« Auswirkungen des Sovereign Risk auf die Bankenstabilität | Home | Denominierungsrisiken belasten Bankenrefinanzierung »
Denominierungsrisiken belasten Bankenrefinanzierung
Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2012
Der Wandel der Intermediationsfuntion der Banken steht im Mittelpunkt der Antworten auf die Frage nach ihrer zukünftigen Rolle in der Wirtschaftsfinanzierung. „Eigenkapital wird immer wichtiger, das ist ein Trend, der zu Verschiebungen führt“, sagt Dirk Schumacher von Goldman Sachs dazu auf dem TSI Kongress 2012 in Berlin. Schumacher diskutierte unter der Moderation von Dr. André Hülsbömer von Financial Gates, Klemens Breuer von der Raiffeisen Bank International, Hans W. Reich von der Stiftung Kapitalmarktforschung und Dr. Volker Treier vom DIHK.
Hülsbömer richtet den Blick auf die Eigenkapitalausstattung der Banken. Das Leveraging-up der Banken sei seit der Krise unterbunden worden, sagt Schumacher. Unternehmenskredite seien mit Bankeigenkapital zu unterlegen, mithin wirke sich die Eigenkapitalausstattung der Banken auch auf die Unternehmen aus.
Hans W. Reich, früher Chef der KfW, geht auf die Regulierung der Banken unter dem Aspekt ein, welche Finanzierungskultur in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei: Nach dem Krieg gab es kaum Eigenkapital, also sei fremd finanziert worden. Reich betont, dass es bei der Masse der kleinen Unternehmen für diese keinen Weg an den Kapitalmarkt gebe, sie seien auf ihre Banken angewiesen. „Wir sind hier dabei, eine Stabilität für die Realwirtschaft aufzugeben, die ich für wesentlich halte“, sagt Reich. Das Verständnis der Politik für die Verbriefung sei noch nicht hoch. Es werde Transparenz und Vertrauen benötigt, um Verbriefungen aus dem Verdacht zu lösen, Ursache von Finanzkrisen zu sein.
Klemens Beuer, früher im Vorstand der WestLB, erinnert sich an seine ersten Wochen in dieser Bank, in der er die Verantwortung für Treasury übernahm und der Zusammenbruch von Lehmann Brothers zu verkraften war. Das Geschäftsmodell der Wholesale-Finanzierung werde nicht ausschließlich mehr möglich sein. Früher habe man unterstellt, man könne von einem Head Office in Europa aus Liquidität in jedes Land Europas ungehindert transferieren. Die Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass dies nicht gültig sei. Die Liquiditätssteuerung von Konzernen stünde vor Herausforderungen, die bei den Banken auch zu entsprechendem Liquiditätsbedarf führten. „Es ist wichtig, das Thema Verbriefung aus der Schmuddelecke zu holen“, sagt Breuer und zeigt einen geeigneten Weg dafür auf, Unternehmen eine langfristig verfügbare Refinanzierungsquelle zu erschließen.
Reich erläutert, dass Versicherungen sehr hohe Anforderungen an das Eigenkapital auferlegt seien, wenn sie Banken finanzieren. Mithin sei es nicht attraktiv, Banken zu finanzieren. Langfristfinanzierungen werde es unter diesen Bedingungen für die Realwirtschaft nicht geben können. Veränderungen der Geschäftsmodelle der Banken seien von daher zwangsläufig.
Dr. Volker Treier vom DIHK zeigt Widersprüche auf, die einerseits darin liegen würden, dass der Mittelstand seine kurzfristige Finanzierungssituation so gut wie noch nie beurteile, auf der anderen Seite Banken vor neuen Herausforderungen stünden. „Das ist ein kommunikatives Problem. Wenn es den Kreditinstituten nicht gut geht, wird es auch Euch nicht gut gehen. Das muss dem Mittelstand gesagt werden.“ Solvency II, Basel III und das Zusammenspiel der Regulierung könne keinem mehr draußen erklärt werden, das sei eine Herkulesaufgabe.
Reich weist darauf hin, dass man nicht fünf oder zehn Jahre warten könne, um zu schauen, wie Banken mit der Regulierung klarkämen. „Unsicherheit ist das Schlimmste für Investoren. Wenn sie nicht eine klare Planungsgrundlage haben, werden sie nicht investieren.“ Reich unterstreicht das Unsicherheitspotenzial, das Investitionen in Banken verhindere. „Wo ist die Attraktivität von Eigenkapital in Banken für Investoren?“ Auch die vielfältigen Refinanzierungsquellen seien den Banken genommen worden. In den USA frage man immer häufiger nach dem Denominierungsrisiko, das nun bei Banken hinzugekommen sei.
Das Denominierungsrisiko besteht darin, dass Investoren Schuldtitel gegen Banken kaufen, die in Euro denominiert sind, sie aber die Rückzahlung in Escudos oder Griechischen Drachmen erhalten, weil diese Länder zwischenzeitlich aus der Eurozone ausgestiegen sind. Sind Denominierungsrisiken gegeben, ist für Anleger nicht klar, in welcher Währung sie ihr Geld zurück erhalten.
Schumacher berichtet aus dem Ausland, dass zwischen Banken und Staaten immer weniger unterschieden werde: Wenn Staaten ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, würden die Banken dies zu spüren bekommen.
Themen: Anleiherating, Bankenrating, Länderrating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Denominierungsrisiken belasten Bankenrefinanzierung
Kommentare geschlossen.