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Je länger der Horizont, desto besser die Perspektive
Von Dr. Oliver Everling | 23.Dezember 2013
Anleiheinvestoren haben ein äußerst schwaches Jahr 2013 hinter sich. „Auf der Suche nach attraktiveren Renditen, Kapitalschutz und aktienähnlichen Erträgen trafen sie auf gnadenlose Märkte“, kommentiert Robert M. Hall, MFS Institutional Fixed-Income Portfolio Manager. MFS Investment Management ist ein global ausgerichteter Vermögensverwalter mit Investmentbüros am Firmensitz in Boston/Massachusetts.
„Die Ergebnisse waren entsprechend enttäuschend. Anleihen litten unter dem enormen Anstieg der Treasury-Renditen und immer neuen Mittelabflüssen. In einigen Marktsegmenten wie Stadtanleihen und Emerging-Market-Anleihen ist diese Entwicklung noch immer nicht vorüber.“ Hall sieht noch keine Entwarnung: „Hinzu kam die geringe Liquidität am Sekundärmarkt, welche die Credit-Märkte noch immer plagt.“
Als all dies zu einer ungewöhnlichen positiven Korrelation zwischen Treasury-Renditen und Credit-Spreads führte, sei die ohnehin prekäre Lage noch schlimmer geworden. „Die Umkehr der üblicherweise negativen Korrelation drohte unsere Überzeugung in Frage zu stellen,“ skizziert Hall die Dramatik der Entwicklung, „dass die Credit-Spreads der beste Schutz der Anleger gegen steigende Zinsen sind. Selbst jetzt besteht noch das Risiko, dass sich die Spreads ausweiten, während die Staatsanleiherenditen steigen. Der Renditeanstieg dürfte aber geringer ausfallen als im Mai und im Juni.“
Nur wenige Anleiheinvestoren dürften das Jahr 2013 mit eindeutig guten Ergebnissen abschließen. „Mit 0,41 % Ende November ist der in US-Dollar abgesicherte Barclays Global Aggregate Index auf dem besten Wege zu seiner schlechtesten Jahresperformance seit 1994. Die Gewinner dieses Jahres könnten andere sein als anfangs angenommen“, spekuliert Hall. „Vor gar nicht langer Zeit waren Emerging-Market-Anleihen des Anlegers liebstes Kind.“ Nach einer relativ schwachen Wertentwicklung – insbesondere der „wackligen Fünf‘‘ Brasilien, Indonesien, Indien, Türkei und Südafrika – haftet Emerging-Market-Anleihen ein Makel an, den sie wohl eine Weile nicht abschütteln können.
Die augenscheinlich stabilen und verlässlichen US-Investmentgradeanleihen seien weniger volatil gewesen als viele andere Spread-Produkte. Dennoch hätten sie an Wert verloren und sich nur wenig besser entwickelt als US-Treasuries (47 Basispunkte Mehrertrag von Januar bis Ende November), die in diesem Jahr höchstwahrscheinlich das Schlusslicht sein werden.
„Andererseits waren High-Yield-Anleihen Anfang 2013 überbewertet und werden dies vermutlich auch Ende des Jahres sein. Dennoch haben sie bis zum 30. November recht ordentliche laufende Erträge von 6,87 % erzielt.“ Da stellt sich für Hall die Frage, ob die Coupons High Yield auch im nächsten Jahr retten können – trotz der Überbewertung, schwächerer Kreditkennziffern und weniger gläubigerfreundlichen Emissionsbedingungen.
„Mit einem ausreichend langen Anlagehorizont und dem Zinseszinseffekt vor Augen sind wir recht optimistisch. Üblicherweise verlieren oder gewinnen Anleihegläubiger nicht über ein Jahr oder gar zehn Jahre. In der Vergangenheit waren Anleihe-Baissen immer recht kurz“, gibt Hall Mut. In den 38 Jahren seit seinem Bestehen habe der Barclays US Aggregate Bond Index in 93 % aller Monate positive gleitende 12-Monats-Erträge erzielt, in 98% aller Monate positive 24-Monats-Erträge, in 99 % aller Monate positive 36-Monats-Ertrage und ausnahmslos immer positive 60-Monats-Erträge.
„Der bei steigenden Zinsen unvermeidbare Kursrückgang ist zwar für Anleihegläubiger ungünstig,“ verkennt auch Hall nicht, „aber es gibt einen Ausgleich. Die Wiederanlage der Coupons zu höheren Renditen kann am Ende zu einer höheren Langfristperformance führen – höher als wenn die Zinsen niedrig geblieben oder sogar noch gefallen wären. Wer also Geduld hat, wird wahrscheinlich feststellen, dass die Zeit für ihn arbeitet.“
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