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Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen im Stoxx50
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2008
Anlässlich des 60jährigen Jubiläums der UN Menschenrechtskonvention wirft oekom research einen Blick auf die Verbreitung von Menschen- und Arbeitsrechtverletzungen in großen Unternehmen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Vor allem in den Branchen Öl & Gas, Metall- & Bergbau, der Informationstechnologie, und im Einzelhandelssektor finden die Analysten regelmäßig Verstöße. Nachhaltig orientierte Investoren handeln konsequent: Sie schließen Unternehmen, die Menschen- und Arbeitsrechte missachten, aus ihren Portfolios aus.
Die UN Menschenrechtskonvention tritt ein für Freiheit und Unversehrtheit und gegen Ausbeutung und Willkür. Damit bleibt sie auch für die Wirtschaft hochaktuell. Konkrete Forderungen der Charta in Bezug auf unternehmerische Verantwortung sind das Recht auf ausreichende Entlohnung und vernünftige Arbeitszeiten sowie Gewerkschaftsfreiheit. Auch die [Ä]chtung von Sklaven- und Kinderarbeit sowie der Entzug der Lebensgrundlage etwa durch Vertreibung oder Enteignung ohne angemessene Kompensation sind Maßstab für das Verhalten der Konzerne.
Allein für 14 Unternehmen aus dem europäischen Leitindex Stoxx50 haben die Analysten von oekom research massive Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte registriert. Bei den Kontroversen handelt es sich zum Beispiel um Kinderarbeit bei einem Ericsson-Zulieferer in Bangladesch. Zwangsenteignungen und die Zerstörung der Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung sind dem Minenbetreiber Rio Tinto bei seinen Aktivitäten in Indonesien vorzuwerfen. Massive Konflikte verursachen auch die Ölpipelines von Royal Dutch Shell in Nigeria. Dort kommen regelmäßig Menschen in bewaffneten Auseinandersetzungen zu Schaden. Darüber hinaus verseuchen Öl-Lecks [Ä]cker und Trinkwasser der einheimischen Bevölkerung.
Matthias Bönning, Mitglied des Vorstands und Leiter des Analystenteams bei oekom research, erläutert: „Schwere Menschenrechtsverletzungen sind vor allem in den Branchen Öl & Gas und Metall- & Bergbau regelmäßig zu finden. Unsere Analyse von 1.000 weltweit tätigen börsennotierten Unternehmen zeigt, dass sich jedes dritte beziehungsweise jedes fünfte Unternehmen dieser Branchen solchen Vorwürfen gegenüber verantworten muss.“.
Die Auswertung der Daten zu 1.000 Unternehmen ergibt auch, dass massive Arbeitsrechtsverstöße vereinzelt in fast allen Branchen vorkommen. Gehäuft treten sie in Branchen mit einer ausgeprägten Zulieferkette auf, wie Textil, Retail oder IT. Betroffen sind vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Zulieferfirmen in Billiglohnländern – insbesondere Südostasien. „Während besonders schwer wiegende Fälle wie Sklaven- oder Kinderarbeit insgesamt zurück gehen, leiden die Angestellten vor allem in Billiglohnländern unter mangelhaften Gesundheitsvorkehrungen, massiven Zwangsüberstunden und Bezahlungen unterhalb der Mindestlöhne“, erläutert Bönning die Situation.
Das Thema ist am Kapitalmarkt längst angekommen: Ethisch orientierte Investoren schließen Unternehmen mit kontroversen Wirtschaftspraktiken oder Geschäftsfeldern oft systematisch aus ihren Portfolios aus. Dabei steht die [Ä]chtung von Menschen- und Arbeitsrechtsverstößen hoch im Kurs. Matthias Bönning: „Fast 90 Prozent unserer Kunden haben bei der Zusammenstellung ihrer Ausschlusskriterien die Themen Menschen- und Arbeitsrechtverstöße ausgewählt.“
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