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Energieversorger und Nachhaltigkeit – von Energiewende keine Spur
Von Jian Ren | 1.November 2011
In ihrer aktuellen Branchenanalyse hat die Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research 154 Unternehmen der sogenannten Utilities-Branche analysiert,darunter Versorger mit einem umfassenden Leistungsangebot in den Bereichen Energie und Wasser sowie reine Netzbetreiber. Unter den Netzbetreibern erzielten die italienische Terna Rete Elettrica Nazionale, die portugiesische Holding REN – Redes Energéticas Nacionais sowie das spanische Unternehmen Red Eléctrica Corporación auf einer Notenskala von A+ (beste Note) bis D- jeweils mit B+ die besten Platzierungen. Bei den Energie- und Wasserversorgern erreichten jeweils mit der Note B der brasilianische Konzern EDP – Energias do Brasil, der französische Versorger Suez Environnement und das portugiesische Unternehmen EDP – Energias de Portugal die beste Gesamtwertung. Die deutschen Versorger RWE und E.ON erreichten Rang 31 bzw. Rang 42. Beide Unternehmen konnten sich nicht für den oekom Prime Status qualifizieren. Die durchschnittliche Note aller analysierten Unternehmen liegt bei D+.
oekom research hat die Analyse dieser Schlüsselbranche für eine nachhaltige Entwicklung in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Von den aktuell untersuchten 154 Unternehmen aus mehr als 20 Ländern konnten sich nur 51 (33,1%) für ein umfassendes Rating qualifizieren. Die anderen 103 Unternehmen zeigten zu wenig Engagement für Nachhaltigkeit oder zu wenig Transparenz über entsprechende Maßnahmen. 20 Unternehmen (13,0%) wurden für ihr Nachhaltigkeitsmanagement mit dem oekom Prime Status ausgezeichnet. Wichtigste Themen bei der Bewertung waren die Maßnahmen zum Klimaschutz und der Ausbau der erneuerbaren Energien, die sichere Versorgung aller Teile der (Welt)- Bevölkerung, ein faires Wirtschaftsverhalten, der umweltverträgliche Betrieb von Anlagen und die Sicherheit der Mitarbeiter.
Beim Klimaschutz mangelt es nach wie vor an ambitionierten Zielen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Problematisch ist, dass einige Energieversorger weiterhin stark auf den Ausbau der unsicheren Atomenergie und auf wenig ausgereifte Verfahren wie die Abscheidung und unterirdische Speicherung von CO2 (CCS) setzen. Positiv bewertet oekom research dagegen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Energieumwandlung sowie den Ausbau erneuerbarer Energien. „Ein wirklicher Ruck ist hier aber noch nicht durch die Branche gegangen“, sagt Susanne Marttila, branchenverantwortliche Analystin bei oekom research. „Viele Unternehmen halten noch zu stark an alten Strukturen und konventionellen Energieträgern fest. Zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der dafür notwendigen Anpassung der Netze sollten die Konzerne aber neue Wege gehen“. Besonders gut bewertet oekom research die Strategien und Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien bei Dong Energy (DK) und EDP – Energias de Portugal. Angesichts der Bedeutung von Energie und Wasser für die Grundversorgung stehen die Versorger in der Verantwortung, diese auch für benachteiligte Bevölkerungsgruppen bereit zu stellen. Dazu gehören spezielle Programme und Tarife für finanziell schlechter gestellte Kunden. Besonders in Entwicklungsländern können die Versorger einen großen Beitrag leisten, um den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern. Hier zeigt der französische Wasserversorger Suez Environnement ein vergleichsweise großes Engagement. Eine große Rolle spielt auch der Technologie-Transfer, denn gerade durch strategische Kooperationen können erneuerbare Energiequellen in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgebaut werden. Unter anderen hat hier der schwedische Konzern Vattenfall fortschrittliche Initiativen ergriffen.
Nicht nur im Kraftwerksbetrieb, sondern auch in den Bereichen Abfallentsorgung und Netzbetrieb sind die Mitarbeiter hohen Risiken ausgesetzt. Daher sind die Umsetzung von umfangreichen Arbeitssicherheits- und Gesundheitsstandards sowie die Senkung der Unfallrate auf ein niedriges Niveau besonders relevant. 45 der 51 bewerteten Versorger mussten in den vergangenen drei Jahren tödliche Arbeitsunfälle innerhalb der eigenen Belegschaft bzw. bei Mitarbeitern von Subunternehmern verzeichnen.
Die konkreten Ziele und Gesetze vieler Länder zum Ausbau der erneuerbaren Energien, zur Energieeffizienz sowie zum Umwelt- und Klimaschutz stellen die Branche vor große Herausforderungen. „Diese Veränderungen können viele Unternehmen zu Investitionen in umweltund sozialverträgliche Technologien und einige sogar zur grundsätzlichen Umstellung ihrer Geschäftsmodelle zwingen“, fasst Susanne Marttila die Situation in der Branche zusammen. „Wer jetzt noch nicht angefangen hat, sich aktiv mit den Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen, sieht sich großen wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt.“
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