieden und in der Folge Kunden am (Wirtschafts-) Leben teilnehmen. Die Ankurbelung des Verbrauchs beginne in jeder Bilanz. Bisher habe man sich so verhalten, als ob man unendlich viele Ressourcen habe. Es sei einfach „nur tiefer gebohrt“ worden. Nun müsse man sich auf die neue Situation einstellen.

Guido Merz, Head of Retail and Business Banking bei Oliver Wyman in Frankfurt am Main, berichtet über seine neue Studie, die die Aussichten für europäische Länder sowie Fähigkeiten der Banken analysiere. Kreditverluste in Europa werden demnach weiter zunehmen. Trotzdem sei es unwahrscheinlich, dass sie US-Größenordnungen erreichen (weder in aggregierten Verlusten, noch in Prozent für eines der Länder). Manche Länder würden stärker betroffen sein und die Hauptlast tragen, warnt Merz. Kreditvergabestandards würden deutlich variieren, auch der ökonomische Ausblick sei unterschiedlich. Die lange Solvenzperiode führte nach Merz dazu, dass die Optimierung der Kreditprozesse eine niedrige Priorität hatte.

In der Methode von Oliver Wyman werden der makroökonomische Ausblick mit der Anfälligkeit des Kreditrisikos für ökonomische Veränderungen verbunden. Strategien in Ländern mit rapide sich verschlechternder Kreditumgebung sollten sich auf Wetterfestigkeit fokussieren und das Underwriting an den neuen Risikoappetit anpassen, sagt Merz. Es müsse sichergestellt werden, dass Banken in Ländern mit rapide sich verschlechternder Kreditumgebung schwierige Marktverhältnisse durch ausreichendes Kapital und Liquidität sowie Minimierung der Verluste „abwettern“ könnten. Das Ausschöpfen von Ergebnismöglichkeiten in grundsätzlich attraktiven Marktsegmenten durch sich zurückziehende Anbieter biete sich parallel dazu an.

„Aggressivität der Kreditstrategie“ und „Risiko sich deutlich verschlechternder Makroökonomie“ sind die beiden Achsen des analytischen Modells, in das alle von Oliver Wyman analysierten Länder eingeordnet und damit Anfälligkeiten analysiert werden können. Der Einsatz von Scoring ist generell hoch in Westeuropa, aber die Art der Verwendung unterscheidet sich dramatisch zwischen Geographien und Banken.

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