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Geld als Spiegel der Persönlichkeit
Von Dr. Oliver Everling | 28.März 2014
„Wenn es stimmt,“ so die Folgerung von Monika Müller von FCM Finanz Coaching aus Wiesbaden, „dass Geld ein Spiegel ist – was sehen wir dann, wenn wir aufs Geld schauen? Wir sehen im Geld uns selber mit allen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen, die wir uns setzen. Geld ist vom Grund her neutral und spiegelt somit auch unsere Schatten, wie C.G. Jung sie nannte. Unsere Schatten, das sind die Seiten, die wir an uns ablehnen. Das können die Dinge sein, die wir nicht sein möchten und alles was wir gelernt haben, dass ‚man‘ es nicht tut.“
Die „Geldlandkarte“ zeige, so Müller, welche Bedürfnisse wir auf Geld übertragen. Geht diese Rechnung denn auf? Nein, so Müller, denn der Spiegel „Geld“ ist eine Illusion. „Das was wir dort sehen ist nicht im Außen, sondern in unserem Inneren wirksam.“ Das Geld sei „nur“ eine Projektionsfläche und könne die Aufgaben, die wir ihm übertragen, nicht für uns lösen.
„Kennen Sie Beispiele aus Ihrem Lebensumfeld? Haben auch Sie einen Freund,“ regt Müller zum Nachdenken an, „der Ihnen erzählt, dass er frei sein wird, wenn er erst mal viel Geld oder das Haus, das er mit seinem Geld finanziert hat, besitzt? Nehmen wir diese Aussage einmal wörtlich. Welche Wahrheit steckt in diesen Worten: Wer sein Haus mit Freiheit verwechselt, der macht auf dem Weg zu diesem Besitz vieles für Geld – auch viele Dinge, die ihm nicht gefallen. Damit könnte man sagen, er ist auf dem Weg zur Freiheit unfrei. Auf den ersten Blick ist er abhängig von einem Arbeitgeber, der Bank, seiner Frau.“
Und auf den zweiten Blick wird klar, so Müller: „Die größte Abhängigkeit erlebt er durch das Festhalten an seinen eigenen Überzeugungen. Frei sein kann ich nur, wenn ich frei bin mit und ohne Geld! Bei Geldanlagen spielt oft auch die Sicherheit eine große Bedeutung. Doch hier lauert die gleiche „Wahrnehmungsfalle“.
„Wann macht Geld mich sicher? Ab welchem Betrag ist es soweit? Schreiben Sie doch selbst einmal eine Zahl auf ein Blatt Papier,“ fordert Müller auf, „von der Sie denken: Wenn ich so viel Geld habe, dann bin ich sicher. Sind es 20.000 €, 100.000 €, ist es die berühmte Million oder mehr? Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Sie ein solches Ziel erreicht haben? Was ist dann? Wohin mit dem Geld? Unters Kopfkissen, auf die Bank, in welches Produkt?“
Menschen gehen zur Bank und verlangen für ihr Geld eine sichere Anlageform. Damit steckt die Bank in der Klemme. „Wäre sie ehrlich, dann müsste sie sagen, dass es die gewünschte Sicherheit nicht gibt. Doch die Bank will Geld verdienen, und so werden Versprechen gemacht, die Kunde und Berater statt in die Sicherheit in die Unsicherheit führen. Die Stabilität in der Beziehung zwischen Bank und Kunde ist auf dieser Basis in den letzten Jahren immer geringer geworden. Beiden wird zunehmend bewusst: Das Arbeiten mit uneinlösbaren Annahmen ist“, warnt Müller, „wie ein Spiel mit dem Feuer. Mangels Alternativen spielen aber beide Seiten weiter – und Biedermeier und die Brandstifter lassen grüßen.
„Sicherheit, die ich nicht in mir spüre – mit und ohne Geld – ist flüchtig. Oder sie ist weit weg und ich muss ein hohes Risiko eingehen, um das Geld und damit die vermeintliche Sicherheit wieder zu erlangen. Menschen, die zur Sicherheit Goldbarren gekauft haben, wollten die Barren in den letzten Jahren möglichst in unmittelbarer Nähe wissen“, argumentiert Müller.
Warum? „Sie erlebten: Die Sicherheit ist nur so lange spürbar, wie alles ‚sicher‘ ist. Paradox sagen Sie – ja das ist es. Ist alles sicher, dann brauche ich kein Gold. Ist alles unsicher, dann ist es auch das Gold im Tresor in der Schweiz. Auch nachhaltige und ökologische Geldanlagen können nur das ethische Empfinden nachbauen, das der Kunde in sich trägt. So sind sie für den einen die Auslagerung des schlechten Gewissens und für den anderen tatsächlich eine Möglichkeit, eigene Werte abzubilden. Dazwischen bewegen sich viele Menschen auf einem schmalen Grat. Denn sie übertragen beide Aufgaben unbewusst aufs Geld.“
Müller: „Sie denken einerseits nachhaltig und risikobewusst und anderseits wirken ihre Ängste unbewusst weiter. Sie fühlen sich gestresst, unfrei oder können die Macht, die ihnen mit dem Besitz von Geld und der Geldanlage zukommt, nicht spüren und nutzen.“ Dadurch würden sie sich mit ihrem „Geld“ unbewusst fahrlässig verahlten, so Müller. „Und schlussendlich nehmen sie die Verantwortung, die im Geld steckt, nicht voll und ganz an. Nachhaltiges und stabiles Wirtschaften beginnt mit meinem inneren Haushalt. Wer sich seiner Projektionen auf Geld bewusst ist, der hat die Chance, kluge und nachhaltig wertvolle Entscheidungen zu treffen. Fangen Sie gleich damit an: Nehmen Sie einen Zettel zur Hand und beantworten Sie in aller Ruhe die Frage: Was ist Geld für mich? Ersetzen Sie anschließend die Frage durch den Satzanfang: Ich bin…“
Monika Müller von FCM Finanz Coaching ist Referentin der Theodor-Heuss-Akademie auf dem kommenden Seminar “Nachhaltigkeitsrating”. Dazu lädt die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ein. Die Veranstaltung findet vom 09. – 11. Mai 2014 in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach statt. Das Detailprogramm findet sich auf der Homepage der Stiftung unter folgendem Link: https://shop.freiheit.org/#!/events/id/qefmv Anmeldungen direkt an Frau Bärbel Beer, baerbel.beer@freiheit.org.
Themen: Nachhaltigkeitsrating, Risikoprofiling | Kommentare deaktiviert für Geld als Spiegel der Persönlichkeit
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