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Rainer Neske mahnt zur Fairness

Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2013

Das 16. Jahreseröffnungsgespräch 2013 „Bank der Zukunft“ des seit 26 Jahren bestehenden International Bankers Forum widmet sich in Frankfurt am Main traditionell den Zukunftsthemen der Finanzbranche. Rainer Neske aus dem Vorstand der Deutschen Bank AG und Mitglied des Group Executive Committees geht gleich auf die Frage des Vertrauensverlustets der Banken ein.

Neske spricht das „fair share“-Prinzip an, nach dem jede Filiale im fairen Verhältnis sowohl für den Kunden, als auch die Aktionäre der Bank Nutzen bringen sollte. Neske skizziert die unterschiedlichen Interessenlagen von privaten Kunden, internationalen Investoren, Industrie usw. Insbesondere die neuen Technologien führen zu neuen Herausforderungen. „Re-formierte Banken“ werden das Ergebnis der Veränderungen sein. „Wir haben den Vertrauensverlust als vorübergehendes Problem angesehen“, erinnert Neske. Die Beratungsqualität müsse immer wieder kritisch hinterfragt werden, die Rolle in der Gesellschaft wahrgenommen werden. „Wir sollten aufhören, immer auf andere zu zeigen.“

Innerhalb der Finanzindustrie habe man sich gegenseitig schlecht geredet, der Wettbewerb habe dazu angetrieben. Neske will Interessenkonflikte fair gelöst sehen, benennt Neske sein erstes Prinzip. Es sei nicht fair, dem einen Stakeholder etwas zu versprechen, was eine faire Berücksichtigung der Interessen eines anderen Stakeholders unmöglich machen würde. „Wir sind unter Rechtfertigungsdruck, und das ist gut so.“

„Wir müssen Führung zeigen, Führungspositionen mit den richtigen Mitarbeitern besetzen.“ Management heiße vor allem, Menschen zu führen und zu einem Team zu formen. Allein über Bezahlung Loyalität zu kaufen, würde zu Schaden führen. „Wir brauchen Spezialisten, aber auch Generalisten, am besten Spezialisten, die sich zu Generalisten entwickelt haben.“ Banken müssen sich aufrichtig und transparent in die politische Diskussion einbringen, mahnt Neske an. Wer bei der Finanzierung des Sozialsystems immer nur eigene Interessen verfolge, verliere Glaubwürdigkeit.

Das kurzfristige Gewinnstreben, das es vor der Finanzkrise gegeben habe, sei ungesund gewesen. Neske skizziert eine neue „Kultur des Maßhaltens“. Das Internet habe zu einer dramatischen Beschleunigung der Kommunikation geführt und verleite dazu, kurzfristige Erfolge zu suchen. „Unzählige Male habe ich über 10 Jahre gehört, das Privatkundengeschäft würde sich nicht lohnen.“ Inzwischen habe sich gezeigt, wie sehr das Privatkundengeschäft zur Stabilisierung einer Bank beitragen könne.

Die Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft sei auch eine Werteordnung und sei es wert, verteidigt zu werden. Neske warnt vor einer Ökonomisierung der Marktwirtschaft, wenn ethische Werte wie Gerechtigkeit und Verantwortung für das Ganze an den Rand gedrängt würden. „Wir als Unternehmensbürger müssen mit Verantwortung für den Staat übernehmen.“ Der Staat könne nicht bloß Rahmenbedingungen setzen, in denen sich dann Unternehmen allein orientiert am Wortlaut der Gesetze dann frei bewegen würden. Ein solches Verständnis könne nur die Rechtsanwälte erfreuen.

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