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Niedrigzins gegenüber Nachhaltigkeit als Investmenttrend
Von Dr. Oliver Everling | 16.September 2013
Tobias Kramer, Herausgeber der Zeitschrift „Der Zertifikateberater“, skizziert in Frankfurt am Main die Herausforderungen der Anlageberatung. Mit dem Vortragsthema „Was wird aus der Anlageberatung? Überblick über aktuelle Regulierungsvorhaben und deren praktische Auswirkungen auf die Anlageberatung in Deutschland“ geht Ingmar Alde, Abteilungsleiter Sales Retail von der BayernLB, geht ausführlich darauf ein.
Kunden seien enorm verunsichert und „parken“ in der Folge hohe Beträge auf ihren Tagesgeldkonten. Berater werden zunehmen nach Kundenkontakten „verzielt“, warnt Aide. Wichtigstes Ziel müsse es sein, das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Berater zu entwickeln, zu erhalten und zu vertiefen. Die umfassende Afuklärung der Kunden über Chancen und Risiken in der Geldanlage seien dabei unerlässlich. „Nicht das Produkt, sondern die Vermögenssituation des Kunden sollte im Vordergrund stehen.“ Nur so könne er der Realzinsfalle entgehen.
Die aktuelle Zins- und Geldpolitik vernichte die Ersparnisse. „Ein Beispiel aus Bayern: Der Maßpreis lag 1973 bei umgerechnet 1,79 €, die Zinsen bei 9,5 %. Nach 30 Jahren wären daraus 27,24 € geworden, so dass man sich 2003 immerhin zu einem Maßpreis von 6,50 € vier Krüge leisten konnte. Der Maßpreis von 9,50 € bei heutiger Verzinsung und Fortsetzung der durchschnittlichen Maßpreissteigerung werde aber mit Sicherheit dazu führen, dass man sich nach 30 Jahren kaum ein halbes Maß mehr leisten kann.
Die Investition in Tagesgeld vernichte Kapital. Kreditinstitute seien beim aktuellen Zinsniveau umso mehr auf stabile Provisionserträge angewiesen. Berater müssen sich daher konsequent weiterbilden und schulen lassen, um im Kundenverhältnis Vertrauen schaffen zu können. „Die Kunden müssen mit in die Verantwortung genommen werden.“ Aide schließt mit dem für jeden Anleger denkwürdigen Satz „Was wir tun, ist riskant. Was wir nicht tun, auch.“
„Welche Produkte eignen sich noch für den Vertrieb?“, fragt Markus Hamella, Abteilungsdirektor, BayernLB, und geht auf Nachhaltigkeit als entscheidenden Investmenttrend ein. Hamella berichtet über Organisationen, die von den Banken Informationen bis hin zu Details wie dem CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotte verlangen würden.
„Unternehmen kommen in die Situation, mehr Verantwortung tragen zu müssen. Dahinter stecken Herausforderungen unserer Gesellschaft, dass auch die nächste Generation eine lebenswerte Umwelt vorfinde.“ Hamella zitiert sieben große Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung, wie sie von der in München ansässigen Ratingagentur oekom research AG identifiziert wurden.
Sicherheit, Verfügbarkeit, Rendite und Kosten seien traditionelle Aspekte in der Beurteilung von Kapitalanlagen. Hinzu komme der Aspekt der Nachhaltigkeit. Für fast alle Produkte gebe es inzwischen auch eine nachhaltige Alternative, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Beteiligungen, Genusscheine, Geschlossene Fonds, Akttien, Zertifikate, Investmentfonds, Fördersparprodukte, Mikrofinanzanlagen, Immobilien, Rentenversicherungen u.v.m.
„Rein unter Renditegesichtspunkten lohnt sich kaum eine nachhaltige Geldanlage“, meint Hamella, denn regenerative Energien, Gesundheit, ökologischer Landbau etc. würden Geld kosten. „Bei Sparangebotren können die Kunden mitbestimmen, in welchen Bereichen ihr Geld wirken soll.“ Wirkung oder Verzicht seien die beiden Zielrichtungen. Bei Sparangeboten können die Kunden auf Rendite verzichten zu Gunten von ökologischen oder sozialen Projekten.
Kritikpunkte von Kunden trotz verstärktem Bedürfnis nach nachhaltigen Anlageprodukten können nach einer Erhebung des Sustainable Business Institute in schwammiger Definition des Begriffs Nachhaltigkeit, in der Unsicherheit des Kunden, was sich damit bewirken lässt und Misstrauen gegenüber den Versprechungen (Etikettenschwindel) gesucht werden. Kunden suchen Beispiele, wie sich Kriterien auf die Produkte konkret auswirken. Manchen erscheine ein Nachhaltigkeitsprodukt auch unglaubwürdig mit Blick auf die jeweilige Bank.
Drogenhandel, ausbeuterische Kinderarbeit, Menschenhandel, Menschenrechtsverletzungen, Prositution, Pornographie, Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln, Hersteller von kontroversen bzw. geächteten Waffen, die Verkürzung von Abgaben und Steuern, Korruption und Todesstrafen sind Beispiele für (Ausschluss-) Kriterien, mit denen der Anspruch der Nachhaltigkeit konkretisiert werden könne.
Gleich, ob nach Maßstäben von IMUG, von Sustainalytics oder von oekom research AG, die BayernLB schneidet in diesen Ratings überdurchschnittlich gut ab.
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