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Krisenanfällige Commerzbank

Von Dr. Oliver Everling | 22.August 2008

Bedingt durch die Finanzkrise ist der deutsche Verbriefungsmarkt ist im ersten Halbjahr 2008 deutlich eingebrochen, schreibt Finanzanalyst Karl-Heinz Goedeckemeyer in seiner jüngsten Studie. „Für die deutschen Großbanken und Immobilienbanken haben sich dadurch nicht nur die Möglichkeiten der Bilanzentlastung verringert, sondern auch der Spielraum fürs Neugeschäft, weil mehr auf die eigene Bilanz genommen werden muss. Stärker als die heimische Konkurrenz könnte die Commerzbank unter der Krise leiden, da sie durch ihre Tochtergesellschaft Eurohypo von der Krise an den Immobilienmärkten tangiert wird. Im ersten Quartal 2008 musste die Eurohypo wegen größerer Abschreibungen einen Vorsteuerverlust von 222 Mio. Euro hinnehmen.“ Falls sich die Immobilienkrise weiter verschärft und der deutsche Verbriefungsmarkt sich auch in den Folgequartalen nicht erholt, könnte die Real Estate-Tochter zum Problemfall der sich ansonsten gut entwickelnden Bank werden.

Vor einigen Jahren wurden von Banken vergebene Kredite noch in deren Büchern gehalten. Sind Kredite ausgefallen, musste die Bank die Verluste als Gläubiger selbst tragen. Mit der Verbriefung von Kreditrisiken wurde es möglich, dass Investoren aus allen Teilen der Welt lokale amerikanische Hypotheken kaufen können. Amerikanische Banken, Hypothekeninstitute vergaben in den letzten Jahren großzügig Kredite, da sie diese über eine strukturierte Finanzierung in Form von hypothekenbesicherten Wertpapieren an Banken, Hedge- und Pensionsfonds oder Versicherungen weiterreichen konnten. Somit wurden diese Produkte über die ganze Welt verteilt und unter anderem auch an deutsche Landesbanken und Großbanken weitergereicht. Kreditverbriefungen haben gemein, dass Kredite samt ihren Risiken aus den Büchern der Bank heraus an Investoren veräußert und handelbar gemacht werden.

„Banken haben auf Grund von nicht perfekt funktionierenden Kapitalmärkten mehrere Motive, um sich im Verbriefungsmarkt zu engagieren und als Verkäufer von ABS, MBS und CDOs aufzutreten. Viele Experten sehen bei Banken das Hauptmotiv für den Kreditrisikotransfer und die Verbriefung in regulatorischer Arbitrage. So bietet die Verbriefung das Potenzial die Refinanzierungskosten zu senken“, urteilt Goedeckemeyer.

Die Ratingeinstufungen der einzelnen Kredite oder Kreditportfolien sind bei der Verbriefung unabhängig von dem Rating der Bank, erläutert Goedeckemeyer. Hierdurch können die Kredite besser bewertet werden als die Bank selbst und sind damit günstiger zu finanzieren. Zweitens kann eine Bank über Aktivitäten im Verbriefungsmarkt ihre Einnahmequellen diversifizieren, mehr Gebühren für Dienstleistungen erheben und sich breiter positionieren, um Schwankungen in der Marktlage einzelner Segmente auszugleichen. Ein drittes Argument beruht auf dem Risikomanagement und dem tatsächlichen Transfer von Kredit- und Zinsrisiken zu Investoren. Zudem führt der Verkauf von Krediten zu einer Reduzierung der Risikoaktiva, womit Banken ihre Eigenkapitalvorsorge entsprechend verringern können.

Banken mit Klumpenrisiken in ihren Büchern, die aus einer regional oder sektoral begrenzten Tätigkeit resultieren, können durch den Handel mit Krediten ihr Portfolio besonders gut bereinigen. Werden durch den Verkauf Kosten gesenkt oder die erlösten Mittel mit höherem Ertrag reinvestiert, führt dies zu steigenden Gewinnen der Bank. Entscheidend für die Asset Quality sind die ökonomische Auswirkungen der Verbriefung (Struktur, übertragene Risiken, behaltene Risiken). Werden jedoch nur „Katastrophenrisiken“ übertragen, werden Verbriefung bei Ratingagenturen wie S&P wie Finanzierungen behandelt.

Laut der KfW war die Entwicklung auf dem deutschen Verbriefungsmarkt im zurückliegenden 2007 wesentlich durch die im Sommer aufgetretene Finanzmarktkrise beeinflusst. Während im ersten Halbjahr noch eine rege Verbriefungstätigkeit zu verzeichnen war und der deutsche Verbriefungsmarkt an die positive Entwicklung der vergangenen Jahre anknüpfen konnte, war es im zweiten Halbjahr nur noch unter erheblich erschwerten Bedingungen möglich, Verbriefungen durchzuführen. Aufgrund des schwierigen Marktumfelds wurden die Transaktionen überwiegend privat platziert. Das verbriefte Kreditvolumen fiel im Jahr 2007 von 67 Mrd. EUR im Jahr 2006 auf knapp 42 Mrd. EUR zurück. Die Zahl der Transaktionen verringerte sich von 54 im Jahr 2006 auf 38 im Jahr 2007.

Im ersten Halbjahr 2008 war das Geschehen auf dem deutschen Verbriefungsmarkt weiterhin von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise geprägt. Das in acht Transaktionen verbriefte Kreditvolumen betrug lediglich 7,7 Mrd. EUR. Bei den verbrieften Assetklassen handelt es sich um Auto-ABS , Consumer-ABS und KMU-CLOs. Goedeckemeyer: „Die relativ geringen Aktivitäten im ersten Halbjahr 2008 resultieren auch daraus, dass RMBS in Deutschland auch aufgrund des weit entwickelten Pfandbriefmarktes niemals den Stellenwert hatten wie beispielsweise in Spanien und Großbritannien.“

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