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Unrealistisches Hilfspaket für Griechenland

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

„Dem 2. Hilfspaket für Griechenland liegt eine völlig unrealistische wirtschaftliche Projektion zugrunde“, sagt Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Angermann sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen. Griechenland bleibe unter Berücksichtigung aller ökonomischer Indikatoren in der Abwärtsspirale gefangen.

Ein Euro-Austritt Griechenlands erhöhe das Wachstumspotenzail des Landes, zeigt Angermann anhand des Vergleichs der Wachstumsraten mit und ohne Euro als Währung Griechenlands. Kurzfristig werde Griechenland aber in eine noch tiefere Rezession fallen, wenn Griechenland austrete, denn die wirtschaftliche Neuorientierung würde Zeit benötigen. Da damit politisch kurzfristig nicht zu rechnen sei, müsse mit der Folge eines erneuten Zahlungsausfalls gerechnet werden. Diese eröffne dann aber die Möglichkeit einer tragfähigen Entwicklung, so das Urteil des Länderexperten.

Es gibt aus Sicht von Angermann drei mögliche Szenarien für Griechenland: Szenario 1 umfasse die Umsetzung des 2. Hilfspakets wie beschlossen; Szenario 2 den Austritt aus der Währungsunion, Staatsschulden bleiben in Euro notiert; und das Szenario 3 den Austritt aus der Währungsunion, zusätzlich Umstellung der Staatsschulden auf nationale Währung und Aussetzen der Zinszahlungen für die kommenden 10 Jahre.

Die Schuldenkrise stehe vor der Entscheidung, so Angermann. Das positive Szenario würde eine Lösung der Griechenland prolbmatikumfassen, Aufstockung des ESM (ab Mitte 2012) mit weiteren Hilfsprogrammen vor allem für Portugal, gelingende Bankenrekapitalisierung, gegebenenfalls mit staatlichen Mitteln, Fiskalpaket zur wirksamen Überwachung der nationalen Haushaltspolitiken, gegebenenfalls Einführung von Eurobonds und temporäre Flankierung durch die EZB. Diesem positiven Szenario der Auflösung der Unsicherheiten und positivem Konjunkturimpuls misstAngermann eineWahrscheinlichkeit von 60 % bei.

Dementsprechend muss mit 40 % Wahrscheinlichkeit mit dem Eskalationsszenario gerechnet werde, wenn kein Vertrauen in eine nachhaltige Lösung des Griechenlandproblems geschaffen werden könne und Angst vor einem Schuldenschnitt in Portugal entstehe. Politikversagen und mangelnde Rettungsfunktion der EZB wären Elemente dieses Szenarios anhaltender Unsicherheit in Märkten und im Finanzsystem.

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