« Thomas Morgenstern verlässt Scope | Home | Neue Ansätze für das quantitative Asset Management »
Derivative Finanzinstrumente
Von Dr. Oliver Everling | 22.Juni 2014
Bei der 4. Auflage „Derivate Finanzinstrumente – -Eine anwendungsorientierte Einführung“ aus dem Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart handelt es sich um ein reifes Lehrbuch. Sein Autor, Prof. Dr. Martin Schmidt, lehrt Statistik, Volkswirtschaft und FInanzwirtschafft an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen.
Seit der ersten Auflage 1999 haben derivative Finanzinstrumente Hhen und Tiefen erlebt, nicht nur, weil es der Natur ihrer Bewertungen entspricht, sondern auch im Ansehen des Bankwesens. Zunächst galten derivative Finanzinstrumente als Inbegriff für Wissenschaftlichkeit in Bankgeschäften, denn Derivate erlaubten höchst komplexe, strukturierte Finanzierungen. Zahlreiche Karrieren namhafter Banker gründeten sich auf dem besseren Verständnis der mit diesen Instrumenten verbundenen Finanzmathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Die FInanzkrise ab 2007 versetzte dem Geschäft mit Derivaten einen schweren Schlag, da doch in der Spekulation mit den aus „Underlyings“ abgeleiteten Geschäfften nicht zuletzt wegen gefährlicher Hebelwirkungen und Kettenreaktionen eine Ursache der Krise gesehen wurde – vorschnell, wie zum Beispiel immer wieder vom Deutschen Derivate Verband (DDV) argumentiert wurde, denn der Zertifikatehandel in Deutschland hatte zum Beispiel wenig mit der Immobilienblase in den USA oder strukturierten Finanzierungen zu tun, die in den Vereinigten Staaten zu massenhaften Herabstufungen im Rating führten.
Inzwischen scheint wieder mehr Normalität in den Markt zurückgekehrt zu sein, wenn auch das Geschäftsvolumen in den meisten Derivaten noch weiter hinter dem Niveau vor der Krise zurückbleibt. In jedem Fall lohnt sich die Besinnung auf die vielen sinnvollen und nützlichen Anwendungsbereiche von derivativen Finanzinstrumenten und mithin auch ihr Studium.
Das Buch von Schmidt wird dem Anspruch an ein gutes Lehrbuch voll gerecht, denn es vermittelt nicht nur die Grundlagen und das Verständnis für Termingeschäfte, Swaps und Optionen, sondern geht auch speziellen Anwendungen nach. Jedes Kapitel beginnt mit Lernzielen und einer Einführung, diie wesentliche Punkte hervorhebt. Das Buch ist sehr gut lektoriert und durchstrukturiert, das zielgerichtetes Lernen ermöglicht. Hervorhebungen im Text, Merksätze ,Tabellen und Grafiken machn das Buch abwechslungsreich.
Schmidt begrenzt die Mathematisierung aufs Notwendige. Online finden sich auf www.schaefffer-poeschel.de/webcode ergänzende Unterlagen, insbesondere auch Aufgaben sowie Lösungen, was besonders praktisch zum Wiederholen des Stoffes ist. Wie der Test zeigt, lassen sich die Excel-Tabellen sogar problemlos auf einem Smartphone öffnen, so dass bei jeder Gelegenheit damit gearbeitet werden kann. Neben Wiederholungsfragen bietet das Buch natürlich auch Literaturhinweise, wobei das Buch bereits eine abgerundete Einführung bietet.
Mit sparsam eingestreuten „Geschichten am Rande“ lockert Schmidt die teils trockene Materie durch unterhaltsame, aber dennoch an der Sache orientierten Anekdoten oder Bemerkungen auf. Zur Kontrolle des Erlernten sind auch die Auflistungen von Schlüsselbegriffen nützlich, wobei Schmidt der Versuchung widersteht, einfach jede noch so drollige Begriffsbildung, die im Laufe der Jahre in der Praxis mal zur Mode wurde, hier aufzulisten. So erfährt der Leser die Begriffe, die für die Kommunikation mit Derivateprofis unentbehrlich sind.
Themen: Rezensionen | Kommentare deaktiviert für Derivative Finanzinstrumente
Kommentare geschlossen.