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Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen
Von Dr. Oliver Everling | 12.September 2012
Im Hause der Credit Suisse werden Rohstoffe als Fluchtpunkt in Zeiten tiefer Zinsen diskutiert. Tobias Merath, Head Commodity Research bei der Credit Suisse, erläutert den analytischen Rahmen für Rohstoffmärkte, der sich aus technischer Analyse, Bewertung, Lagerbestandszyklus und Investitionszyklus ergibt. Die Technische Analyse konzentriert sich auf Momentum und Trend. Das Fair Value Modell der Credit Suisse stellt einen theoretisch fundierten und statistisch robusten Analyserahmen zur Verfügung, um Aussagen über die Bewertung in den einzelnen Märkten zu machen. Vorlaufindikatoren helfen die Position imm Konjunkturzyklus zu bestimmen, denn Lagerbestände sind ein Poryxy für die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Rohstoffpreise verhalten sich in den verschiedenen Phasen des Konjunkturzyklus unterschiedlich, sagt Merath. Lagerbestände und Investitionen in die Produktionskapazitäten beeinflussen die Empfindlichkeit der Preise auf konjunkturelle Veränderungen.
Merath sieht eine große Diskrepanz zwischen den Sektoren, denn bei Sojabohnen, Silber, Weizen und Korn seien – gemessen an den Standardabweichungen vom Fair Value – Überbewertungen zu sehen. Umgekehrt sehen Nickel, Aluminium, Kupfer und Benzin billig aus. Das Umfeld bleibe aber, betrachtet man den Zyklus, schwierig, wenn auch technisch gesehen eine Verbesserung des Chartbildes zu erkennen sei. Nach einer längeren Phase der Korrektur und der Seitwärtsbewegung sei jüngst wieder Bewegung in die Edelmetallpreise gekommen. Das Anlegerinteresse an dem Sektor steige wieder, sagt Merath. Sowohl physisch hinterlegte ETFs als auch Futures- und Optionsmärkte registrieren erneute Zuflüsse. Das Bekenntnis der großen Zentralbanken zr gegenwärtigen Niedrigzinspolitik spiele hier eine wichtige Rolle, zeigt Merath auf. „Mittlerweile haben die Preise wichtige, technische Marken nach oben überschritten. Der Goldpreis ist aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen“, berichtet Merath. „Mit Ausnahme von Silber sind die Edelmetallpreise nicht überbewertet. Vor allem bei Gold und Platin ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.“
Nach einer längeren Aufwärtsbewegung haben sich die Ölpreise in letzter Zeit wieder seitwärts bewegt. „Allerdings ist davon auszugehen,“ schränkt Merath ein, „dass dies noch nicht das Ende des Preisanstiegs darstellt.“ Auf der Angebotsseite habe das Produktionswachstum wohl seinen Höhepunkt erreicht. Die physische Nachfrage sei saisonal bedingt noch recht stark. Das Marktgleichgewicht enge sich weiterhin ein. Merath kmmt auf die geopolitischen Risiken zu sprechen, die nach wie vor ein wichtiger Treiber für die Ölpreisentwicklung seien. Merath sieht diese Risiken aber eingepreist. „In den nächsten Monaten dürften die Ölpreise moderat weitersteigen. Allerdings dürfte die Bewertung dem Preisanstieg ab einem gewissen Punkt Grenzen setzen.“
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