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Endspiel der Spielverderber?

Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2015

„Ich verstehe absolut die Gründe für die Aufhebung des Euro-Mindestkurses für den Schweizer Franken. Aber wie die meisten Marktteilnehmer, bin ich enttäuscht über die Art und Weise, wie die Schweizerische Nationalbank diese Maßnahme kommuniziert hat“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank. Die größere Frage sei jedoch: Warum trauen die meisten Leute den Zentralbanken überhaupt noch?

Jakobsen titelt seinen Kommentar mit „Endspiel der Zentralbanken“. Anders als bei einer Fußballweltmeisterschaft droht dieses Endspiel jedoch ohne Begeisterung und Applaus zu bleiben, insbesondere ist zweifelhaft, ob es zu einem krönenden Abschluss mit einem klaren Sieger kommt.

„Wenngleich die positive Stellungnahme von Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH) zum umstrittenen Anleihekaufprogramm (OMT) der Europäischen Zentralbank (EZB) einige Leitplanken aufzeigt,“ sagt Von Walter Sommer, Geschäftsführender Gesellschafter von GS&P Grossbötzl, Schmitz & Partner, „so bleibt es dabei: die Notenbanken nehmen heute eine besondere, dominierende und auch sehr gefährliche Rolle ein. Von der amerikanischen FED über die britische BoE und die japanische BoJ bis hin zur europäischen EZB besitzen diese Institutionen mittlerweile eine Machtfülle, die sowohl von Investoren als auch von Politikern dankbar angenommen wird.“

„Die wichtigsten Zentralbanken behaupten unabhängig zu sein, aber sie sind alle letztendlich unter der Kontrolle der Politik“, sagt Jakobsen. So seien in den vergangenen acht Jahren der Eurokrise alle einzelnen Kriterien des EU-Vertrags verletzt worden, nur um die „Show“ am Laufen zu halten. „Daher kann es nur eine Schlussfolgerung geben: Unabhängige Zentralbanken gibt es nirgendwo. Zwar gibt es einige, die es vorgeben zu sein. Aber keine, die in einem politischen Vakuum operieren“, sagt Jakobsen.

Chefvolkswirte müssen sich durch die Politik der Zentalbanken „vorgeführt“ fühlen, denn mit ökonomischer Rationalität, mit dem theoretischen Fundament der Volkswirtschaftslehre und ihrem Erfahrungswissen über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge haben die Aktionen der Zentralbanken nicht mehr viel zu tun. Insbesondere wird deutlich, dass fehlendes Wachstum und sinkende Beschäftigung insbesondere damit zu tun haben, dass in Europa und anderen westlichen Ländern nicht mehr marktwirtschaftliche Prinzipien, die Koordination von Angebot und Nachfrage über den Markt, für eine effiziente Allokation der Ressourcen sorgt. Erratische fiskal- und geldpolitische Eingriffe, staatliche Regulierung und Politik sind an die Stelle von Marktlaunen getreten und haben im Ergebnis die Situation nicht verbessert.

Jakobsen wäre nicht überrascht, wenn die Schweizer Regierung die Nationalbank in der vergangenen Woche bei dieser Maßnahme überstimmt hätte. „Die interessante Frage für diese Woche lautet: Wird die deutsche Bundesregierung die Bundesbank bezüglich eines Quantitative Easing-Programms überstimmen, um das Gesicht der Eurozone zu wahren?“ Für Jakobsen ist es wahrscheinlich.

Viele Zentralbanken würden die SNB für ihre Entscheidung beneiden, da sie zumindest versucht hätten, eine gewisse Kontrolle über ihr Schicksal wieder zu erlangen. „Es bleibt jedoch dabei: Als Gruppe haben die Zentralbanken ihre Glaubwürdigkeit verloren. Wenn die EZB in dieser Woche ein QE-Programm startet, wird es der Anfang vom Ende der Zentralbanken sein“, sagt Jakobsen abschließend.

Die Veröffentlichung einiger Details zum QE-Programm der EZB stießen auf Interesse, heißt es im Bayerische Landesbank Research. „Schätzungen zufolge wird der EZB-Rat auf der Januar Sitzung am Donnerstag, aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Inflationserwartungen, eine deutliche Ausweitung der QE-Kaufprogramme auch auf Euro-Staatsanleihen beschließen. Wie EZB-Präsident Draghi mitteilte,“ berichtet das Bayerische Landesbank Research, „sollen diese Käufe über die Bilanzen der nationalen Notenbanken laufen, um eine Risikoverteilung auf andere europäische Staaten zu vermeiden. Dennoch werden die aktuellen Pläne der EZB von den meisten Marktteilnehmern mit Skepsis betrachtet, da einerseits das Volumen niedrig angesetzt ist und andererseits ein Weg in Richtung schleichender fiskalischer Vergemeinschaftung der Haftung eingeschlagen wird.“ Die Märkte haben die EZB-Anleihenkäufe auf jeden Fall „eingepreist“, urteilen die Analysten aus München.

Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag wie erwartet mit der Ankündigung umfangreicher Käufe von Staatsanleihen ein starkes Zeichen setzen, so sei dies „leider kein gutes Zeichen“, sagt der Finanzanalyst Antonio Sommese. „Wenn die nationalen Notenbanken die Staatsanleihen des eigenen Landes aufkaufen, bedeutet das letztlich nichts anderes, als dass sich die EZB aus der Verantwortung stiehlt“, gibt der Finanzexperte zu bedenken, und spricht von einem „faulen Kompromiss“.

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