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S&P senkt Ausblick: Auftakt für eine „Schuldenkrise USA“?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 18.April 2011

Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat den Ausblick für US-Anleihen von „stabil“ auf „negativ“ heruntergestuft. Es ist ein Tabubruch und ein Schuss vor den Bug gleichermaßen. Zum ersten Mal stufte S&P den Ausblick für die USA auf „negativ“ herunter. Der Ratingagentur zufolge besteht ein erhebliches Risiko, dass die amerikanische Fiskalpolitik die mittel- bis langfristigen Herausforderungen nicht meistern wird. Sollte es zu keinen substanziellen Veränderungen kommen, verdienen amerikanische Staatsanleihen auf Dauer ihr „AAA“ nicht mehr. Im Klartext: Die USA leben nicht auf einer Insel der Glückseligkeit. Ähnlich wie die Fiskalpolitik in Europa, müssen auch die Amerikaner jetzt ihre Hausaufgaben machen.

Die Entscheidung von S&P verdient großen Respekt. Und sie ist folgerichtig. Den Ratingagenturen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, die USA in ihrer Beurteilung zu schonen. Gleichzeitig wurden die Bewertungen für die europäischen Krisenländer kräftig nach unten genommen. Beides passte auf Dauer einfach nicht zusammen.

Grund seien die im Vergleich zu anderen mit AAA bewerteten Ländern sehr hohen Budgetdefizite und ein unklarer Pfad zum Abbau der steigenden Staatsverschuldung. „Wir glauben, es gibt ein grundlegendes Risiko, dass die US- Politiker keine Einigung darüber erzielen werden, wie sie die mittel- und langfristigen finanziellen Herausforderungen bis 2013 angehen sollen“, heißt es in der Analyse von S&P. Dies würde die USA «wesentlich schwächer» dastehen lassen als andere AAA-Länder. Die US-Regierung kritisierte den Beschluss von S&P scharf.

Wie vergleichsweise schnell die Bestnote auch für große Wirtschaftsmächte verloren gehen kann, hat in der Vergangenheit das Beispiel Japans gezeigt. Im Jahr 2000 belief sich die japanische Staatsverschuldung auf 135% des BIP. Die Herabstufung von „AAA“ zu „AA+“ erfolgte durch S&P kurze Zeit später im Februar 2001. Zum Vergleich: Die US-Staatsverschuldung hat sich von knapp 55% im Jahr 2000 mittlerweile auf bereits rund 100% erhöht.

„Das könnte der Auftakt sein für eine «Schuldenkrise USA“, in jedem Fall ist es aber ein deutlicher Warnschuss“, sagte ein Börsenhändler der Agentur dpa-AFX. Dass eine US-Ratingagentur den Ausblick der Vereinigten Staaten derart kritisch einstufe, sei bemerkenswert. Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US- Staatsanleihen führen. Dies könnte laut Experten das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.

Die vergangenen Wochen waren in der US-Politik von einer erbitterten Budgetschlacht zwischen den Demokraten von US-Präsident Barack Obama und den Republikanern geprägt. Die Opposition will tiefe Einschnitte vor allem im Sozialwesen durchsetzen, um die Zunahme der Staatsverschuldung zu bremsen. In den kommenden zehn Jahren sollen die Defizite so um 5,8 Bio. Dollar sinken. Obama wandte sich entschieden gegen die Sparpläne der Konservativen und beharrt auf seinen Plan, der Kürzungen von 4 Bio. Dollar vorsieht.

Allein im laufenden Haushaltsjahr häufen die USA bis zu 1,65 Bio. Dollar neue Schulden an, rund 10 % des Bruttoinlandproduktes. Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit mehr als 14,2 Bio. Dollar. Das ist an der Wirtschaftsleistung gemessen das dickste Minus in der Staatskasse der größten Volkswirtschaft seit fünf Jahrzehnten. Bis spätestens Juli muss der Kongress die gesetzliche Schuldenobergrenze von 14,3 Bio. Dollar anheben, damit die USA zahlungsfähig bleiben. Allerdings ist die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetztes im Kongress wegen des Parteienstreits noch nicht in trockenen Tüchern.

Zieht die amerikanische Fiskalpolitik nicht bald die Ausgabenbremse, könnte der Verlust des „AAA“ in einigen Jahren wirklich Realität werden, sagt Andreas Rees, Chief German Economist bei UniCredit. Für das internationale Finanzsystem dürfte dies erhebliche Auswirkungen haben: Die amerikanische Staatsanleihe hätte ihre Rolle als sicherer Hafen verloren.

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