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Euro-Sollbruchstelle „Italien“
Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2011
„Lassen Sie mich erläutern, wie eine solche Konferenz zustande kommt“, führt Werner Hedrich, CEO Deutschland und Österreich des Research-Hauses und Ratingagentur Morningstar, in die „Morningstar Investment Konferenz 2011″ in Frankfurt am Main ein. Hedrich spricht das Problem an, praktisch schon im Frühjahr entscheiden zu müssen, mit welchen Themen sich die Konferenz im Herbst befassen soll.
„Wir hätten es uns nicht vorgestellt, dass die Schuldenkrise mit dieser Dramatik komme“, räumt Hedrich ein. Das Thema Schuldenkrise stand aber schon vor Monaten klar im Mittelpunkt. „Schuldenkrise, Konjunktur, Finanzmärkte – wohin geht die Reise 2012?“ Mit dieser Frage befassten sich Dr. Jörg Kramer, Chefsvolkswirt der Commerzbank AG und Dr. Martin Hüfner, Chef Exonmicst der Assenagon Gruppe in ihren Vorträgen bei Morningstar.
Hedrich stellt in seiner Einführung die Frage nach den Konsequenzen einer verkleinerten Eurozone besonders heraus. Der Euro habe Deutschland Vorteile in den Außenwirtschaftsbeziehungen gebracht. Hedrich zitiert den früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer, der sich klar für das Erbe der Vorgängerregierung eingesetzt habe, denn nur mit einem großen Eurowährungsraum habe Europa auch international Verhandlungsmacht.
Anne E. Connelly, European Marketing Director, Morningstar Europe Ltd., führt als Gastgeberin der Veranstaltung Krämer ein, der gleich zur Sache kommt: Er erwartet – nach der bereits erfolgten Zinssenkung – noch eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank auf 1 %. Zur Staatsverschuldung ebenfalls eine klare Ansage: „Es wird schlimmer, bevor es besser wird.“
Krämer kommt auf die „Sollbruchstelle Italien“ zu sprechen. Der „Ease of Doing Business Index“ der Weltbank, der Korruptionsanfälligkeit, Arbeitsweise der Behörden usw. misst, zeigt ein eindeutiges Bild. Griechenland weist die schlechtesten Werte auf, gefolgt von Italien und Spanien. Die besten Werte erreichen demgegenüber Irland, Finnland und Deutschland.
„Die Probleme liegen tief in den Strukturen der Volkswirtschaften“, sagt Krämer. Daher seien Änderungen so schwierig. Nur Irland senkt sein Defizit wie versprochen. Krämer zeigt auf, dass Griechenland nicht nur nichts erreicht habe, sondern sogar in die falsche Richtung marschiert sei. Auch Portugal habe nicht einmal die Hälfte der versprochenen Defizitreduktion erreicht. Irland habe sehr gute marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen und habe daher das Ziel erreicht.
„Der Mann auf der Straße lehnt mehrheitlich die Hilfspolitik zugunsten der Peripherieländern ab“, berichtet Krämer aus Befragungen. In Deutschland und Finnland sei schon heute zu sehen, dass Regierungen darauf reagieren. Die Glaubwürdigkeit der Hilfspakete sei daher nicht gegeben, denn es sei nicht auszuschließen, dass die Regierungen von ihren Hilfeversprechen wieder abrücken. „Das ist ein Stolperstein“, warnt Krämer.
Der Schuldenerlass für Griechenland sei zwar groß, aber der verbleibende Schuldenstand würde auch nach Schuldenerlass noch so groß bleiben, dass die Handlungsfähigkeit der Regierung nicht wiederhergestellt sei.
Die Italiener haben noch eine starke industrielle Basis, deutsche Maschinenbauer könnten davon berichten, sagt Krämer. Die Staatsverschuldung sei dennoch zu hoch. Italien habe privaten Reichtum und öffentliche Armut. Die „Feuerkraft“ des Rettungsfonds werde nicht ausreichen, um die Löcher durchzufinanzieren. Auch wenn nicht mehr direkt Kredite vergeben werden und die Peripherieländer auf Basis einer Teilversicherung selbst als Emittenten tätig werden, könnte zwar ein Hebeleffekt genutzt werden, aber die Frage bleibe, ob Anleger in großem Umfang teilversicherte Anleihen kaufen würden.
„Ich neige zur Vorsicht. Wir haben es mit einem Glaubwürdigkeitsproblem zu tun“, so die Quintessenz aus Krämers Vortrag. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man auch mit mündelsicheren Papieren mehr als 20 % verlieren kann.“
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