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Unbeirrter Konsum der Amerikaner
Von Dr. Oliver Everling | 9.Juni 2008
„Wenn die amerikanischen Haushalte jetzt nicht sparen, werden sie wahrscheinlich nie mehr sparen“, sagt Brian Coulton, Manging Director Sovereign von Fitch Ratings Ltd. aus London. Coulton sprach auf der Global Banking Conference von Fitch Ratings in Frankfurt am Main zum „Global Economic Outlook“. Die durchschnittlichen Preise für Wohnimmobilien in den USA sind inzwischen unter das Niveau von 2005 gefallen.
Nimmt man die Beschäftigung des privaten Sektors als Maßstab, so lässt sich klar erkennen, dass die USA sich in eine Rezession bewegen wie zuletzt 2001. Der Beschäftigungsrückgang habe aber noch nicht das Ausmaß früherer Konjunkturabschwächungen erreicht. Die Frage sei daher, wie sich die Haushalte verhalten würden und damit Produktion und Beschäftigung beeinflussen. Während sich von den 1950er bis in die 1980er Jahre die Sparquote der US-Amerikaner stets zwischen 8 % und 12 % bewegte, sank sie seit Mitte der 1980er Jahre und erreicht heute 0 %.
„Die Amerikaner geben ihr gesamtes Einkommen für Konsum aus“, fasst Coulton zusammen. Fraglich erscheine nun, ob sich daran etwas ändere durch die Krise. Wenn die Sparquote jetzt ansteige, könne dies die Nachfrage negativ beeinflussen und damit die Rezession weiter verschärfen. Tatsächlich sieht Coulton dafür in den Statistiken noch keine Anzeichen. Selbst jetzt in der Kreditkrise würden die Amerikaner nicht zum Sparen übergehen, sondern weiter konsumieren. Im Chart der Sparquote bewegt sich die Kurve seitwärts bei Null Prozent. Nach einem Jahr Subprime-Krise und Immobilienpreisverfall schränken Amerikaner ihren Verbrauch immer noch nicht ein. Daher geht Coulton davon aus, dass die Amerikaner nicht kurzfristig zur Ersparnisbildung vergangener Jahrzehnte zurückkehren, sondern weiterhin konsumieren werden.
Sharon Haas, Managing Director in Fitch Ratings‘ Gruppe für Finanzinstitutionen, und Gruppenführerin verantwortlich für die Abdeckung nordamerikanischer Banken sowie Mitglied des Komitees der Ratingagentur für Hybridkapital, pflichtet ihrem Kollegen bei. „Ja, wenn Amerikaner jetzt nicht die Lektionen lernen, werden sie diese voraussichtlich nie lernen.“ In den meisten Fällen sei keine Entschuldung, sondern nur eine Umschuldung durch private Haushalten vorgenommen worden, indem teure Kredite aus Kreditkarten durch billigere Hypothekenkredite ersetzt worden seien. Eine Verminderung der Hypothekenverschuldung sei so nicht erreicht worden.
„Was für ein Kreditcrunch?“, fragt Coulton. Darlehen zu Konsumenten im Eurowährungsgebiet steigen weiter an, zeigt Coulton. Zugleich gehe aber das Konsumentenvertrauen in Deutschland zurück. Die Wirtschaftserholung in Deutschland sei vom Angebot getrieben, nicht durch den Konsum. Deutschland profitiert vor allem von dem Wachstum in den Schwellenländern.
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