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Kurzweiliger Schreck ungedeckten Geldes

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2014

Wem die Lektüre der Werke von Ludwig von Mises und daraus selbst die Konsequenzen abzuleiten zu mühsam erscheint, findet mit dem Buch von Andreas Marquart und Philipp Bagus eine kurzweilige Alternative, die zugleich pointiert auf heutige Probleme unseres ausufernden Schuldensystems fokussiert ist: „Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden: … und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielem“. Das Buch stützt sich im wesentlichen auf das wissenschaftlich tiefe und breite Fundament der Österreichischen Schule.

Das Buch stützt sich somit auf gesicherte Erkenntnisse. Da diese schon vor Jahrzehnten formuliert und immer wieder kritisch hinterfragt und diskutiert wurden, liegt der Wert dieses neuen Buches daher weniger in neuen Thesen und Theorien, sondern in den praktischen Denkanstößen, den vielen Beispielen aus der Praxis sowie der aufrüttelnden, manchen auch provozierenden Sprache.

„Wenn Sie nun erwarten,“ leiten die Autoren in ihr Buch ein, „dass dieses Buch eine Hetzschrift gegen die ‚bösen‘ Reichen und Unternehmer ist, die ihre armen Arbeitnehmer ausbeuten und die man mit Gesetzen zwingen muss, höhere Löhne oder Mindestlöhne zu zahlen, dann täuschen Sie sich.“

Die Autoren gehen vielmehr bis an die historischen Quellen des Geldes zurück und stellen fest, „dass dieses Geld irgendwann einmal nicht Geld, sondern einfach nur Ware war. Und weil diese Ware häufig gehandelt wurde, genau wie in unserer Geschichte, wurde diese Ware plötzlich zu Geld oder Warengeld, ganz ohne staatliche Autorität.“

Nicht nur in der Politik, sondern auch wer Volks- oder Betriebswirtschaftslehre studiert, wird kaum je ernsthaft hinterfragt, ob es nicht bessere Alternativen zu „der“ Notebank gibt, sondern meist nur die Funktionen einer Notenbank aufgezählt. „Bei jedem anderen Produkt würden sich die Verbraucher über die Monopolstellung eines Produzenten beklagen. Bei unserem Geld tut das niemand. Warum nicht? Mal ganz ehrlich, haben Sie sich jemals gefragt, warum der Staat für unser Geld zuständig ist?“

Die Autoren rütteln an Glaubenssätze, die heutzutage im deutschen Staatsfernsehen – ARD, ZDF usw. – praktisch als Wahrheiten präsentiert werden: Inflation ist nach „offizieller“ Ansicht unabdingbar, es „drohe“ die Deflation. Tatsächlich muss es erstaunen, wie viele Menschen diesen Lehren bedingungslos folgen, obwohl sie zu Hause im Haushalt wohl kaum etwas anderes als Klagen über Teuerungen und das knappe Haushaltsgeld hören. „Also, wir haben nichts gegen fallende Preise. Und Sie? Die Notenbank scheint aber etwas dagegen zu haben. Warum? Weil in einem Papiergeldsystem fallende Preise sich zerstörerisch auswirken.“

Was sich wie ein Scherz liest, ist bittere Wahrheit: „Wir überlassen unser Geldwesen also Menschen, die scheinbar nicht einmal in der Lage sind, einen Flughafen fristgerecht fertigzustellen. Aber beim Thema Geld kennen die sich ja sicher aus. Zugegebenermaßen ist das Funktionieren unseres modernen Geldsystems alles andere als trivial.“

Die Darstellungen von Marquart und Bagus lassen Zweifel daran aufkommen, ob die Monopolisierung der Geldschöpfung in der Hand von sehr wenigen Menschen wirtschaftlich begründet und gerecht ist. „Dürfen Sie Geld am Computer schaffen und anderen auf ihren Konten gutschreiben und dafür Zinsen kassieren? Nein, aber die Banken dürfen’s. Wieso dürfen die das und wir nicht?“

Die Autoren zeigen auf, wie schon durch Wortwahl und Definitionen der „Schwarze Peter“ der Finanz- und Wirtschaftskrisen Menschen zugeschoben wird, die dafür letztlich nicht verantwortlich sind: „Durch die Definition der Inflation als Teuerung wird von den Gründen abgelenkt. Man kann den Schwarzen Peter dann viel leichter anderen zuspielen. Dann war es eben der böse kapitalistische Eisverkäufer oder die raffgierige Erdölindustrie, die die Preise erhöht haben, um sich zu bereichern.“

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Verwunderung“ über die „mangelnde“ Inflation trotz ungeheurer Geldmengenvermehrungen sind auch die Nachweise der Autoren zu folgender Überlegung wichtig: „Inflation als Teuerung zu bezeichnen ist so, als ob man ein Symptom einer Krankheit mit seiner Ursache verwechselt. Aber nicht das Fieber ist die Krankheitsursache, sondern die Viren im Körper. Genauso ist der Preisanstieg nur eine Folge der Geldmengenausweitung. Er ist noch nicht einmal eine notwendige Folge.“

„Fallende Preise sind das natürliche Ergebnis von Wirtschaftswachstum. Eine wirklich demokratische Art, den Produktivitätsfortschritt der breiten Bevölkerungsmasse zugutekommen zu lassen.“ Warum auch die heutige Bundesregierung sich nach Kräften dieser Wohlstandssteigerung trotz umgekehrter Lippenbekenntnisse entgegenstellt, macht das Buch von Marquart und Bagus klar.

Im Kern leidet unser Finanzsystem demnach an den Verlockungen des Goldschürfens: Wer als erster das Gold findet und in Umlauf bringt, genießt bei (noch) niedrigen Preisen einen Wohlstandsvorteil, da das zusätzliche Gold nur langsam auch Preisanpassungen in der gesamten Volkswirtschaft zur Folge hat. Im Unterschied zum Goldschürfen ist die heutige Produktion von Geld jedoch gänzlich mühe- und nahezu kostenlos, denn sie erfolgt tagtäglich per Mausklick. Diese Verlockung ist es, denen Regierungen auf allen Kontinenten verfallen sind.

Im Mittelpunkt des Buches steht mithin der Cantillon-Effekt. Wer zuerst an billige Kredite kommt, profitiert von den niedrigen Preisen für Sachwerte (vor allem Aktien und Immobilien). Dagegen ist der gewöhnliche Sparer im Nachteil, weil er außer Haus und Hof keine Sachwerte hat, die er beleihen könnte. Zudem steigen die Preise für Sachwerte schneller als die Zinseinnahmen auf Sparguthaben. Diesen Prozess erläutern die beiden Autoren aus Sicht der österreichischen Schule der Nationalökonomie und beleuten die Rolle des staatlichen Notenbankmonopols in Verbindung mit dem Fiat-Geldsystem.

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