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Unsicheres Aprilwetter im Arabischen Frühling
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2014
Die politischen Risiken im Nahen Osten und Nordafrika (MENA-Region) haben sich für ausländische Investoren infolge der durch den Arabischen Frühling entstandenen Instabilität und Unsicherheit deutlich erhöht. Laut der von Marsh und Maplecroft veröffentlichten Political Risk Map 2014 ist in über 60 Prozent der Länder der MENA-Region die politische Gewalt seit 2010 sprunghaft angestiegen.
Die jährlich veröffentliche Landkarte politischer Risiken – ein gemeinsames Projekt des Industrieversicherungsmaklers und Risikoberaters Marsh und des auf Risikoanalyse und Kartenerstellung spezialisierten Unternehmens Maplecroft – stützt sich auf den von Maplecroft herausgegebenen Political Risk Atlas für 2014 und soll Auskunft über die sich verändernden politischen Risiken in 197 Ländern geben. Dazu zählen gewaltsame Konflikte, Terrorismus, gesamtwirtschaftliche Stabilität, Rechtssicherheit, das aufsichtsrechtliche Umfeld und die regulativen Rahmenbedingungen für Unternehmen.
Angaben der Political Risk Map zufolge sind seit 2010 in 17 Ländern die politischen Risiken deutlich gestiegen. Mehr als die Hälfte dieser Länder liegen in der MENA-Region. Der stärkste Anstieg war in Syrien zu beobachten, das nun das risikoreichste Land nach Somalia ist. Erstmals wird Ägypten als Land mit „extrem hohem“ Risiko politischer Gewalt eingestuft. Diese Verschlechterung ist auf die Ausschreitungen nach dem Militärputsch und die vermehrten terroristischen Aktivitäten auf der Sinai-Halbinsel zurückzuführen.
Die meisten Länder, die einen Anstieg der politischen Gewalt verzeichneten, lagen laut der Political Risk Map im vergangenen Jahr in Ostafrika. „Der Anstieg der politischen Gewalt in Ostafrika stellt ausländische Unternehmen, deren Interesse durch den Fund umfangreicher Öl- und Gasreserven in der Region geweckt wurde, vor beträchtliche Herausforderungen“, erklärt Alyson Warhurst, CEO von Maplecroft. „Hauptverantwortlich für das rasch gestiegene politische Risiko in der MENA-Region und andernorts sind die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Risiken, die der Maplecroft-Index für strukturelle politische Risiken erfasst.“
Seit 2010 ist das politische Risiko in folgenden sechs Wachstumsmärkten insgesamt beträchtlich gesunken, so dass sich hier auch Chancen bieten: auf den Philippinen, in Indien, Uganda, Ghana, Israel und Malaysia. Diese stetige Verbesserung lasse sich teilweise durch einen Rückgang der politischen Gewalt auf den Philippinen, in Indien und Uganda sowie bedeutende Fortschritte auf Regierungsebene in Malaysia und Israel erklären, so der Bericht. Zudem konnten Marsh und Maplecroft feststellen, dass auch eine positive Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds dazu beigetragen hat, das Gesamtrisiko in diesen wichtigen Volkswirtschaften zu mindern.
„Unternehmen mit ausländischen Direktinvestitionen und grenzüberschreitenden Verträgen agieren weiterhin in einem sich rasch wandelnden, äußerst volatilen globalen politischen Umfeld, in dem die Lage schnell eskalieren und somit negative Folgen verursachen kann“, sagt Tobias Federkeil, Experte für politische Risiken bei Marsh. Dass auch für die deutsche Wirtschaft wichtige Absatzmärkte gefährdet sind, haben die Proteste in Brasilien und der Türkei im Jahr 2013 verdeutlicht. Wirtschaftliche und soziale Fortschritte können den Druck auf das politische System noch erhöhen, wenn sie nicht von politischen Reformen begleitet werden. „Es ist unerlässlich, dass Unternehmen genauestens über die wichtigsten Entwicklungen in diesen Ländern informiert sind und Konzepte zum Schutz ihrer von unvorhersehbaren politischen Veränderungen und Gewalt bedrohten strategischen Interessen entwickelt haben“, so Federkeil.
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