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Griechenland bleibt auf der Agenda
Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2012
Mit 8 % für China und gut 2 % für die USA sieht die Feri EuroRating Services AG, der Ratingagentur aus Bad Homburg, gegenüber ihren Einschätzungen im Frühjahr keinen Anlass, ihre Wachstumserwartungen zu korrigieren. Nicht mehr so positiv ist allerdings die Perspektive für die Eurozone, die von einem Plus in ein Minus korrigiert werden musste, und auch für Deutschland mussten die guten Wachstumserwartungen doch nach unten revidiert werden. Axel D. Angermann von der Feri EuroRating Services führt mit den wichtigsten Ergebnissen seiner weltweiten Konjunkturprognosen in die Herbsttagung ein.
Dreh- und Angelpunkt der konjunkturellen Entwicklung ist heute der Euro. Entsprechend tituliert Angermann: „(Fast) alles hängt am Euro“. Dass für den Euro kein optimaler Währungsraum gefunden wurde, sei theoretisch von Anfang an klar gewesen. Schon zu seiner Studienzeit seien wissenschaftliche Arbeiten zu dem stereotypen Ergebnis gekommen, dass die geplante Währungsunion kein optimaler Währungsraum darstellen könne. In der Praxis habe sich dies nun bewahrheitet. Angermann gibt die politischen Aspekte zu bedenken, denn es sei bei der Einführung des Euros um politische Ziele gegangen. „Ist der Erhalt der Währungsunion wünschenswert? Ja, dann ist die EWU als ein politisches Projekt politisch weiterentwickelt werden.“ Bestreite man das politisch lohnenswerte Ziele, bliebe die Rückkehr zu einzelstaatlichem Handel durch Auflösung der EWU. Angermann zeigt auf, dass der politische Weg nur über eine Integration der Finanz- und Wirtschaftspolitik, der Geldpolitik und der Krisenprävention führen kann.
„Eigentlich ist es verwunderlich, dass man alles mögliche reguliert hat, aber einen wesentlichen Sektor ausgespart hat. Erst jetzt in der Krise kommt man auf die Idee, eine Bankenaufsicht auch auf europäischer Ebene zu organisieren.“
„Wenn man auf uns gehört hätte, wäre Griechenland nicht in der Währungsunion,“ erinnert Angermann, „aber man hat sich offenbar entschieden, Griechenland dabei zu behalten.“ Angermann verweist auf die vorsichtigen Schätzungen der Feri, die schon frühzeitig einer Herabstufung Griechenlands vorsichtig machen. Die aktuellen Entscheidungen zugunsten Griechenlands seien insofern bemerkenswert, da die vorsichtigen Schuldenschätzungen der Feri noch bei weitem übertroffen worden seien: Griechenland ist noch viel höher verschuldet, als für die Austrittsprognose seinerzeit angenommen.
Angermann listet die bekannten Hausaufgaben in Griechenland auf, angefangen vom Bürokratieabbau über Sparmaßnahmen bis zur Reorganisation des Beamtenapparats. „Strukturell passiert in Griechenland nicht das, was Aussicht auf eine erfolgreiche Entwicklung hätte.“ Angermann warnt vor der Hoffnung, dass bloße Sparmaßnahmen eine Wende zum Besseren bringen würden. „Nach einem halben Jahr werden wir wieder an derselben Stelle stehen“, vermutet Angermann, so dass dann erneut die Frage zu stellen sei, ob Griechenland noch gehalten werden könne. „Die Märkte hatten sich auf einen Austritt eingestellt. Daher wäre es auch nicht zu Turbulenzen gekommen.“
Als ernstzunehmendes Argument gegen das Ausscheiden sei das des Präzedenzfalles anzusehen. Das Ausscheiden würde Spekulationen über Portugal usw. auslösen. Umgekehrt könnte aber mit dem Ausscheiden ein klares Signal gegeben werden, dass der Euro eine harte Währung bleibe und sich die Missachtung von Stabilitätskriterien für die betreffenden Staaten nicht lohnt.
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