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Notenbanken erreichen wenig

Von Dr. Oliver Everling | 5.Juli 2012

Bei der Pressekonferenz der Edmond de Rothschild Asset Management in Frankfurt am Main zeigt sich Dr. Rupert Hengster mit dem Erreichten zufrieden: Trotz Start mit Null Kunden und Null Geschäftsvolumen habe man Ziele zum Teil sogar übererfüllt – und dies vor dem Hintergrund der schwierigen Marktsituation.

Auf Einzelheiten des Investmentausblicks kommt Philippe Uzan zu sprechen, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management in Paris. „Wir sind positiver bezüglich des Finanzsektors in den USA, denn wir sehen Zeichen, dass sich der Weg der Krise verändert.“ Auch kehre der Risikoappetit zurück. Zwar habe es Enttäuschungen gegeben, aber da bei Rentenpapieren die Zukunft stets auch von der Vergangenheit bestimmt werde, mache es die Prognose einfach: Je niedriger die Zinsen, desto geringer das Upside- und desto höher das Downside-Potential. Uzan spricht von den Anlegern, die nun ein Bedürfnis nach Absicherung entwickeln. Goldminen seien eine große Enttäuschung gewesen. „Wir finden Wert und Wachstumspotential in den Erträgen bei einigen dieser Unternehmen.“

Thomas Gerhardt, Head of Emerging Market Equities, Edmond de Rothschild Asset Management, fügt seine Analyse der Emerging Markets hinzu. „Der richtige Weg, Emerging Markets zu kaufen, muss zwischen direktem Engagement in Werten aus diesen Ländern oder indirekt bei BMW oder Louis Vuitton gesucht werden.“ Gerhardt ist mit Blick auf China überzeugt, dass sich die Wachstumsqualität verändere. Es gehe immer noch mit ca. 7 oder 8 % Wachstum in China weiter, nicht mehr mit 10 % oder mehr, aber in anderer Qualität.

„Heute werden Rohstoffe fast wie toxisch behandelt“, sagt Gerhardt und sieht lediglich einen Adjustierungsprozess. Die schwächere Nachfrage aus China sei eingepreist. Man werde jetzt nicht noch einmal eine Flutung der Märkte mit Geld sehen. Die Inflationsraten gingen in allen Emerging Markets nach unten, daher würden sich Möglichkeiten zur Stimulierung bieten.

„Wir haben eine politische Änderung, einen Regierungswechsel auch in China.“ Gerhardt geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass manche Maßnahmen erst in der zweiten Jahreshälfte ergriffen werden. Mit der Ausnahme von Indien werden in den meisten Ländern die niedrigeren Inflationsraten auch mit fallenden Zinsen beantwortet. „Die Regierungen sind in der Lage, auch Stimulusprojekte aufzulegen. Man kann und will schächerem Wachstum entgegensteuern.“

Beispiel Reifenhersteller: „Reifenhersteller hatten ein sehr gutes Umsatzwachstum, aber auch ein Problem mit den Rohstoffpreisen. Nun sind die Rohstoffpreise zum Teil um 20 bis 50 % gefallen. Für die Gewinnentwicklung ist das richtig gut.“ Gerhardt versichert, dass die Fondsmanager alles tun würden, um von dieser Entwicklung zu profitieren.

Das Investmentuniversum verbreitere sich, so Gerhardt. Länder wie Mexiko, Philippinen oder Kolumbien stünden heute wesentlich besser dar als noch vor Jahren. Damals habe man noch einen sehr starken Fokus nur auf Brasilien, Russland, Indien und China gehabt. „Heute wird der globale Emerging Market Fonds nachgefragt.“

Länderindizes reflektieren sehr unterschiedlich das Wachstum der Länder. Zwar gebe es auf globaler Sicht eine große Korrelation, aber die größte Frustration gebe es in China. Das Gewinnwachstum der Unternehmen in China hinke deutlich hinterher, noch stärker die Aktienindizes: Das Wirtschaftswachstum in China sei wesentlich höher gewesen, als es in den Indizes zum Ausdruck gekommen sei. „Konnte man vom Wachstum in China als Investor profitieren: Eigentlich nein.“

Gerhardt spricht sich dafür aus, sowohl direkt als auch indirekt das Investment in Emerging Markets zu suchen und gibt BMW als Beispiel, denn diesem Unternehmen sei es gelungen, ihr Geschäft in Emerging Markets zu entwickeln. Gerhardt warnt vor der Vorstellung, mit Infrastrukturunternehmen international zu profitieren: Diese seien immer noch lokal aufgestelllt.

Die meisten Banken in den Emerging Markets hätten immer noch 25 % Kreditwachstum. Hier sei es eher ein regulatorisches Problem, dass der Regulator die Zinsmargen reduzieren will, so zum Beispiel in Brasilien. Auch in China waren die Zinsen bisher streng reglementiert, nun werde mehr Wettbewerb zugelassen.

Durch Olympia und die Fußballweltmeisterschaft erhalte Brasilien einen positiven Impuls: Das schöne an solchen Projekten sei, dass sie zu einem bestimmten Termin fertig sein müssten. Daher werde eines der wichtigstsen Probleme in den Emerging Markets überwunden, nämlich die lähmende Bürokratie. Viele Unternehmer könnten viel mehr für ihr Land tun, wenn sie nicht durch politische Prozesse aufgehalten würden, die hinter Genehmigungen usw. stehen würden. Im Falle von Brasilien schließt Gerhardt nicht aus, dass der volkswirtschaftliche Wachstumsimpuls mit bis zu 2 % zu bessen sein könnte.

CIO Uzan erwartet für die USA ein Wachstum von 2 %, während Europa im globalen Vergleich die größte Enttäuschung erwarten lasse. Besorgniserregend sei für die zweite Jahreshälfte in den USA die Entwicklung der Nachfrage nach Investitionsgütern. Im November gebe es die Wahlen. Manche Order würden zurückgestellt, um Entscheidungen abzuwarten. Während der öffentliche Sektor Arbeitsplätze zerstöre, würden durch den privaten Sektor immer mehr Arbeitsplätze geschaffen, stellt Uzan fest.

In Italien und Spanien sieht Uzan die Umsetzung von Reformen, aber die ursprüngliche Agenda funktioniere immer noch nicht. Mit einem sehr geringen Wachstum würden diesen Ländern die Kosten davonlaufen. Es gehe darum, den Teufelskreis der Abhängigkeiten zwischen Banken und Staaten zu brechen. Die Rekapitalisierung der Banken sei ein wichtiger Punkt. Uzan spricht von Implementationsrisiken, inwieweit die gegebenen Zusagen gehalten würden.

„Die meisten Zentralbanken verfolgen eine sehr unterstützende Politik, doch die Wirkung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft erweist sich in den meisten Industrieländern als weniger effizient als in früheren Konjunkturzyklen“, warnt Uzan. Der Abbau der Staatsschulden treffe Europa hart. Daher bestehe die Gefahr, dass die Eurozone insgesamt in eine Rezession abgleite – trotz der Widerstandskraft der Länder, deren Haushalte nicht saniert werden müssen.

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