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Was kann Kreditmediation leisten?
Von Dr. Oliver Everling | 20.April 2012
„Was kannKreditmediation leisten?“ Dieser Frage geht Prof. Dr. Winfried Schwatlo, FRICS, der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, auf der Tagung „Kreditmediation – tragfähige Brücke für den Mittelstand und seine Banken in stürmischen Zeiten“ nach. Die Tagung wurde von der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit auf der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach durchgeführt.
Was haben Ulla Schmidt, Christian Wulff und Philipp Hildebrand gemeinsam? Sie haben nicht gegen ihre Regelvorgaben verstoßen, sind also durchaus im „Recht“, und sind doch in einen Konflikt geraten, weil sie nicht richtig gehandelt haben, meint Schwatlo – allerdings vorbehaltlich der Ergebnisse der teils noch laufenden Prozesse.
Compliance sei ein Ausdruck für Regeltreue und der moderne BWL-Begriff für die Einhaltung von Gesetzen und Regeln durch Unternehmen. Ethik beschäftige sich mit dem menschlichen Handeln und der Begründbarkeit (d.h. der Moral) des Handelns. Es gehe bei Ethik nicht um eine Philosophie (Wissenstheorie), sondern um die konkrete Anwendung einer verantwortbaren Praxi. Das seien gesellschaftlich akzeptierte Werte. Schwatlo gibt Bestechungsgelder als Beispiel: Früher akzeptiert und steuerlich absetzbar, würden sie heute Straftaten begründen.
Schwatlo sieht Chancen für Kreditmediation in dem Trend von Compliance zu Ethik. „Was wir eigentlich erreichen wollen, ist eine gelebte Wertekultur“, sagt Schwatlo, „eine andere Streitkultur und damit ein anderes Bankenimage.“
Schwatlo zeigt verschiedene Ethikansätze auf, angefangen bei Emanuel Kant (1785) mit dem kategorischen Imperativ, den Ethikansatz des Utilitarismus von Jeremy Bentham (1789) bis zur Ethiklehre der Tugendethik von Elisabeth Anscombe (1958). Ethik sei immer konkret, so dass Entscheider unweigerlich gefordert seien, urteilt Schwatlo. Es gebe keine simplen Rezepte und nicht nur schwar oder weiß – hier setze Kreditmediation an.
Schwatlo gibt Tipps für den Entscheidungsalltag: Ohne genaue Problemerfassung gebe es keine Chance auf die nachhaltig vertretbare und „gesellschaftlich akzeptierte“ Entscheidung. „Erkenne unterschiedliche Interessen, versuche diese auszugleichen und finde dieses Ergebnis wiederum durch intensive Kommunikation!“ Fragen würden helfen. „Könnten Sie Ihre Entscheidung mühelos Ihrer Familie und Ihren Freunden klar machen? Würden Sie sich noch wohl fühlen, wenn über Ihre Entscheidung und die Hintergründe dazu in der Presse berichtet würde?“ Die Finanzbranche kämpfe mit dem Wertewandel und den modernen Compliance-Ansprüchen in der Gesellschaft.
Eskalation bedeute, dass Schäden durch Kreditausfälle und Streit zwischen Bank und Investor oft sinnlos ausufern. Durch den Einsatz von Mediationstechniken kann ein erfahrener Mediation die „Schraube“ umdrehen, sogar umgekehrt ein für alle Beteiligte wünschenswertes Ergebnis bewirken.
Schwatlo gibt verschiedene eindrucksvolle Beispiele für eskalierende Streitfälle, an deren Anfang sogar außergewöhnliche Glücksfälle wie ein Millionengewinn im Lotto stehen können, mit dem absurden Ergebnis eines weit um sich greifenden Streits mit vielen Beteiligten.
Verhärtung, Debatten und Polemik, Bruch der Beziehung, Einbezug Dritter und Gesichtsverlust ließen sich durch Kreditmediation in der Beziehung zwischen Bank und Kunde vermeiden. Der Einsatz mediativer Techniken spart Banken und Kunden eine Vielzahl von Kosten – zu denken sei beispielsweise an die Kosten von Maklern, Bewertern und Anwälten, wenn Sicherheiten verwertet werden, statt eine einvernehmliche Lösung zu finden.
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