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Nachhaltigkeitsrating im Einkauf

Von Dr. Oliver Everling | 14.April 2011

Deutsche Unternehmen stehen vor steigenden Beschaffungskosten für Rohstoffe und Engpässen bei Lieferanten. Der starke Aufschwung macht damit für 2011 Bedarfssicherung zu einem Topthema im Einkauf. In einer Umfrage des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland räumten die befragten Einkaufsmanager der Bedarfssicherung eine überdurchschnittliche Priorität ein.

Allen voran der Ölpreis sorgt bei Unternehmen für höhere Energie- und Produktionskosten. Aber auch für Preise bei Metallen wie Stahl, Aluminium oder Kupfer prognostizieren Experten eine anhaltende Verteuerung. Weiterhin arbeiten viele Lieferanten schon jetzt wieder an ihrer Kapazitätsgrenze. „Jeder fünfte Manager gab sich überzeugt, dass die Sicherung der Bedarfe im kommenden Jahr noch weiter an Bedeutung gewinnt“, fasst Michael Seifert, Einkaufsexperte bei D&B Deutschland, die Einschätzung der Einkaufsmanager zusammen. „Gründe liegen vor allem im weiterhin starken Aufschwung in Deutschland und der anhaltend hohen Nachfrage nach Rohstoffen aus Asien und allen voran den BRIC-Staaten mit China an der Spitze.“

Für die Unternehmen in Deutschland gehörten die letzten drei Jahre zu den herausforderndsten der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Innerhalb von 36 Monaten mussten sie auf eine schwere Krise reagieren und anschließend direkt einen konjunkturellen Aufschwung meistern. Die Unternehmen stoßen zusehends auf Schwierigkeiten, die rasch anwachsende Produktion mit den Kapazitäten der Lieferanten abzusichern. Um solchen Marktanforderungen gewachsen zu sein, erweist sich der Stellenwert des Einkaufs im Unternehmen zunehmend als wettbewerbsdifferenzierender Faktor.

Das zweite Topthema im Einkauf ist Nachhaltigkeit. Der Unterschied zur Bedarfssicherung ist marginal, auch ihr messen knapp drei von vier befragten höchste Priorität bei. Nachhaltiger Einkauf wird auch 2011 überdurchschnittlich an Bedeutung gewinnen, so das Ergebnis der Umfrage. Vorreiter sind die chemische und Pharmaindustrie. Ihnen folgen Banken und Versicherungen und an dritter Stelle stehen Unternehmen der Transport- und Logistikbranche. Sowohl die Gründe als auch die damit verbundenen konkreten Nachhaltigkeitsstrategien können bei diesen drei Industriezweigen nicht unterschiedlicher sein. Beachtenswert ist jedoch, dass nicht nur die rohstoff- und energieintensive chemische Industrie und die im Emissionsverruf stehende Transportbranche das Thema Nachhaltigkeit im Einkauf priorisieren, sondern auch der Dienstleistungsbereich hier Verantwortung übernimmt.

“Hinsichtlich der Bedeutung des Risikomanagements hat die Krise den Saulus zum Paulus gemacht. Die Umfrage 2010 bestätigt diesen Paradigmenwechsel. Waren vor der Krise noch über ein Drittel der Manager der Ansicht, Risikomanagement besitze nur eine geringe Bedeutung im Einkauf,” so D&B, “sind es jetzt weniger als zehn Prozent. Gleichzeitig bescheinigte vor der Krise nur knapp jeder fünfte dem Risikomanagement eine hohe Bedeutung – heute sind fast 80 Prozent der Überzeugung. Das Thema Risikomanagement verschwindet damit nicht wieder von der Agenda des Einkaufs.”

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