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Wird Deutschlands Exportstärke wieder zum Fluch?
Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2011
Wird Deutschlands Exportstärke wieder zum Fluch? Mit dieser provokanten Frage widmet sich Dr. Georgi Tsertsvadze von der Feri EuroRating Services auf der 24. Feri Herbsttagung den Branchenperspektiven in Deutschland und in Europa. Wie angesichts der aktuellen Krise im Eurowährungsraum kaum anders zu erwarten, war die Herbsttagung unter der Generalfragestellung „Verunsicherung als Dauerzustand?“ wieder sehr gut besucht.
Tsertsvadze macht in seinem Vortrag klar, dass für alle Staaten der Eurozonedie Abhängigkeit von Asien deutlich steige. Der Exportanteil der Eurzone sei rückläufig, berichtet Tsertsvadze. Während die Eurzone in allen Branchen rückläufig erscheint, gewinnt Asien insbesondere im Maschinenbau, Elektroindustrie, Automobilbau und Verarbeitendem Gewerbe, gefolgt von der Chemieindustrie und Gummi und Kunststoffe, während die Metallerzeugung auf gleichem Niveau verharrte.
Hohe Innovationskraft führt zu wettbewerbsfähigen Produkten und einer stärkeren Preisüberwälzungsmacht, sagt Tsertsvadze. „Deutschland hat die Exportchancen genutzt und wird sie weiter nutzen“, zeigt Tsertsvadze auf. Er weist auf einen Zusammenhang zwischen Forschungs- und Entwicklungsaufwand (Anteil der Ausgaben an der Wertschöpfung) und Exportzuwachs und Preissteigerung hin. Deutschland sei besser als andere Länder in der Lage gewesen, durch mehr Forschung und Entwicklung den Export zu steigern und höhere Preise durchzusetzen.
Interessant ist die Analyse von Tsertsvadze, dass China klarer Wachstumstreiber geworden sei. So zeige sich eine klare Korrelation von Produktionswachstum und Anteil der Exporte nach China. „Es kommt nur darauf an, was China macht“, sagt Tsertsvadze. Früher habe man zu den USA hinübergeschaut und analysiert, heute dagegen laufen die USA nur noch nebenher.
Das Wachstum in Schwellenländern bleibe weiterhin robust, werde aber schwächer, zeigt Tsertsvadze anhand der Entwicklungen von BIP-Wachstum und Import-Wachstum in den BRIC-Staaten. Die Investitionsgüterbranchen blieben exportstark, jedoch nehme die Dynamik ab.
In allen großen Märkten zeigen die Linien der Neuzulassungen nach unten. Hier zeige sich die weltweit nachlassende Dynamik bei Autoverkäufen. Die Nachfrage aus den Nicht-Euroländern wiedersetze sich aber den Trend. So haben sich die Auftragseingänge aus dem Ausland verbessert.
Tsertsvadze lässt wenig Hoffnungen, dass in Italien der Automobilbau noch gesteigert werden kann. Das Produktionswachstum gehe hier gegen Null, während Deutschland noch deutliche Steigerungen aufweise. Der Aufschwung sei im Maschinenbau erwartungsgemäß mit Verspätung angekommen, sowohl nach Kapazitätsauslastung als auch nach Auftragsbestand. Einen Knick bei den Aufträgen werde man nicht sofort sehen, aber nächstes Jahr sei mit einer Abkühlung zu rechnen. Für 2012 sieht Tsertsvadze ein Produktionswachstum im Maschinenbau und in der Elektronindustrie von rund 4 % voraus.
„Die aktuelle Lage in der deutschen Industrie ist noch gut“, sagt Tsertsvadze. Allerdings mehren sich die Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung im Jahr 2012. Kapazitätsauslastung und Produktion sei schon seit einigen Monaten in den Vorleistungsgüterbranchen schwach. Die Investitionsgüterbranchen seien noch mit guter Auslastung und Produktion gesegnet; die Abkühlung sei aber in Sicht. „Die Konsumgüterbranchen wachsen moderat und sorgen für ein stabiles Fundament der wirtschatlichen Entwicklung. Das Baugewerbe setzt positive Impulse für das Wirtschaftswachstum“, fasst Tsertsvadze zusammen.
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