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Lückenhafte Mittelstandsfinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 23.Juni 2008
Investitionsfinanzierungen mit Lebensversicherungen als Tilgungsersatz waren lange Jahre gängige Finanzierungspraxis. Das lang anhaltende Zinstief stürzt jetzt viele Mittelständler in Probleme, berichtet Unternehmerberater Carl-Dietrich Sander (http://www.cd-sander.de): Die bei Finanzierungsbeginn errechneten Ablaufsummen der Lebensversicherungen werden bei weitem nicht erreicht. Daraus resultiert eine Liquiditätslücke für den Mittelständler: Das Darlehen kann aus der Ablaufsumme der Lebensversicherung nicht vollständig zurückgezahlt werden.
„Jakob Werner (Name geändert) wollte seinen Augen nicht trauen: Seine Bank schrieb ihm, dass die vor 10 Jahren abgeschlossene Investitionsfinanzierung nach heutiger Hochrechnung eine Tilgungslücke von ca. € 100.000 zeitigen werde. Daher schlage die Bank vor, vierteljährlich € 2.500 zu tilgen, damit am Ende der Laufzeit der Kredit zurückgezahlt sei.“ So ein Beispiel von Sander.
„Der Hintergrund wurde Werner schnell klar, als er sich um das Thema kümmerte: vor 10 Jahren bei der Finanzierung erschien ihm die Konstruktion mit der Tilgungsaussetzung gegen Abschluss einer Kapitallebensversicherung sowohl steuerlich als auch aus Risikosicht attraktiv.“ Und seinerzeit kalkulierten die Versicherungen mit Durchschnittsverzinsungen von ca. 6 % p.a. Sander: „Aufgrund der lange niedrigen Kapitalmarktzinsen wurde dieser kalkulierte Satz aber schnell und dauerhaft nicht erreicht! Aktuell erwirtschaften Lebensversicherungen einen durchschnittlichen Zins von ca. 4 – 4,5 % p.a. – wobei der Zinssatz je nach Versicherung auch deutlich weiter streuen kann.“
Bei der 20jährigen Finanzierung von Werner wurde die Versicherungssumme mit ca. 67 % der Darlehenssumme angesetzt. Die Differenz sollte aus den Verzinsungen (Überschussanteilen) abgedeckt werden. Und genau das wird nicht mehr funktionieren. „Jakob Werner überlegt nun, wie er mit seiner Bank die Situation verhandeln wird. So „einfach“ weitere Beträge neben der Lebensversicherungsprämie aufzubringen, sieht seine Liquiditätsplanung nicht vor. Ein bisschen ärgert es ihn auch, dass die Bank sich jetzt erst meldet. Und: dass er nicht selber diese Entwicklung bemerkt und rechtzeitiger gegengesteuert hat.“
Der Neusser UnternehmerBerater Carl-Dietrich Sander weist daraufhin, dass es viele Jakob Werner im deutschen Mittelstand gibt – und dass manche dieses Problem noch nicht erkannt hätten. Deshalb stellt er eine Checkliste ins Internet, mit der jeder Mittelständler seine eigene „Tilgungslücke“ errechnen und dann handeln kann. Zu finden in www.cd-sander.de im „Aktuellen Thema“ oder als direkter Link „www.cd-sander.de/pages/02.aktuelles/01.aktuellesthema„.
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