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Club of Rome Prognose bis 2052
Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2012
Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre – 2052: Jorgen Randers legt im oekom Verlag einen neuen Bericht an den Club of Rome vor, genau 40 Jahre, nachdem „Die Grenzen des Wachstums“ erschienen, die so nachhaltig die Diskussion insbesondere um wirtschaftspolitische Zielsetzungen beeinflussten. Erwartungsgemäß knüpft Randers an die Thesen von damals an und führt sie weiter. Das neue Buch dürfte daher nicht zu einem so spektakulären Umdenken führen wie damals, denn es bekräftigt die damals eingeschlagene Denkrichtung.
Das Buch gliedert sich in drei Teile, „Hintergrund“, „Meine globale Prognose“ und „Analyse“. Es geht um Bevölkerung und Konsum, Energie und Kohlendioxid, Ernährung, die nicht-materielle Zukunft, Zeitgeist und die Zukunft der Regionen. In das Buch eingesät sind kurze Beiträge von Wissenschaftlern und Zukunftsforschern aus verschiedenen Ländern. Hinsichtlich der Gliederung darf man daher nicht wissenschaftliche Trennschärfe der Kapitelabgrenzungen wie bei einer Doktorarbeit erwarten – das Buch ist zwar wissenschaftlich fundiert, aber doch in erster Linie eine interessant geschriebene Darstellung aus der persönlichen Sicht des Autors.
Wer bis nach 2052 eine Prognose fortschreiben will, kann sich kaum auf empirisch belegte Naturgesetze berufen, insbesondere wenn das so wenig berechenbare Verhalten des Faktors „Mensch“ dabei eine so zentrale Rolle spielt. Wer hätte vor 40 Jahren die dramatischen Veränderungen in China vorhergesehen? Oder die Revolution des Web 2.0?
Der veränderten Rolle der Volksrepublik China wird in der neuen Prognose an verschiedenen Stellen breiter Raum gegeben. Bekannte schlechte Nachrichten – z.B. über den ungebändigten Konsumhunger der Chinesen mit entsprechenden Implikationen für den Ressourcenverbrauch – kommen mit guten Nachrichten einher, wie beispielsweise der Erwartung, dass die wirtschaftliche Machtübergabe der USA an China weiterhin friedlich verlaufen werde.
Da sich Randers auch um Modellierung und Quantifizierung seiner Prognosen bemüht, könnte man vermuten, das Buch halte auch Formelsammlungen oder nach Art eines statistischen Jahrbuches auch Zahlenfriedhöfe bereit. Das ist nicht der Fall – das Buch ist nicht zuletzt auch wegen guter Übersetzung durchweg anschaulich und leicht verständlich formuliert.
Der Titel zielt auf ein breiteres Leserpublikum jenseits der Fachzirkel, was u.a. auch in den „20 persönlichen Ratschlägen“ zum Ausdruck kommt: Manche Tipps wird der Leser mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nehmen. „Legen Sie mehr Wert auf Zufriedenheit als auf Einkommen“ wird sicher jeder gerne beherzigen, der sich nicht um Nahrung, Wohnung oder medizinische Grundversorgung mehr Sorgen machen muss. Aber: „Vermeiden Sie eine Vorliebe für Dinge, die bald verschwunden sein werden“, „Erziehen Sie Ihre Kinder nicht zu Naturliebhabern“ oder „Wenn Ihnen die Vielfalt des Lebens am Herzen liegt, genießen Sie sie, solange Sie noch können“ sind einige der Tipps, die zu einer gewissen Untergangsstimmung ausgeweitet werden.
Gar als widersprüchlich mag man die Empfehlungen auf der einen Seite empfinden, die Sehenswürdigkeiten der Welt schnell noch zu besuchen, bevor sie „durch die Menschenmassen ruiniert werden“, auf der anderen Seite, „in hochwertige Unterhaltungselektronik als Ersatz für Realität“ zu investieren. Während letzterer Tipp durchaus einen Ansatzpunkt zur Reduktion entbehrlicher Ressourcenverschwendung enthält, sucht man diesem bei ersterem vergeblich.
Das Buch wendet sich an eine Oberschicht der Weltbevölkerung, indem es zum Beispiel rät, an einem Ort zu wohnen, „der vom Klimawandel möglicht wenig betroffen ist“ und in ein Land zu ziehen, „in dem Entscheidungen getroffen werden können“. Spekulanten warnt es davor, „dass Ihre fossilen Wertanlagen eines Tages plötzlich ihren Wert verlieren werden“.
Schnell noch zu den Sehenswürdigkeiten der Welt zu jetten, bevor es andere tun, gehört zu den irritierenden Tipps von Jorgen Randers, der sich in seinem Buch zuvor über viele Seiten mit der Verknappung der Ressourcen beschäftigt und zur Verantwortung gegenüber späteren Generationen mahnt. Sogar hinsichtlich der zu erwartenden Dominanz der Chinesen kann sich der Leser gelassen zurücklehnen und gemäß Tipp Nr. 11 die Lösung der Probleme der nachfolgenden Generation überlassen: „Raten Sie Ihren Kindern, Mandarin zu lernen“ – ein einfacher Rat, im Vergleich zur Tat, selbst Chinesisch zu lernen.
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